Zum Erfolg von Hans Zimprich
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich habe in all den Jahren meiner ärztlichen Tätigkeit die Augen offen gehalten gegenüber menschlicher Not und dem Bedürfnis, diese Not auch zu artikulieren. Das ist meines Erachtens ganz essentiell, darauf bin ich stolz, und das sehe ich als meinen persönlichen Erfolg.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja - das war aber nur möglich, weil ich mit meiner Frau, einer Psychotherapeutin, nicht nur im Privatleben, sondern auch im Beruf eine kongeniale Partnerin hatte.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Meine Frau Vera und ich gingen gemeinsam unseren Weg, unbeirrt und konsequent. Auf einem solchen Weg hat man so manche Feinde, was sich auch darin widerspiegelt, daß ich nicht habilitiert wurde. Mein damaliger Vorgesetzter war nämlich absolut gegen meine psychoanalytischen Sichtweisen. Trotzdem ließen wir uns von unserem Weg nicht abbringen, und der Erfolg gibt uns recht. Auch meine Neugier und die Fähigkeit, althergebrachte schulmedizinische Ansichten in Frage zu stellen, trugen zum Erfolg bei.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Ich kann die Dinge nur so sehen, wie ich sie sehe - und nicht so, wie sie vielleicht ein Kollege sieht. Daher bleibt nur die Originalität als besserer Weg zum Erfolg.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein Vater war Arzt am Land, meine Mutter war Zahnärztin. Ich komme also aus einer Arztfamilie, was für meinen Berufsweg in gewisser Hinsicht prägend gewesen sein mag. Auf meinem späteren Weg war Prof. Walter Swoboda, lange Zeit Vorstand am Gottfried von Preyer'schen Kinderspital, eine wichtige Persönlichkeit, weil er meine Forschungsarbeit und klinische Tätigkeit sehr unterstützte. Natürlich war auch Prof. Dr. Erwin Ringel prägend, da er meinen Ideen und Ansätzen in puncto Kinderpsychosomatik offen gegenüberstand, und wir dann gemeinsam dieses Neuland urbar machten. Der wichtigste Mensch war und ist aber meine Frau Vera. Ich bin sehr stolz auf unseren gemeinsamen Lebensweg, der mit der rein somatischen Kinderheilkunde im Karolinen-Kinderspital begann.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Kinder mit psychosomatischen Störungen kommen häufig aus Familien, wo es emotionale Probleme gibt. Sie haben keine Möglichkeit, sich positiv zu entwickeln und sich mit ihrer Umgebung zu identifizieren. Leider werden diese Probleme durch die Hektik unserer neoliberalen Gesellschaft noch verstärkt. Man könnte die Akzeptanz der Familie zu den Bedürfnissen der Kinder aber viel positiver gestalten. Ein wichtiger und für das Kind prägender Faktor dabei sind Einrichtungen wie Kinderkrippen, Kindergärten und Schulen. Wir brauchen viel mehr gut geschulte Menschen in diesen Berufen, die dann aber auch die entsprechende gesellschaftliche Anerkennung erhalten müssen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich bin ja schon in Pension und habe nicht mehr soviel zu tun wie noch während meiner aktiven Zeit. Daher kommt es auch vor, daß ich mich bei meiner Frau beklage, weil sie viel zu viel arbeitet und dadurch unser Privatleben ein wenig leidet. Meine Pensionierung war ein schwerer emotionaler Schlag für mich, weil ich am Wilhelminenspital als „primus inter pares“ ein ausgezeichnetes Team leiten durfte. Es war eine überaus konstruktive Zusammenarbeit, von der ich mich nur schweren Herzens trennte. Ich bin kein Mensch, der nur zu Hause sitzt und Däumchen dreht, daher führe ich auch nach wie vor meine Privatordination.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Man sollte seinen Narzißmus ein wenig eindämmen, denn man braucht in diesem Beruf eine positive und gleichzeitig demütige Haltung. Es geht um zwischenmenschliche Beziehungen und damit um die eigentliche innere Heimat - das sollte bei allem jugendlichen Überschwang und bei allem Neoliberalismus nicht vergessen werden.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein großer Wunsch zu jeder Stunde meines Lebens ist es, daß sich der Mensch ein bißchen weiterentwickelt.