Zum Erfolg von Egon Saletinger
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wenn es mir in meinem Betrieb gelingt, Reparaturen dort durchzuführen, wo andere mit ihrem Latein am Ende sind, oder mit einer guten Idee ein Fahrzeug wieder zum Laufen zu bringen, auch dann, wenn die erforderlichen Ersatzteile nicht mehr lieferbar sind, so bedeutet das für mich Erfolg. Erfolg und Mißerfolg liegen sehr nahe beieinander, im Leben gibt es immer Höhen und Tiefen. Auf der einen Seite muß man Mißerfolge wegstecken können, doch auf der anderen Seite bin ich auch nicht übertrieben euphorisch, wenn ich wieder erfolgreich bin.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich sage immer, es darf einem der Schmäh nicht ausgehen. Ich muß die passende Lösung für jedes Problem selbst finden, denn fragen kann ich schon lange keinen mehr. Hier sind gute Ideen gefragt. Ich liebe meine Autos: Wenn ich ein beschädigtes Auto erwerbe, repariere ich es so lange, bis es perfekt ist, und dann wird es penibel geputzt, bis alles glänzt, aber wenn es dann so vollendet vor mir steht, dann fahre ich nicht mehr damit. Nur mein Motocross-Motorrad wird aus Sicherheitsgründen jährlich erneuert. Ich bin ein totaler Bewegungsmensch, fuhr zahlreiche Radrennen, wie die Österreichrundfahrt und österreichische Meisterschaften, und gewann zahlreiche Bewerbe. Dabei ist Konsequenz eine ganz wesentliche Voraussetzung. Ich fahre nach wie vor zwischen 3.500 und 4.000 Kilometer jährlich mit dem Rad. Auch im Winter absolviere ich täglich meine Dehnungs- und Kraftübungen. Überdies bin ich - im Zeichen der Jungfrau geboren - besonders genau. Ich arbeite gewissenhaft, und ich halte auch einem größeren Druck stand.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich suche die Herausforderung, sowohl beim Sport als auch im Beruf. Die besonderen Lieblinge in meiner Werkstätte sind Oldtimer, Klassiker und dergleichen (Austin, Alfa Romeo, Ferrari usw.), die heute sonst niemand mehr zu reparieren versteht. Wenn ich auf ein technisches Problem stoße, dann beschäftige ich mich so lange damit, bis ich die ideale Lösung gefunden habe.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Es gelang mir dreimal in Folge, nämlich in den Jahren 1959, 1960 und 1961, das Grazer Altstadtkriterium zu gewinnen. Es ist schon ein erhabenes Gefühl, wenn 15.000 Leute am Straßenrand stehen und einem zujubeln.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Die meisten meiner Entscheidungen waren wohl erfolgreich, da sich die Erfolge ja sonst nicht eingestellt hätten.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
In meiner Jugend beeindruckte mich Franz Deutsch, der 1952/53 die Österreichrundfahrt gewann, sehr. Er wohnte am Schönaugürtel, ich in der Neuholdaugasse, also nur einen Häuserblock entfernt. Für uns Buben war er das größte Vorbild. Als Franz Deutsch 1960 seine letzte Österreichrundfahrt bestritt, fuhr ich meine erste.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich kann mir zwar nicht Urlaub nehmen wie jeder andere, doch für mich ist um halb fünf Uhr jeden Tag Schluß. Außer montags und freitags trainiere ich täglich - vier mal pro Woche auf dem Rad, einmal auf der Motocross-Maschine. Wenn dann meine Frau von der Arbeit nach Hause kommt, habe ich meist schon alles erledigt, und dann haben wir Zeit füreinander.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Wenn ich zum Trainingsgelände komme, passiert es oft, daß die jungen Leute mich mitleidig und geringschätzig mustern, so nach dem Motto: Was will denn der Alte da? Beim Fahren dann stellen sie fest, daß sie mit meinem Tempo nicht mithalten können. All die Jahre bin ich beim Motocross-Sport nie schwer verunglückt. Der einzige schwere Unfall, den ich in meinem Leben hatte, war der besagte Arbeitsunfall in der Werkstätte. Dies alles ist darauf zurückzuführen, daß ich so intensiv trainiere. Daher möchte ich den jungen Leuten ans Herz legen, auch ein besonderes Augenmerk auf ihre Fitneß zu legen, dabei aber darauf zu achten, daß sie sich nicht bis zur totalen Erschöpfung verausgaben, sondern konsequent und regelmäßig trainieren.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte einfach weiter dranbleiben, also so weitermachen wie bisher. Die Gesundheit zu erhalten ist mir besonders wichtig. Daher rauche ich nicht, trinke keinen Alkohol und betreibe regelmäßig Sport.
Ihr Lebensmotto?
Mein Lebensmotto ist Bewegung. Der Motor muß laufen und die richtige Temperatur haben. Das ist wie bei einem Fahrzeug, das auch bei 80 Grad Betriebstemperatur die ideale Leistung erbringt.