Zum Erfolg von Matthias Angerer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wenn ich mit meinem Schaffen innere Zufriedenheit erlange, sehe ich das als Erfolg. Hat mich mein Werk und meine Arbeit nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern vor allem in der persönlichen Entwicklung weitergebracht, war ich erfolgreich.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Als ich das Lokal übernahm, war es ein vollkommen heruntergekommenes Loch - anders kann man es leider nicht sagen. Nach der aufwendigen Renovierung hat sich die Idee des OST klubs in relativ kurzer Zeit etabliert und wurde von den Leuten hervorragend angenommen. Ich glaube, hier kann man schon von Erfolg sprechen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Entgegen der Meinung vieler anderer war ich der Ansicht, daß man an dieser quasi historischen Stätte etwas völlig Neues aufziehen muß und nicht versuchen soll, an den längst verblaßten Ruhm von Atrium oder Papas Tapas anzuknüpfen. Wien war und ist aufgrund seiner Lage und Geschichte ein wichtiges Tor zwischen Ost und West - so entstand die Idee zum OST klub. Außerdem war ich als Journalist früher öfter in osteuropäischen Ländern unterwegs und hatte dort viele prägende Erlebnisse und Begegnungen mit faszinierenden Menschen. Der Erfolg des Lokals beruht auf seinem einzigartigen Konzept: Mit einem attraktiven und originellen Veranstaltungsprogramm und kulinarischen Spezialitäten aus Küche und Keller gewährt das OST Einblicke in die vielfältigen Kulturlandschaften Osteuropas, Rußlands und des Balkans. Es war ein riskantes Unterfangen, aber ich glaubte an die Idee und an diese Marktlücke. Ich betreibe diesen Club aber nicht, um möglichst viel Geld zu verdienen. In diesem Fall hätte ich wahrscheinlich eine Disco eröffnen müssen. Mir geht es um den Spaß, die Freude und das Interesse am östlichen Lebensgefühl.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Auch andere Konzertlokale und Klubs setzen inzwischen immer stärker auf östliche Musik und Lebensart. Wir waren mit dem OST klub der Auslöser dieses Trends - und die Imitationen bestätigen das Original. Der aufkeimende Mitbewerb irritiert mich aber nicht, denn je populärer die ganze Sache wird, desto besser ist das auch für uns.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die schönste Anerkennung für mich ist es, wenn die Musiker nach Konzerten bei uns glücklich sind. Das erlebe ich laufend. Die Akustik, die Stimmung und das Publikum im OST sind einfach einzigartig. Allein mit den Zugaben bei unseren Konzerten könnten wir ganze Programme füllen. Das sind wunderbare Erlebnisse und eine tolle Anerkennung.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Alleine könnte ich mit einem Club, der bis zu 1.000 Menschen faßt, natürlich niemals erfolgreich sein. Meine Mitarbeiter, zum Großteil alte und neue Freunde, tragen mit ihrem Einsatz und ihrer Begeisterung ganz wesentlich zum Erfolg bei. Drei Viertel von ihnen stammen übrigens aus ehemaligen Sowjetländern. Ich kann nur mit Menschen arbeiten, mit denen ich mich auch privat gut verstehe.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Es ist mir wichtig, daß wir uns in einem freundschaftlichen, menschlichen Arbeitsumfeld bewegen. Ich spiele mich nicht als Big Boß auf, sondern höre auf Anregungen und Kritik der Mitarbeiter. Bei regelmäßigen Meetings sprechen wir alle anstehenden Probleme.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Neben den bereits erwähnten Vorzügen und dem innovativen Konzept läßt das Lokal aufgrund seiner räumlichen Aufteilung eine Vielzahl von Veranstaltungen zu - von Kinovorführungen über private Feiern bis hin zu zwei gleichzeitigen Live-Konzerten. Auch die Art der Musik ist durch ihre Ausrichtung in Richtung Osteuropa und Balkan einzigartig und stimmungsvoll, es wird auch immer getanzt. Trotz der Größe ist die Atmosphäre im OST immer familiär, gemütlich und lebendig.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ob als Filmemacher, Journalist oder Lokalbesitzer - ich ziehe keinen Trennstrich zwischen Beruf und Privatleben. Ich sehe mein Leben als Ganzes und ich käme nicht auf die Idee, es als Arbeit zu bezeichnen, wenn ich ein Drehbuch schreibe. Natürlich gönne ich mir zwischendurch Auszeiten und entspanne mich gerne beim Wandern. Aber auch dabei denke ich über neue Ideen nach.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
In puncto Beruf kann ich nur raten, daß jeder seinen Neigungen nachgehen soll. Wer nur aufgrund der besseren Verdienstmöglichkeiten Wirtschaft studiert, in Wirklichkeit aber viel lieber an Autos herumschrauben würde, wird auf Dauer nicht glücklich sein. Ist man nicht mit Herz und Seele bei der Sache, wird man sich ewig plagen.
Ihr Lebensmotto?
Ich gehe auf die Menschen freundlich und mit einem Lächeln zu.