Zum Erfolg von Edgar Rosenmayr
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wenn ich ein Vorhaben oder eine Vision für mich persönlich zufriedenstellend umsetzen kann, sehe ich das als Erfolg. Dieses Vorhaben muß nicht unbedingt mit einem weiteren Aufstieg auf der Karriereleiter verbunden sein, sondern kann genauso gut der erfolgreiche Abschluß einer geschäftlichen Transaktion oder die Umsetzung eines internen Projektes sein. Wichtig dabei ist, daß ich den vorgegebenen oder mir vorgenommenen Zeitraum einhalte. Verzögerung betrachte ich ebenso als Mißerfolg wie eine falsche Einschätzung oder das Nichterreichen einer Vision. Natürlich muß man sich beim Setzen der Parameter einen gewissen Spielraum zugestehen, alles andere wäre unrealistisch.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Der damalige Vorstand der Immofinanz-Gruppe und ich haben uns in bezug auf das erzielbare Wachstum in Osteuropa klare Ziele gesteckt, die wir nicht nur erreichen, sondern noch übertreffen konnten. Daher sehe ich mich auch als erfolgreich, wobei aber ausdrücklich festzuhalten ist, daß es ein Erfolg des gesamten Teams ist. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich hatte bei der Immofinanz bzw. Immoeast freie Auswahl bei der Zusammenstellung des Teams und bei der Auswahl des Personals. Trotz des enormen Wachstums haben wir den Personalstand nahezu verdoppelt. Außerdem hatte ich freie Hand bei der internen Gestaltung der Organisation. All das sind Faktoren, die - unterstützt durch das bestehende Team - wesentlich zum Erfolg beigetragen haben. Im Rahmen meines persönlichen Erfolges sehe ich das internationale Netzwerk, das ich mir aufbauen konnte, mein umfangreiches Marktwissen sowie soziale Kompetenz als entscheidende Komponenten.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Ich denke, meine damalige Entscheidung ins Ausland zu gehen, war absolut richtig. In London habe ich erfahren, daß Leistung und Einsatzbereitschaft honoriert werden. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Einer meiner ersten Vorgesetzten, den ich bei der Creditanstalt hatte, erkannte das Potential, das in mir steckt. Er unterstützte und beriet mich hinsichtlich der weiteren Entwicklung meiner Karriere. Ich hörte aber nicht immer auf ihn, beispielsweise als er mir davon abriet, ins Ausland zu gehen. Er sah richtigerweise voraus, daß der Wiedereinstieg in Österreich problematisch und mit gewissen, auch finanziellen Abstrichen verbunden sein würde. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Ich suche grundsätzlich Leute, die unternehmerisch denken und selbständig arbeiten können. Sie müssen eine gute Grundausbildung vorweisen können und international sicher auftreten.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Motivation ist eine vielschichtige Materie. Ein Teil der Motivation besteht darin, daß man den Mitarbeitern sukzessive Verantwortung überträgt. Natürlich sollen die Menschen Befriedigung im Job finden und Spaß an der Arbeit haben. Es kommt aber kurzfristig immer wieder zu Extrembelastungen, und ich sehe es auch als meine Aufgabe als Manager, hier durch persönliche Gespräche, aber auch durch konkrete Maßnahmen motivierend einzuwirken. Mitarbeiter sollten nicht das Gefühl haben, übervorteilt zu werden.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich arbeite durchschnittlich 80 bis 90 Wochenstunden inklusive mindestens einem Tag des Wochenendes. Daher habe ich es mir zur Maxime gemacht, einmal pro Quartal für eine Woche unterzutauchen, um neue Kraft zu tanken und mich privaten Dingen zu widmen. Man muß in der Lage sein zu erkennen, wann man an seine physischen und mentalen Grenzen gerät. Von meiner Frau und meiner Familie bekomme ich sehr viel Rückhalt und Unterstützung. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? In der heutigen globalisierten Berufs- und Wirtschaftswelt ist Flexibilität - sowohl geographisch als auch hinsichtlich der Art der Tätigkeit - ein absolutes Muß. Es ist nicht davon auszugehen, daß man sein Berufsleben dort, wo man es begonnen hat, auch beenden wird. Lebenslanges Lernen ist längst kein Schlagwort mehr, Stillstand ist Rückschritt. Fremdsprachen sind natürlich extrem wichtig, wobei osteuropäische und asiatische Sprachen immer mehr an Bedeutung gewinnen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich bin in einem Alter, wo noch einmal eine berufliche Veränderung möglich ist. Aber so wie sich meine bisherige Karriere mehr oder weniger zufällig entwickelte, lasse ich auch das auf mich zukommen. Im Rahmen meiner jetzigen Tätigkeit ist natürlich weiteres Wachstum, speziell im Bereich der Großprojekte, ein vorrangiges Ziel. Wenn ich, so wie ich hoffe, das Pensionsalter erreiche, werde ich mich nicht aus dem Berufsleben zurückziehen, sondern einer selbständigen Tätigkeit nachgehen.