Zum Erfolg von Herbert Kapoun
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich bin ein materialistisch eingestellter Mensch, und daher ist Erfolg für mich die finanzielle Anerkennung meiner Arbeit und Leistung.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Manchmal ja, manchmal nein. Das hängt auch von der Wirtschaftslage ab.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ganz einfach: Ohne Fleiß kein Preis. Wer nicht fleißig arbeitet, wird auch nicht erfolgreich sein. Ich übernahm das Geschäft von meinem Vater und natürlich auch seinen Kundenstock - das war eine gute Basis. Trotzdem muß man ständig am Erfolg arbeiten, modernisieren, eine größere Auswahl und diverse Serviceleistungen bieten.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Pelze, dich ich anfertige, tragen meine persönliche Handschrift. Daher ist Originalität sicher der bessere Weg, nur zu imitieren bringt nichts.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich erfahre immer wieder Anerkennung durch meine Kunden, die mit meiner Arbeit sehr zufrieden sind. Natürlich kann man nicht 100 Prozent aller Kunden zufriedenstellen, das ist nahezu unmöglich. Aber ich denke, daß 80 oder 90 Prozent meiner Kundschaft mit mir durchaus zufrieden sind, und viele davon bringen dies auch zum Ausdruck.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Früher gab es sehr viele Maßanfertigungen, als aber die Kaufhäuser in die Pelzbranche einstiegen, gingen diese Aufträge stark zurück. Probiert die Kundin einen Pelz und er paßt nicht, geht sie eben woanders hin. Ein weiteres Problem ist die unterschiedliche Preisgestaltung innerhalb der Branche. Wir sollten uns, ähnlich wie Autowerkstätten, auf einem Level einpendeln. Außerdem bin ich der Meinung, daß ein Pelzmantel nicht teuer ist, sondern noch viel zu billig angeboten wird. Ein Auto, das in den Siebziger Jahren knapp 100.000 Schilling kostete, ist heute nicht unter 25.000 Euro zu haben. Ein Nerzmantel kostete damals etwa 90.000 Schilling, heute rund 7.200 Euro. Pelzmäntel sind also vergleichsweise billiger geworden.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich bin normalerweise ein eher nüchterner Mensch, mache aber trotzdem hin und wieder meine Späßchen. Meine Philosophie im Geschäft ist es, die Kunden zum Lachen zu bringen - dann habe ich schon gewonnen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Meine Gattin und eine zweite Dame unterstützen mich im Geschäft. Sie sind sehr tüchtig und ich bin zufrieden mit ihnen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Im Mittelpunkt steht der zufriedene Kunde. Ich biete viele fachmännische Serviceleistungen und gehe so weit wie möglich auf die Wünsche der Kundschaft ein. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Ende der achtziger Jahre gab es kaum mehr junge Leute, die diesen Beruf erlernen wollten, viele Kollegen fanden keine Nachfolger für ihr Geschäft und mußten zusperren. Früher gab es 200 Kürschner, heute sind es offiziell nur mehr 70. Jeder versucht so gut wie möglich über die Runden zu kommen und dabei kommen wir uns auch nicht in die Quere.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Gerade als Unternehmer kann man Beruf und Privatleben gedanklich kaum trennen, da einem immer wieder geschäftliche Dinge durch den Kopf gehen. Abschalten kann ich nur ab dem Zeitpunkt, wo ich am Flughafen meine Koffer einchecke und in den Urlaub fliege.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Wenn sich jemand für den Kürschnerberuf entscheidet, kann ich nur raten, die eigene Linie zu verfolgen und nicht in den Bereich der Massenkonfektion zu gehen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Je jünger man ist, desto höher steckt man sich die Ziele, im Alter legt man sich die Latte schon etwas niedriger. Mein Sohn lernt auch das Kürschnerhandwerk, und mein Wunsch ist es, daß er eines Tages in vierter Generation den Betrieb übernimmt und ich beruhigt in Pension gehen kann. Ich übe meinen Beruf meistens sehr gern aus, aber ich kann sicher auch ohne ihn leben.