Zum Erfolg von Gerlinde Dobusch
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wenn ich mir Ziele stecke und diese auch erreiche, ist das für mich Erfolg. Das gilt für alle Arten von Zielen, beruflich oder privat. Nimmt sich jemand vor, das Rauchen aufzugeben, und schafft es, ist das ebenso ein Erfolg, wie wenn jemand innerhalb einer definierten Zeitspanne eine bestimmte berufliche Position erreicht. Ich mache Erfolg nicht am finanziellen Aspekt fest, sondern an der persönlichen Herausforderung, am Erreichen von Zielen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Absolut. Vor zehn Jahren hätte ich nicht im Traum daran gedacht, einmal Kommunikationschefin der SPÖ Wien zu sein.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich war beharrlich und ging konsequent meinen Weg, was mit zwei Kindern, Studium und Job nicht immer einfach war. Als ich erkannte, daß Referentin beim Magistrat nicht mein berufliches Lebensziel sein kann, wollte ich in einem Bereich Karriere machen, wo ich mehr gefordert werde. Dieses Ziel habe ich mir gesteckt und schließlich auch erreicht.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Wenn Schwierigkeiten auftauchen oder etwas nicht so nach meinen Vorstellungen gelaufen ist, reagiere ich nicht spontan und unmittelbar. Ich überdenke und analysiere das Problem - oft auch im Gespräch mit Freunden.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Die Kommunikationsbranche und speziell Presseabteilungen sind, wie auch bei der SPÖ, stark weiblich besetzt. Daß eine Frau aber auch eine Führungsposition einnimmt, steht durchaus nicht an der Tagesordnung. Das spricht auch für meine Arbeitgeber, die mir ohne Vorurteile dieses Vertrauen ausgesprochen haben. Ich hatte also keine Schwierigkeiten, mich beruflich durchzusetzen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Während meines Geschichtestudiums hat mich besonders Universitätsprofessorin Charlotte Teuber beeindruckt. Diese ältere Dame hat sich beispielsweise regelmäßig über das strikte Rauchverbot in den Hörsälen hinweggesetzt und rauchte während ihrer Vorlesungen. Diese Eigenwilligkeit, ihre starke Persönlichkeit und ihr Selbstbewußtsein fand ich durchaus bemerkenswert.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Eigeninitiative und eigenständiges Arbeiten sind mir sehr wichtig. Ich muß mich auf meine Leute verlassen können, daher spielt auch die Vertrauenswürdigkeit eine große Rolle. Da es sich bei meinen Mitarbeitern um Redakteure handelt, müssen sie schnell auf Ereignisse reagieren können und über gutes Allgemeinwissen verfügen. Das Fachwissen im Bereich der Kommunalpolitik können sie sich dann bei uns aneignen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
In meiner Position muß ich natürlich immer wieder Abend- und Wochenendtermine wahrnehmen und komme so auf ein Arbeitspensum von 50 bis 60 Wochenstunden. Durch meine jahrelangen Kontakte sind aber auch viele Freundschaften entstanden, sodaß viele der Termine halbprivaten Charakter haben. Eine wirklich strikte Trennung von Beruf und Privat ist oft nicht möglich. Ich lege aber schon Wert darauf, über Wochenenden oder abendliche Freizeit zu verfügen, wo berufliche Aktivitäten völlig ausgeklammert sind. Beim Wandern, Laufen oder einem gemütlichen Stadtbummel kann ich mich entspannen und regenerieren. Auch ein kleiner Kurzurlaub steht ab und zu auf dem Programm.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Auf eine gute Ausbildung achten und in jeder Beziehung immer am Ball bleiben, mit offenen Augen durch das Leben gehen und sich möglichst vielseitig interessiert zeigen. Den eingeschlagenen Weg muß man nicht immer mit Zwang zu Ende führen, aber eine gewisse Beharrlichkeit und Zielorientierung sind schon notwendig. Wer auch Probleme mit einer positiven Lebenseinstellung anpackt und nicht schon bei kleinen Hindernissen aufgibt, wird auch erfolgreich sein.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Da ich erst seit relativ kurzer Zeit Kommunikationschefin bin, möchte ich in dieser Funktion noch einige Zeit tätig sein. Privat möchte ich weiterhin mein schönes Leben genießen und miterleben, wie meine beiden Söhne ihren eigenen Weg gehen.