Zum Erfolg von Reinhold Mehling
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist für mich gleichbedeutend mit einem erfüllten Leben, in welchem ich einen Platz und eine Lebensaufgabe gefunden habe. Desgleichen benötige ich die Resonanz der Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, ob mein Tun auch Niederschlag findet. Es hilft mir sehr, wenn ich merke, daß ich auf einem guten Weg bin. Dabei kann es vorkommen, daß ich den eingeschlagenen Weg korrigiere und meine Ziele neu definiere.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich möchte jede Situation als eine Chance wahrnehmen, eine Chance, zu lernen, Neues in mir zu entdecken, zu entwickeln, mit anderen zu erarbeiten und an sie weiterzugeben. Mit 50 habe ich erkannt, daß ich auch einen Wert jenseits von Leistung habe, und den Mitmenschen am meisten geben kann, wenn ich sie an der Freude zu leben teilhaben lasse. Ohne Zwang entwickeln sich dann ganz wunderbare Dinge. Jenseits von Reglementierungen muß man die Dinge einfach nur zulassen. Bei Familienaufstellungen lerne ich auch selber, daß vieles entsteht, je mehr ich loslasse - ohne Kontrolle und Normen. Ich entdecke täglich neue Wunder.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Probleme gehören zum Leben dazu, damit wird deutlich, daß der Mensch nicht größenwahnsinnig wird. Für mich persönlich bedeutet das, ewig Sehnsucht nach etwas Größerem zu haben. Ich selbst reife immer mehr an überstandenen Problemen und Aufgabenstellungen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ja, meine Eltern - mit allen Vor- und Nachteilen. Ich habe andere Menschen kennengelernt, die mir geholfen haben, zu unterscheiden - aus den Begrenzungen habe ich mich nach und nach befreit. In meinem Leben gab es vieles, was mich zu sehr eingeengt hat. Sehr wichtig für mich war ein Kollege, der mich als Mensch gesehen hat, mit all meinen Fähigkeiten, Herzenswünschen und Sehnsüchten. Die meisten Menschen wollten immer nur das Beste in mir sehen, womit ich unter Druck geriet, zu entsprechen und mich anzupassen. Er jedoch erweckte in mir, daß ich eigene, kritischere Wege ging. Dafür bin ich sehr dankbar. Die Partnerschaft mit meiner Frau hat mich immer wieder herausgefordert, meinen einsamen Weg zu korrigieren und mich bis heute darauf einzulassen. Es ist nicht immer einfach, dennoch wunderschön, da ich damit eine Heimat gefunden habe, und da es uns gelungen ist, unseren Kindern ein Nest zu bauen. In einem Männerseminar habe ich meine Kraftquellen als Mann entdeckt - in der Phase über 50 sehe ich dies als eine meiner Lebensaufgaben. Spiritualität ist eines meiner wichtigsten Themen geworden.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Ich stehe im Moment in meiner Praxis vor der Aufgabe, etwas Neues zu entwickeln, und da gibt es einige Optionen, wo ich auch investieren müßte. Hier hoffe ich auf eine gute Entscheidung.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Die Vereinbarkeit dieser beiden Bereiche ist nicht einfach, die Zeit ist leider knapp. Meine Frau und ich erstellen gemeinsam einen Plan, in dem unsere Verantwortung aufgeteilt wird. Wir legen auch Wert auf Zweisamkeit, verreisen gerne oder gestalten Haus und Garten. Eine gute Koordination, Transparenz und die Bereitschaft, alles zu besprechen, sind uns wichtig.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
In Zukunft wird eine unserer größten Aufgaben sein, Frieden in der Welt herzustellen. Frieden beginnt im Herzen und in jedem selber, in der Art, wie er mit Problemen und mit seinen Mitmenschen umgeht. Frieden beginnt damit, daß wir uns selbst zu sehen lernen, daß wir uns unserer Eigenverantwortlichkeit bewußt werden und lernen, die Verantwortung für andere loszulassen. Viele Jugendliche tragen unbewußt die Probleme für ihre Eltern mit, die sie eigentlich nichts angehen und die sie loslassen könnten - diese Art von Verbundenheit und vermeintlicher Liebe. Hier ist Aufklärung zu betreiben: Was ist wirklich Liebe? Wie finden wir Liebe? Ein Aspekt dabei ist, daß wir diese Liebe nur in uns selber finden können - der andere erinnert uns nur daran, nicht mehr. Wir müssen unseren Nächsten entlasten, er kann uns nicht glücklich machen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Solange ich hier noch an der Schule unterrichte, wünsche ich mir, daß es gelingt, weiterhin ein gutes Miteinander zwischen Lehrern und Schülern in einer menschenwürdigen Entwicklung zu erreichen. Meinen Beitrag werde ich dazu leisten.