Zum Erfolg von Gerhard Svrcek-Seiler
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Meine Neugier zu befriedigen, dabei größtmögliche Freiheit zu haben, eigene Konzepte durchsetzen zu können - all das empfinde ich als persönlichen Erfolg. Auch wenn es nicht sehr populär klingt: Erfolg zu haben bedeutet für mich auch, Macht zu haben. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Viel zu arbeiten, gerne zu arbeiten und Glück zu haben ist wichtig für den Erfolg. Gute Lehrer begleiten einen durch Schule, Studium und Ausbildung. Man darf den Glücksfaktor bei einer Karriere nicht unterschätzen. Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Ich konnte mir auf jedem Gebiet mein eigenes Konzept erarbeiten und es durchsetzen. Ich habe ja auch gesundheitspolitisch einiges bewegt. Originalität, Visionen auch im kleinen geben einem Ziele, die, umgesetzt, dann als Erfolg wahrgenommen werden. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Hofrat Dozent Dr. Herbert Sighart war eine der prägenden Persönlichkeiten für mich. Bei ihm hatten bei der Besprechung nach der Chefvisite auch die Putzfrauen das Wort. Er sagte zu mir, meinen falschen Ehrgeiz zurechtrückend: Du mußt lernen, die Patienten sterben zu lassen; lerne, zu erkennen, wann es soweit ist! Diese Erkenntnis war für meine zukünftige Haltung entscheidend. Auch Primarius Dr. Karl-Heinz Boysen zeigte mir, was Psychiatrie in Menschlichkeit ist; er ließ mir stets die für mich notwendige Freiheit. Wir Jungen fürchteten alle den strengen Ärztlichen Direktor Doz. Dr. Wilhelm Solms-Rödelheim - er erzog mich zur Korrektheit in allen Belangen des psychiatrischen Bereiches, er lebte die - engen! - Grenzen einer Kompromißbereitschaft vor.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Jene Konzepte, welche zu verwirklichen waren, waren erfolgreich, was an sich ja schon eine große Anerkennung ist: So gab es eine konsiliarärztliche Betreuung des Pulmologischen Zentrums in zu aller Zufriedenheit funktionierenden Art, lange bevor andere von Liaisonpsychiatrie zu reden begannen. Aber auch sonst gibt es sehr viel Nachrede zu meiner Person direkt oder über Umwege. Man ist schnell vergessen, aber derart von lange Zurückliegendem zu hören, bedeutet doch, hier einen Eindruck hinterlassen zu haben. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Ein großes Problem ist die Drogenpolitik mit ihren zu vielen selbsternannten Experten, die auf diesem Gebiet etwas zu sagen haben, aber in Wahrheit keinen Einblick in die Alltagsprobleme der Betroffenen haben. Das zweite Problem ist die gesamte Geriatrie: Die Pflegegeldgutachten brachten mich in ganz Wien und Niederösterreich in Wohnungen und Heimen herum, gerne getane Konsiliartätigkeiten in Seniorenheimen lassen jedoch einen nicht sehr schönen Alltag erleben.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ich kann nur raten, soviel wie möglich zu lernen, und zwar gut zu lernen. Auch wenn viele Dinge auf den ersten Blick unnütz erscheinen mögen, es wird der Tag kommen, wo man dieses Wissen benötigt. Junge Ärzte, die nur ihre Karriere im Kopf haben, sollen auch lernen, daß Ehrgeiz, Fleiß und Arbeit nicht alles ist: Nur wer aus einer inneren Lebensfreude schöpft, auch feiern kann, auch er selbst sein kann, wird aus seinem Fundus anderen etwas geben können. Wir sollten wieder lernen, das Leben auch zu genießen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich würde noch gern Hebräisch studieren, das fordert nämlich, ähnlich wie Griechisch, mehr die rechte Gehirnhälfte. Das interessiert mich sehr.
Ihr Lebensmotto?
Was immer du tust, tue es ordentlich.