Zum Erfolg von Richard Kager
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich persönliche Weiterentwicklung und Reifung als Mensch. Die äußerlichen Zeichen des Erfolges, die zähl- und meßbar sind, wie beispielsweise Geld und materieller Besitz, spielen in meinem Erfolgsverständnis keine Rolle. Geld allein macht bekanntlich nicht glücklich. Mir geht es um innere Werte und Menschlichkeit.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich bemühe mich, im Sinne meiner Definition erfolgreich zu sein. Wenn sich mein Leben auf einer Spur mit Gott bewegt, stellt sich auch rundherum Erfolg ein - mein Verkünden der frohen Botschaft Jesu Christi ist glaubwürdiger und stößt auf mehr Resonanz, insofern beispielsweise mehr Leute in die Kirche kommen. Wenn einzelne Menschen in meinen Pfarren den Sinn und das wahre Glück ihres Lebens finden, sehe ich das als Erfolg. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich bin in meinem Glauben fest verankert. Auch wenn es für manche schwer nachvollziehbar ist: Ich versuche das zu tun und zu leben, wozu Gott mich berufen hat und was er von mir will. Was aus diesem Leben mit Gott und im Dienst für Gott und die Menschen folgt, wird mir zum Erfolg. Ich gehe offen auf die Menschen zu und bin nicht nur in der Kirche präsent, sondern in allen Bereichen des Lebens. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Mein Elternhaus und das religiöse Leben dort, meine fünf älteren Geschwister, mein Firmpate Pfarrer Franz Kager, mein Heimatpfarrer Johann Mayer (gest. 1983) sowie Bischofsvikar Anton Berger (gest. 2001) waren sicherlich prägend für meine berufliche Laufbahn. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Der mangelnde Priesternachwuchs ist ein großes Problem, das auch ich am eigenen Leib verspüre, weil ich zwei Gemeinden zu betreuen habe. Echte Religiosität und gelebter christlicher Glaube sind in der Bevölkerung zurückgegangen - und wo Glaube nicht gelebt wird, kann auch keine Berufung wachsen. Früher waren die Eltern stolz, wenn ein Sohn Priester wurde; heute ist man hier schon distanzierter.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Speziell die Menschen in Schwadorf, wo ich ja schon länger tätig bin, kennen mich sehr gut, weil ich stark präsent bin. Und immer wieder sagen die Leute zu mir: „Hoffentlich bleiben Sie uns noch lang erhalten!“ Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Ein Mitarbeiter muß neben dem Interesse an unseren Aufgaben auch Freude am Glauben und einem Leben in der Kirche mitbringen. Ich zeige nicht nur die schönen, sondern auch die schwierigen Seiten auf, um keine falschen Hoffnungen zu wecken. Wichtig ist, daß Mitarbeiter gut mit Menschen, egal ob jung oder alt, umgehen und sie begeistern können. Neben diesen menschlichen Qualitäten sollte ein Bewerber auch die Bereitschaft zur Weiterbildung, die wir anbieten, mitbringen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Durch meine eigene Freude, durch Wertschätzung, die ich ihnen immer wieder entgegenbringe sowie die Zeit, die ich mit ihnen gemeinsam verbringe.Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Nach Abschluß meiner Dissertation, für die ich viele Jahre investiert habe, bin ich nun selbst in der Priesterfortbildung der Erzdiözese Wien im Bereich „Personalentwicklung für Priester“ tätig. 2006 absolvierte ich den Pfarrbefähigungskurs, damit ich nicht nur Moderator, sondern auch einmal Pfarrer sein kann. Regelmäßig besuche ich kleinere, tageweise Fortbildungsveranstaltungen. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Nehmt euch mehr Zeit für das menschliche Miteinander.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
In meinen zwei Gemeinden ist noch einige Aufbauarbeit hinsichtlich „gelebter Glaube“ und Gemeinschaft zu leisten. Mein Ziel ist es, die Menschen in Schwadorf und Gramatneusiedl soweit zu festigen, daß nicht alles zusammenbricht, wenn ich eines Tages weiterziehe. Die Leute sollen erkennen, daß die Dinge, die hier passieren, mit Gott zu tun haben und nicht mit meiner Person.
Ihr Lebensmotto?
Ein Mensch unter Menschen zu sein, durch den Gottes Liebe spürbar und erfahrbar wird.