Zum Erfolg von Anita Askin-Wicher
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Als beruflichen Erfolg stufe ich eine Leistung ein, für die einem Anerkennung von Außenstehenden zuteil wird, nicht bloß vom Arbeitgeber alleine. So werte ich Preise wie beispielsweise Filmauszeichnungen als berufliche Erfolge, da die Bewertungen von Jurys bei Festivals einfach eine andere Aussagekraft besitzen. In persönlicher Hinsicht ist Erfolg verdeckter. Wenn ich zum Beispiel endlich eine Sache anpacke, die ich lange Zeit aufgeschoben habe, dann sehe ich diese persönliche Überwindung als einen kleinen privaten Erfolg an.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich bin glücklich, und es ist das Glück, das im Leben eines Menschen zählt. Es gibt Momente des Loslassens und Momente, die dazu anhalten, die Situation konsequent durchzustehen. Beides hat seine Berechtigung.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich führe heute einen kleinen Kulturbetrieb und kann mich daher flexibel und individuell einzelnen Künstlern widmen, die mich beauftragen. Ich verfüge über großes Organisationsgeschick und viel strategisches Wissen. Außerdem bin ich mit dem Lebensrhythmus der verschiedenen Berufsgruppen vertraut - sowohl von Künstlern als auch von Personen, die in einem Büro arbeiten.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Da ich es als wesentlich erachte, Abstand zu gewinnen, überschlafe ich ein Problem gerne für eine Nacht. Das geht natürlich nur bei Problemen, die nicht akut zur Lösung drängen. Was ich ändern kann, versuche ich dergestalt zu lösen, daß keiner der Betroffenen einen Nachteil daraus hat. Oft verlasse ich mich dabei auf meinen Instinkt, vor allem dann, wenn etwas eine dringende Entscheidung abverlangt.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Jeder - ob Frau oder Mann - muß in Berufsfragen kompetent sein und Geschick beweisen. Der Arbeitsmarkt wird immer enger, und aus diesem Grund müssen sich beide Geschlechter um ihr persönliches Profil kümmern. Jüngere Menschen sind dazu aufgerufen, so früh als möglich an ihrer Profilierung zu arbeiten.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich hatte nie ein explizites Vorbild, aber bestimmt haben mich im Laufe meines beruflichen Werdeganges verschiedene Personen auf die eine oder andere Weise geprägt, wie zum Beispiel eine meiner Lehrerinnen, oder mein erster Chef. Man darf nur nie das Abziehbild eines anderen werden.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich schätze Dialogfähigkeit und Gesprächskompetenz. Ich entwickle gerne etwas in der Gemeinschaft mit Menschen, die zuhören können und wollen. Viele freie Mitarbeiter gehen den Berufsweg Hand in Hand mit mir, und es macht mich glücklich, wenn wir respektvoll, gemeinschaftlich und im Dialog Projekte erarbeiten.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Positives Feedback spornt jeden an. Wenn ich die konstruktiven Aspekte verstärke, setze ich eine Positivspirale in Gang.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Die Grenzen zwischen Privat- und Berufsleben verschwimmen immer mehr. Im Angestelltenverhältnis ist eine Trennung dieser beiden Lebensbereiche meiner Erfahrung nach einfach mehr gegeben, auch wenn einen so manche Angelegenheit noch zu Hause beschäftigt. Durch meinen Mann, der im Rampenlicht stand, lernte ich, wie wichtig es ist, einen intimen, persönlichen Privatbereich zu wahren.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Persönlichkeitsbildung ist genauso wichtig wie eine gute fachliche Ausbildung - das betrifft nicht nur junge Menschen. Leider investieren viele Menschen zu wenig in ihre Persönlichkeitsentwicklung. Es ist kein Drama, zu scheitern, wenn man sich davon nicht unterkriegen läßt, sondern weiter seinen Weg verfolgt. Auch schlechte Erfahrungen haben ihr Gutes und können letztendlich bereichern, da man an diesen Schwierigkeiten wächst. Ich halte es auch für wichtig, seine eigenen Erfahrungen zu sammeln.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte den Bereich des Kulturmanagements ausweiten. Gut vorstellbar ist der Aufbau einer engeren Verbindung zwischen einzelnen Kultursparten, wie Musik und Theater, denn diese gegenseitige Befruchtung ist unglaublich bereichernd.