Zur Karriere von Brigitte Bösenkopf

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach der Matura studierte ich Psychologie und als Zweitfach Publizistik- und Kommunikationswissenschaften in Wien. Obwohl ich letztere Studienrichtung nicht abschloß, war es mir möglich, schon während des Studiums in einem Verlag für Natur- und Umweltschutz als Chefredakteurin zu arbeiten. Ich beendete das Psychologiestudium im Alter von 25 Jahren und war danach insgesamt zehn Jahre im Verlagswesen beschäftigt. Nach der Geburt meines ersten Kindes begann ich psychologische Vorträge bei der Arbeitsgemeinschaft für Präventivpsychologie in Wien zu halten. Nach einer intensiven Trainerausbildung war ich jahrelang in den unterschiedlichsten österreichischen Unternehmen als Wirtschaftstrainerin tätig und Geschäftsführerin der Firma Pilot Ges.m.b.H.. Als Generalsekretärin der Arbeitsgemeinschaft für Präventivpsychologie ist mir die „Seelische Vorsorge“ aber auch die Akutbetreuung von Menschen in schwierigen Lebenssituationen sehr wichtig. Mit meinem Therapeutenteam bieten wir Einzeltherapie, Vorträge und Seminare in unseren Räumlichkeiten aber auch extern in ganz Österreich an. Parallel zu diesem Engagement habe ich in den letzten Jahren viele Seminare und Vorträge in Unternehmen zu den Themen Stressbewältigung, Kommunikation, Motivation, Soziale Kompetenz und Führungskräftetrainings gehalten. Zusätzlich absolvierte ich die Ausbildung zum Biofeedback-Trainer, die mich dazu befähigt, die Stresswerte von Einzelpersonen zu messen und Bewältigungsstrategien zu vermitteln.. Gemeinsam mit Ärzten des Gesundheitszentrums Döbling gründete ich vor zweieinhalb Jahren das Stresscenter Wien, das sich vorwiegend der Behandlung von Burnout-Patienten widmet. Gemeinsam mit einem Arzt betreuen wir auch Mitarbeiter in diversen Unternehmen, um die Stressbelastung der Mitarbeiter zu senken und ihre Arbeitsmotivation zu fördern. Im Jahre 2005 absolvierte ich eine Ausbildung zur Mediatorin, um mich dem Thema Konfliktmanagement noch besser widmen zu können. Die Methode der Mediation ist nicht nur bei aktuellen Konflikten im Führungsalltag eine Hilfe, sie wirkt auch bei Firmenfusionen besonders unterstützend. Mein Mediationsansatz zielt darauf ab, von Beginn einer Fusion an die - meist komplexen - Integrationsprozesse gut zu begleiten.

Zum Erfolg von Brigitte Bösenkopf

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wenn ich meine persönlichen Ziele mit eigenen Kräften realisieren kann, ist das für mich persönlich Erfolg.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich definiere mich als erfolgreich, weil ich viele Ziele mit Disziplin ,Freude und Einsatz selbst erreicht habe. Da ich aus einfachen Verhältnissen stamme und ohne großartigen finanziellen Rückhalt aufwuchs, habe ich von Beginn meines Studiums an gearbeitet und gelernt auch mehrere Jobs gut miteinander zu kombinieren.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Meine persönliche Stärke ist eine gute Mischung aus strategischem Denken, Durchsetzungsvermögen und der Fähigkeit, mir konkrete Zielsetzungen abzustecken; gepaart mit dem Vermögen, die richtige Balance zwischen fachlicher und sozialer Kompetenz zu finden. Daraus resultiert eine hohe Motivation und Begeisterungsfähigkeit für meine Aufgaben. Konflikte scheue ich nicht, ich sehe sie als Chance Situationen zu verbessern.Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags, wenn es Konflikte gibt? Ich unterscheide danach, ob ich ein Problem mit einer oder mit mehreren Personen zu lösen habe und ob es sich um ein Sachproblem oder eine emotionelle zwischenmenschliche Spannung handelt. Wenn zwei Personen im Unternehmen einen Konflikt haben, analysieren wir gemeinsam die unterschiedlichen Standpunkte. Gelingt es die dahinterliegenden Bedürfnisse zu erkennen ist der erste Schritt für eine gemeinsame Problemlösung gegeben. In meiner Rolle als Mediator gibt es danach keinen Sieger oder Verlierer sondern nur Gewinner.. Ist kurzfristig keine Lösung absehbar, nützt es oft, abzuwarten, weitere Argumente zu sammeln, und nach einer Weile noch einmal in Ruhe zu reden. Ist Konfliktpotential mit mehreren Personen vorhanden, führe ich Kurzgespräche mit den Betroffenen, um herauszufinden, wo es Spannungsfelder gibt. Habe ich aus einer genauen Analyse ausreichend Erkenntnisse gewonnen, setze ich mich mit allen Betroffenen zusammen. Ich bevorzuge generell ein offenes und transparentes Vorgehen ,damit auch konfliktscheue Personen Mut fassen. Während ich persönlich in Akutsituationen alleine entscheide, hole ich in Situationen, die frei von Druck sind, gerne Ratschläge und Impulse von meinem Team ein, da das Potential von Teamenscheidungen ein sehr hohes ist.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Allgemein ist es immer noch schwieriger für Frauen, erfolgreich zu werden, wobei sich immer mehr Frauen männliche Strategien aneignen. Ich betrachte es aber kritisch, wenn Frauen nur mit männlichen Machtspielen arbeiten. Frauen sind langfristig dann erfolgreich, wenn sie ihre weiblichen Stärken einsetzen und sich zusätzlich einige männliche Eigenschaften aneignen. Während Männer gute Fähigkeiten besitzen sich Netzwerke aufzubauen und zu pflegen, ist Networking für Frauen oft eine Schwachstelle. Auch in puncto Gehalt gibt es noch immer Ungleichheiten. Meiner Meinung nach müssen Frauen eine noch höhere Leistungsmotivation entwickeln, um in Top-Posititionen zu gelangen. Es werden zwar in den letzten Jahren mehr Frauen in den Vorstand geholt, doch manchmal nur deshalb, um in einem Unternehmen die vorgeschriebene Quote zu erfüllen. Die Forschung spricht aber mehr und mehr für die Qualität der Frauen in Führungsteams, gemischte Teams sind reinen Männern- oder Frauenteams haushoch überlegen. An diesen Erkenntnissen werden Männer auf lange Sicht nicht mehr vorbeikommen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Meine beruflichen Stärken nutze ich auch privat. Ich lege großen Wert auf ein gutes Selbstmanagement zugunsten einer hohen Lebensqualität und reserviere mir bewußt Auszeiten. Meine beiden Kinder sind bereits erwachsen und ich verbringe gerne viel Zeit mit ihnen.
 

Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
In der heutigen Zeit ist eine umfassende Ausbildung sehr wertvoll und bringt die Fähigkeit mit sich, unterschiedliche Standpunkte und Blickwinkel kennenzulernen. Diverse Ferialpraktika in unterschiedlichen Unternehmen verschaffen einem jungen Menschen einen guten Einblick in die Praxis - und je mehr Praxis man hat, desto leichter ist es, eigene Stärken zu entwickeln. Die Orientierungslosigkeit, die ich bei jungen Leuten manchmal orte, kann durch Informationsbeschaffung ein Stück weit bewältigt werden. Neugierde und Flexibilität sind sicher die Stärken der Zukunft, die ein junger Mensch braucht um einen interessanten Job zu finden..
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich versuche jedes Jahr mich fachlich entweder durch eine weitere Ausbildung  oder durch ein erweitertes Seminarprogramm zu entwickeln. Ein Unternehmen, mit dem ich kooperiere, baut derzeit auf Basis von Ergebnissen der letzten Mitarbeiterbefragungen seinen betriebspsychologischen Teil aus, und diesen Bereich möchte ich gerne betreuen., da die Mitarbeiter zu mir großes Vertrauen aufgebaut haben. Ich brauche immer eine berufliche Vision, die mich motiviert und Kraft für neue Herausforderungen gibt.

Lust am Flirten. Das Spiel mit dem Augenblick, Ueberreuter Verlag 1997 (Bestseller, Neuauflage in chinesischer Sprache 2008), Mut zur Lebensfreude im Goldegg-Verlag 2010.

Mediatorenverband Österreich.