Zum Erfolg von Eva-Maria Webern
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist auch finanzieller Natur und zeigt sich, auch wenn wir nicht über unseren Verhältnisse leben, an einem Hintergrund, vor dem etwa Reparaturen von Haushaltsgeräten nicht zur Katastrophe werden oder ich meine Leidenschaft für Opern guten Gewissens ausleben kann. Erfolg ist allerdings auch die Anerkennung, wenn Menschen kommen und sagen, daß das, was ich ihnen empfahl, ihnen geholfen hat.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Eigentlich nein, es war jedoch wunderbar, wie die Menschen reagierten, als ich bei Herrn Assinger bis zur Millionenfrage kam - sie wurde mir gestellt, ich beantwortete sie aber nicht. Es gab angesichts meines Gewinnes keinerlei Neid, sondern nur überaus reizende Reaktionen, und das war ungemein wohltuend.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich wollte mich immer selbständig machen, da ich mich nicht unterordnen wollte. Zudem wollte ich nicht mehr pendeln und vor allem Kinder haben. Die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie war zumindest für mich mit der Gründung der eigenen Apotheke besser gegeben.Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Nein, in unserem Beruf ist das nicht zutreffend, auch während des Studiums nicht. Ich besuchte allerdings eine reine Mädchenschule, und es gibt Studien, die zeigen, daß Mädchen unter dieser Voraussetzung eher ein Studium absolvieren und auch im Leben erfolgreicher sind.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
In der Situation, daß ich mich aller Schwierigkeiten zum Trotz selbständig machte. Insbesondere in den ersten beiden Jahren, bis ich dann die Arbeit in der Apotheke tatsächlich aufnehmen konnte, war es nicht einfach durchzuhalten, da alles quasi in der Luft hing, beispielsweise war die Wohnsituation mit einem kleinen Kind gänzlich ungeklärt. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Wahrscheinlich prägten mich beide Elternteile auf je eigene Weise. Den hohen Ansprüchen meiner Mutter gerecht zu werden war nie möglich, andererseits hat sie damit zwei sehr lebensfähige, erfolgreiche Töchter hervorgebracht. Unser Vater hat uns Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten vermittelt, er traute uns einiges zu, nur keine Dummheiten. Der Wunsch, ihn nicht zu enttäuschen, hat mich sicherlich auch von manchen Dummheiten im Leben abgehalten.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung erfahre ich, wenn Menschen kommen und sich bedanken, weil ich ihnen das richtige empfohlen habe. Mitunter ist es im eigenen Interesse der Menschen auch erforderlich, etwas zu verweigern, und daß das akzeptiert wird, ist ebenfalls eine Form der Anerkennung.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Ich schätze die Zukunft der Pharmazie generell problematisch ein, einerseits aufgrund der Vorstöße der Ärzteschaft, wieder selber verstärkt Hausapotheken zu führen, und andererseits, weil sich im Drogeriebereich die entsprechenden Handelsketten bemerkbar machen. Gerade in unserer ländlichen Region ist es schwierig und vielleicht sogar wenig zielführend, Zusatzgeschäfte zu tätigen.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Ich glaube, meine Angestellten gehen für mich durchs Feuer. Ein gutes Verhältnis zu meinen Mitarbeitern ist mir sehr wichtig. Anfangs war es schwer für mich zu delegieren, das mußte ich lernen, als etwa die Rezeptabrechnung zu aufwendig wurde, aber nun habe ich eine wirklich gute Kraft, die das hervorragend erledigt.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Das war sehr schwer, ich hatte auch immer den Eindruck es sei sehr viel auf der Strecke geblieben und entwickelte ein permanentes schlechtes Gewissen als Mutter, da ich in Krisensituationen nicht dabei sein konnte. Allerdings hatte ich das Netz der Familie, und mein Sohn sagte mir später, es sei ohnehin immer jemand für ihn dagewesen.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Leider kann ich jungen Menschen in dieser Branche keinen Rat geben. Als wir studierten, wußten wir, daß auf uns gewartet wird, Stellen da sind, heute ist das anders, wahrscheinlich gilt es noch ein zweites Studium zu absolvieren, zusätzlich Sprachen zu lernen und noch besser zu sein als andere.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich werde die Apotheke in zwei Jahren verkaufen und in Pension gehen, dann freue mich darauf, mich meinem Enkelkind verstärkt widmen zu können und werde die Zeit für Reisen zu hervorragenden Opernaufführungen in aller Welt nutzen.
Ihr Lebensmotto?
Toleranz üben. Für mich bedeutet das: Leben und leben lassen.