Zum Erfolg von Roland Rief
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ein gutes Einkommen und eine gewisse finanzielle Absicherung sind zunächst die äußeren Anzeichen für Erfolg, um sich dann seine Tätigkeit aussuchen zu können und nicht jeden Auftrag annehmen zu müssen. Zum Erfolg gehört für mich aber auch die Anerkennung durch die Klienten und durch die Kollegenschaft. Für uns als Kanzlei ist es ein Erfolg, wenn wir ein großes, börsennotiertes Unternehmen als Klienten gewinnen können. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Meine Tätigkeit als Assistent an der Wirtschaftsuniversität sowie meine Fachvorträge und Fachartikel führten zu einer gewissen Profilierung und machten mich für meinen ersten privaten Arbeitgeber interessant. Hätte ich mich für eine Karriere im öffentlichen Dienst bei der Finanzverwaltung entschieden, wäre mein Berufsweg wahrscheinlich anders verlaufen. Ich denke, mein Know-how und meine Vorbildung waren die wichtigsten Erfolgsfaktoren. Networking hat hingegen bei mir keine Rolle gespielt. Es hätte mir damals nichts gebracht, wenn ich Mitglied in diversen Vereinen gewesen wäre. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Professor Wolfgang Gassner nahm mich an der Wirtschaftsuniversität als Assistent auf. Er hat meine fachliche Ausbildung auf dem Gebiet Steuerrecht stark geprägt, aber auch mein Denken als Jurist. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Wir merken in unserem Berufsstand ein gewisses Abgrenzungsproblem zu den Rechtsanwälten. Auf dem beratenden Sektor haben wir eine sehr enge Kompetenz, die sich auf das Abgabenrecht und Teile des Sozialrechts bezieht. In unserer Kernkompetenz, der Steuerberatung, merken wir, daß hier die Rechtsanwälte stark hereindrängen. Unser Berufsstand genießt nicht das gleiche hohe Ansehen wie Anwälte. Auch beim Beruf des Buchhalters gibt es Abgrenzungsprobleme. Schwierig ist außerdem die Vereinbarkeit von Steuerberater und Wirtschaftsprüfer. In unserer Organisation gibt es das nicht mehr, daß ein Kollege von der Steuer auch einen Abschluß mit unterschreibt.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Teamwork ist in einer Organisation wie der unseren ein absoluter Erfolgsfaktor. Ernst & Young hat weltweit 130.000 Mitarbeiter, damit muß man leben und arbeiten können. Ich sehe ein gutes Team als Vervielfältigung meiner Arbeitskraft. Das lernt man aber nicht an der Universität oder in der Ausbildung, sondern im Training on the job.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Wir haben hier sieben Organisationen mit 15 bis 20 Personen pro Team. Da unsere Personalfluktuation sehr gering ist, glaube ich doch, daß ich von meinen Mitarbeitern geschätzt werde. Seit ich die Leitung der internationalen Steuerabteilung innehabe, mußten wir uns erst von zwei Kollegen trennen, da sie von der Tätigkeit her nicht so gut ins Team paßten. Ein anderes Zeichen, daß sich die Mitarbeiter wohl fühlen, ist die niedrige Zahl der Krankenstände. Auf Partnerebene denke ich, daß ich nicht nur als Fachmann, sondern auch als Person und Mensch anerkannt werde. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Die großen Stärken liegen in der weltweiten Ausrichtung, im Networking. Wir haben eine straff organisierte Unternehmensgruppe aufgebaut, die sehr gut funktioniert. Mit den regionalen Organisationen entsprechen wir den Bedürfnissen der Klienten. Ernst & Young hat eine Trennung zwischen Prüfung und Beratung eingeführt. Dadurch sind Kapazitäten für die jeweilige Spezialisierung vorhanden. Außerdem hat das Unternehmen einen klingenden Namen in der Branche. Diese starke Marke kann manchmal auch ein Nachteil sein, weil potentielle Klienten damit eine gewisse Exklusivität und ein hohes Preisniveau verbinden.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Die wenigsten Menschen, die in beratenden Berufen tätig sind, können abends um 18 Uhr nach Hause gehen und völlig abschalten. So geht es auch mir. Aber ich versuche, eine gewisse Balance zwischen dem Privatleben und dem Beruf zu finden, sodaß sich die beiden Bereiche nicht gegenseitig stören. Voraussetzung ist natürlich eine verständnisvolle Partnerin. Meine Frau wartet nicht mit dem Nudelholz hinter der Tür, wenn ich erst um 22 Uhr aus dem Büro nach Hause komme. Sie akzeptiert mein berufliches Engagement vollkommen. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Eine generelle Empfehlung zur Ausbildung wäre, ein Studium möglichst effizient zu absolvieren und nicht zu verbummeln. Es wird auch immer wichtiger, nach dem Studium eine berufsunterstützende Ausbildung zu absolvieren. Weiters empfehle ich einen Auslandsaufenthalt, da die Weltwirtschaft immer verflochtener und grenzüberschreitender wird. Da haben die Österreicher noch Aufholbedarf. Ebenso wichtig ist eine zweite Fremdsprache neben Englisch, beispielsweise Russisch oder Grundkenntnisse in Japanisch. Ich glaube, daß in einer großen Organisation in Zukunft nicht nur die fachliche Kompetenz, sondern auch Management- und Sozialkompetenz gefordert sind.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein persönliches Ziel ist es, in der bestehenden Unternehmensorganisation weiter aufzurücken und eines Tages eine führende Rolle in der europäischen Partnerschaftshierarchie zu spielen. Ich möchte für meine Mitarbeiter und die Mitarbeiter in ganz Österreich ein hohes Maß an Sicherheit in der Gesamtorganisation schaffen.