Zum Erfolg von Michael Stepanek
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich glaube, Erfolg ist der Widerhall von Menschen, die meine Arbeit schätzen, also die Anerkennung meiner Arbeit durch andere. Es gibt da ein Beispiel: ich hatte Freunde, die in einer Wohnung wohnten, die ich eigentlich für jemanden anderen gebaut hatte. Nach fünf Jahren riefen sie mich an und erklärten, daß sie sich so wohl fühlten, daß ich ihnen ein Haus bauen solle. Das war für mich sicher eine der größten Freuden in den letzten Jahren und eine große Bestätigung meiner Arbeit. Erfolg mißt sich nicht am finanziellen Gewinn, auch wenn dieser zuweilen ein nicht unwesentlicher Maßstab sein mag.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Wenn man dreißig Jahre lang seinen Beruf ausüben konnte und seine Kinder dabei erfolgreich aufwachsen sieht, kann man wohl sagen, daß man erfolgreich ist.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich denke, das ist in erster Linie der persönliche Einsatz. Ich werde es schwer haben, einen Nachfolger zu finden, der nicht nur fachlich qualifiziert ist, sondern der auch bereit ist, sich so wie ich ganz persönlich einzusetzen. Ich setze mich sehr eingehend mit dem Bauherrn auseinander und lasse mich auch gerne von seinen Ideen beeinflussen. Ich stehe meinen Kunden nötigenfalls auch einmal am Sonntag zur Verfügung. Es ist notwendig, für den Kunden da zu sein.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ab dem Moment, da die ersten Wettbewerbe gewonnen wurden, also etwa zu Beginn der achtziger Jahre. Von dem ersten Wettbewerb gibt es noch mit freier Hand gezeichnete Pläne, die sind einrahmenswürdig. Es wurde zwar nur ein dritter Preis, aber wir wußten, wir sind auf dem richtigen Weg.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Ganz sicher die Originalität. Es kommt vor, daß Freunde ein Bauwerk sehen und meine Handschrift erkennen, ohne vorher gewußt zu haben, daß es von mir ist. Ich denke, das ist auch ein wichtiger Aspekt des Erfolges.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Das war mein Lehrer, Prof. Karl Schwanzer an der TU, in dessen Büro ich auch arbeitete, weil er auch ein Mensch war, der seinen Beruf von der Pike auf erlernt hatte. Er sah sich nicht als großer Bildhauer und Künstler, er war einfach ein hervorragender Architekt, was man an seinen Bauten, z.B. dem Museum des 20. Jahrhunderts oder dem BMW-Turm in München, an dem ich auch mitarbeiten durfte, erkennen kann. Das waren Dinge, die zu ihrer Zeit einfach epochal waren. Er ist nach wie vor ein Vorbild für mich.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Ich würde sagen, die mangelnde Zahlungsmoral mancher Klienten, die leider zunehmend noch schlechter wird. Auch kämpfen wir damit, daß Bauherren zuweilen Kleinigkeiten bemängeln und versuchen, mittels Anwälten Probleme zu schaffen, die eigentlich keine sind. Da fragt man sich dann manchmal, weshalb man sich angestrengt hat. Die Handschlagqualität nimmt einfach ab.Welche sind die Stärken Ihres Ateliers? Die individuelle Betreuung, der persönliche Zugang zum Kunden, die sehr bewußte Materialwahl und die Materialkombinationen, die wir anwenden, sowie die Anbindung an die Moderne in klarer Formensprache.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Ich verhalte mich sehr loyal und schätze jedes gelungene Werk eines Kollegen. Ich rufe einen Kollegen auch an, um ihm zu gratulieren, wenn mir etwas gefällt. Manchmal ärgert man sich, wenn ein schlechteres Projekt eine Ausschreibung gewinnt, aber natürlich muß man das hinnehmen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Meine Frau und ich genießen die Messen, die wir besuchen, da fahren wir zwei Tage früher hin und kommen einen Tag später zurück.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Weltoffenheit und Ehrlichkeit bewahren! Vieles geht durch Oberflächlichkeit verloren, und es ist außerdem wichtig, immer wieder neu anfangen zu können.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte meinen Beruf noch ausüben, solange man mich braucht, mit der Zeit etwas leiser treten, um mir Zeit zum Reisen zu nehmen.