Zum Erfolg von Hans Diglas
Was ist für Sie Erfolg?
Die Mischung aus wirtschaftlichem Erfolg mit gewissen ethischen Grundwerten, die im Leben eines Menschen für Erfolg sprechen. Jeder hat eine gewisse Aufgabe zu erfüllen, meine Aufgabe sehe ich darin, das Erbe meiner Familie vernünftig zu verwalten, ich strebe nicht nach weit ausholenden Erfolgen in anderen Ebenen. Es ist mir ein besonderes Anliegen das Erbe, die Idee und die Tradition der Wiener Kaffeehäuser - auch als Fachvorstand - weiter in die Zukunft zu tragen, auf wirtschaftlich vernünftige Beinen zu stellen und diese Betriebsart, besonders natürlich meinen eigenen Betrieb für die Zukunft fit zu machen.
Was ist für Ihren Erfolg ausschlaggebend?
Meinen persönlichen Erfolg sehe ich in einer gewissen Kontinuität der Familiengeschichte begründet. Da muß man etwas in die Geschichte des Kaffeehauses zurück gehen. Früher wurde das Cafe als Lebensraum betrachtet und Kaffee war ein sehr exklusives Produkt, sodaß man davon leben konnte. Ein Kaffee kostete um die Jahrhundertwende nach der heutigen Kaufkraft soviel wie 100 Schilling. Die Zeiten haben sich wesentlich geändert, nach wie vor ist das Cafe das zweite Zuhause für viele Wiener und erfüllt nach wie vor eine soziale Aufgabe, die reicht von der Information durch Zeitungen bis zum Treffpunkt für Diskussionen, etc., aber es muß auch Gastronomiebetrieb mit allen Attributen, wie Speiseangebote, etc. sein, um den Wünschen gerecht zu werden. Um den heutigen Ansprüchen gerecht zu werden, haben sich die Kaffeehäuser wandeln müssen und müssen heute ein entsprechendes gastronomisches Umfeld bieten, um weiterhin glaubhaft das zweite Zuhause zu sein. Um gegen moderne Gastronomiekonzepte wirtschaftlich bestehen zu können und betriebswirtschaftlich stark genug zu sein, muß ein Kaffeehaus heute nicht nur ein volles Küchen- und Restaurantprogramm bieten, sondern nach meinen Vorstellungen auch ein besonderes Konditoreiangebot, insbesondere die speziellen Wiener Mehlspeisen, den Gästen zu bieten. Die Produkte sind sehr speziell Wienerisch, man soll die Wiener Identität hier wiederfinden. Ein Kaffeehaus muß heute alle Bedürfnisse des Tages, vom Frühstück, Mittagessen, über eine typisch Wiener Jause bis zum Abendessen und Spätnacht-Angebote abdecken. So kann ein Cafe durch gleichbleibende Ganztages-Auslastung auch wirtschaftlich erfolgreicher sein, als ein Restaurant, das nur zu den traditionellen Essenszeiten Umsatz macht, auch wenn der durchschnittliche Umsatz pro Gast im Cafe geringer ist. Diese gleichbleibende Auslastung macht dann einen wesentlichen Teil des Erfolges von Cafes in der heutigen Zeit aus. Heute ist die Verweildauer im Cafe nicht mehr Stunden, sondern nur noch eine halbe Stunde, der Gast muß aber das Gefühl haben, in dieser halben Stunde Urlaub zu machen, dem Alltag in eine Oase, in der er dem Diktat der Technik nicht unterworfen ist, entfliehen zu können. Obwohl bei uns der Betrieb mit modernster Technologie ausgestattet ist, darf diese Technik den Gast hier nicht stören, deshalb vermeiden wir hier tunlichst einen Computer sichtbar aufzustellen. Flexibilität, also sich auf kurzfristige Veränderungen einstellen zu können, sehe ich als eine meiner Stärken an - das gehe ich schnell und pragmatisch an.Wie sehen Sie Ihre Aufgabe als Fachgruppenvorsteher? Ich habe meine Arbeit in den Dienst der Gruppe gestellt, weil mir das ein Anliegen ist, Kaffeehäuser sind ja ein Kulturgut. Die Gruppe umfaßt aber nicht nur die traditonellen Kaffeehäuser, sondern auch moderne Cafes, Espressi, etc. Da die wirschaftliche Problematik überall dieselbe ist, versuche ich bessere Rahmenbedingungen für die Branche zu schaffen. Davon profitiert natürlich auch mein Betrieb. So haben wir z.B. eine Frühstücksaktion ins Leben gerufen. Frühstück ist in Wien ja ein traditonelles Kaffeehaus-Geschäft, das auch schon die Fast-Food-Anbieter aufgegriffen haben. Frühstück ist ein wachsender Markt, nicht zuletzt wegen der wachsenden Zahl der Single-Haushalte, deren Halter nicht zu Hause allein frühstücken wollen. Im Strauß-Jahr 1999 stellt die Stadt Wien Klaviere zur Verfügung und es wird in 30 Wiener Kaffeehäusern dann wieder musiziert werden, was ja auch Tradition hat. Das wird nur einer der weiteren Impulse, die die Wiener Kaffeehäuser beleben und der ganzen Branche Erfolg bringen sollen.
Welche Rolle spielen Familie und Mitarbeiter?
Die Familie ist das Zentrum meiner Interessen, stärkt mich in meiner Motivation und untertützt mich auch durch Manpower, da meine Frau einen wesentlichen Teil der Betriebsführung übernommen hat. In diesem Betrieb gibt es keine Hierarchien. Es wird großer Wert auf das Selbstbewußtsein der Mitarbeiter gelegt. Der Mitarbeiter an der Front ist die Visitenkarte des Betriebes. Das Service entscheidet letztlich über den Erfolg, das ist meinem Personal bewußt. In monatlichen Treffen werden nicht nur Abläufe zur Diskussion gestellt, sondern auch das Erscheinungsbild und Auftreten nach außen.
Nach welchen Kriterien stellen Sie Mitarbeiter ein und wie motivieren Sie diese?
Motivation der Mitarbeiter ist ein sehr wesentlicher Punkt, der psychologisch gemeistert werden muß. Es ist eine Dienstleistung und ein Gastronom muß dienen, aber mit Würde. Wenn diese Kombination gelingt, ist der Erfolg gesichert, das ist in der heutigen Zeit schwieriger als früher. Die Jugend ist wesentlich selbstbewußter und gebildeter als früher, damit ist aber die Fähigkeit zu dienen, etwas abhanden gekommen. Hier sehe ich ein generelles Problem. Man muß einerseits Würde bewahren, andererseits aber auch anderen einen Dienst tun, die Kombination ist vielleicht der Schlüssel zum Erfolg.
Kennen Sie Niederlagen?
Solange es keine wirklich bedrohliche Niederlagen ist, nehme ich sie gelassen hin.
Ihre Ziele?
Ich habe keine Lebensplanung. Evolution kann nur langsam vor sich gehen, ich strebe keine Spitzenpositionen an, sondern glaube, daß der Platz des Cafetiers, eingebunden in die Familie, mit mittelgutem Erfolg, für mich vorgesehen ist. Eines der Probleme ist, daß jeder sein Kind zum gebildetem Akademiker in Spitzenpositon erziehen will, woraus folgt, daß es letztlich zuviele Häuptlinge und keine Indianer geben wird.
Ihr Lebensmotto?
Habe ich keines, das Leben ist zu vielschichtig, um es auf ein Motto zu reduzieren.Haben sie Vorbilder? Die Figur meines Vaters, war immer das Maß aller Dinge für mich, wegen weltanschaulicher Dinge, seines Weltbildes, das mir nicht aufgezwungen wurde, das ich aber für gut empfunden habe und dadurch wegweisend für mich war.
Anmerkung zum Erfolg?
Jeder soll den Platz, der ihm im sozialen Gefüge zugedacht ist gut ausfüllen.
Ein Ratschlag zum Erfolg?
Wirtschaftliches Denken ist wesentlich, ich kann nur jedem empfehlen, sich ein solides Grundwissen an wirtschaftlichen Vorgängen und Zusammenhängen anzueignen. Jede Idee, jedes Projekt muß man auf Sinnhaftigkeit und Wirtschaftlichkeit hin zuerst überprüfen, dann wird man viele Fehler nicht machen.