Zum Erfolg von Ulrike Nittmann
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Meine Familie, meine Kinder und meinen Beruf unter einen Hut zu bekommen, ohne daß ich dabei unter die Räder komme, und trotzdem für alle Beteiligten das Maximum herauszuholen - das sehe ich als persönlichen Erfolg. Der monetäre Aspekt spielt eine untergeordnete Rolle, im Vordergrund steht die Work-Life-Balance.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Im Sinne meiner Definition sehe ich mich als erfolgreich. Es erfordert zwar sehr viel Organisationsaufwand, aber es gelingt mir recht gut. Ich glaube überhaupt, daß Frauen die besseren Manager sind.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich denke, man muß eher seine Stärken stärken als seine Schwächen ausmerzen. Ein Geheimnis meines Erfolges liegt vielleicht darin, daß ich extrem loyal bin - meinen früheren Arbeitgebern, meinen heutigen Partnern und den Klienten gegenüber. Als weitere Eckpfeiler sehe ich meine Verläßlichkeit und Effizienz. Ich agiere nach dem ökonomischen Prinzip: mit gegebenen knappen Ressourcen das Maximum zu erreichen. Mein Motto als Rechtsanwältin und Mediatorin lautet: Im Mittelpunkt steht der Klient als Mensch und Geschäftspartner. Seine Probleme sind klientenzentriert zu lösen. Grundlage für meinen Erfolg waren sicher eine gute Ausbildung und gute Ausbildungsanwälte. So gesehen ist es auch ein wenig vom Zufall abhängig, bei welcher Kanzlei man landet und wie sich die Karriere entwickelt. Ich halte mich für sehr teamfähig, weil ich versuche, Aufgaben- und Mitarbeiterorientierung situativ angemessen handzuhaben. Man darf weder das eine noch das andere aus den Augen verlieren.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Es ist nicht leicht, als Frau in diesem Beruf Fuß zu fassen, wobei ich glaube, daß es am Land noch schwieriger ist als in der Stadt. In ländlichen Gebieten gibt es noch mehr Vorurteile gegen die Kompetenz der Frauen. Aber mit entsprechendem persönlichem Einsatz und mit Überzeugungskraft läßt sich das wettmachen.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Meine erfolgreichste Entscheidung war, meinen Mann zu heiraten und unsere beiden Kinder zu bekommen. Ja, und Rechtsanwältin zu werden. Das ist ein ungemein spannender Beruf, der einem entgegen landläufiger Meinung viel Freiraum für kreatives Arbeiten läßt. Konkret habe ich viele Erfolgserlebnisse, zuhause wie im Beruf.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Meine Eltern waren beide selbständig, mein Vater ebenfalls als Anwalt, und das prägte mich vielleicht unbewußt, denn auch mein Ziel war von Beginn an die Selbständigkeit. Ich bin so aufgewachsen und könnte niemals nach einer Stechuhr arbeiten.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Es gibt Anerkennung von meiner Familie für das, was ich leiste - auch wenn ich sie ab und zu einfordern muß. Natürlich kommt auch Anerkennung von den Klienten. Dieses Feedback ist wichtig, damit ich weiß, ob das, was ich mache, auch den Vorstellungen des Klienten entspricht. Er bleibt immer Eigentümer des Problems, was bedeutet, daß ich nichts über seinen Kopf entscheide, sondern bei aller Selbständigkeit darauf schaue, die Milestones mit ihm gemeinsam zu setzen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Manchmal habe ich schon ein schlechtes Gewissen, daß ich meine Kinder und die Familie aufgrund des beruflichen Engagements zu sehr vernachlässige. Gott sei Dank erfahre ich von meinem Mann Unterstützung und Verständnis.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Natürlich muß ich mich in meinem Beruf ständig auf dem laufenden halten, zumindest auf meinen Fachgebieten. Dazu gehören das Studium von Fachzeitschriften und der Besuch von Seminaren. Lernen ist wie Rudern gegen den Strom. Sobald man aufhört, treibt man zurück, sagte Benjamin Britten, und ich sehe das auch so.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich halte es nicht für zielführend, sich ausschließlich mit der beruflichen Entwicklung zu beschäftigen. Für den Erfolg braucht man auch innere Ausgeglichenheit und ein erfülltes Privatleben.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich hoffe, daß die Kanzlei weiter so floriert wie bisher, oder vielleicht sogar noch erfolgreicher wird. Speziell im Bereich der Mediation möchte ich mich in Zukunft stärker engagieren, um eventuell auch solche Fälle in die Kanzlei zu bringen. Im privaten Bereich wäre es ein Wunsch, mehr Zeit für die Kinder zu haben.