Zum Erfolg von Maria Helbock
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich weniger, Karriere zu machen und wirtschaftlich erfolgreich zu sein, als für mich selbst das Gefühl zu haben, daß ich etwas weiterbringe, daß mein Tun einen Sinn hat. Kann ich anderen mit meiner Tätigkeit eine Hilfestellung bieten, so werte ich dies als Erfolg. Was wir in der Schulpsychologie leider nur selten in Erfahrung bringen können, ist, ob unsere Zielsetzungen und Initiativen auch nachhaltig Wirkung haben. Wir geben Impulse und Empfehlungen und helfen den KlientInnen bei den nächsten Schritten weiter. Wenn wir später nichts mehr von ihnen hören, nehmen wir an, daß sie in der weiteren Schulzeit keine gröberen Probleme mehr hatten. Leider viel zu selten erhalten wir Rückmeldungen darüber, wo unsere Schüler gelandet sind, und was sie gegenwärtig tun. Manchmal stoßen wir mit unseren Möglichkeiten zur schulpsychologischen Hilfe auch an Grenzen, denn es gibt immer wieder Gegebenheiten, die wir nicht verändern können. Diese müssen wir als Tatsachen betrachten und nicht als Mißerfolg.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Im gesamten betrachtet empfinde ich meine Tätigkeit als erfolgreich und sinnvoll. Ansonsten wäre es mir nicht möglich, seit nun schon 33 Jahren als Schulpsychologin und davon zwei Drittel dieser Zeit in einer Führungsposition zu agieren.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
In erster Linie waren es meine Eltern, die mich von Kindesbeinen an wesentlich prägten. Sie lebten mir vor, daß man seine Wünsche verwirklichen kann, wenn man sich Ziele setzt und diese konsequent verfolgt. Sie lehrten mich aber auch, mit Mißerfolgen umzugehen sowie Anspruchsniveau und Leistungsmotivation zu entwickeln. Meine Eltern geizten nie mit Anerkennung und ließen mir auch die Möglichkeit zuteil werden, ein Studium zu absolvieren. Auch die menschlichen Kontakte, die sich während der Schulzeit und dem Studium sowie später im Beruf ergaben, erachte ich als wesentlichen Erfolgsfaktor. Letztendlich war es aber mit Sicherheit auch mein persönlicher Wunsch, diese Tätigkeit auszuüben, der mir zu meiner heutigen Position verhalf. Ist es für Sie als Frau schwieriger, erfolgreich zu sein? In bezug auf meine Tätigkeit nicht. In Berufen, in denen der menschliche Kontakt überwiegt und die Aspekte Geld und Karriere nachrangig bewertet werden, sind Frauen mit Sicherheit nicht benachteiligt. Das einzige Manko, mit dem ich als Frau zu kämpfen habe, ist die Tatsache, daß mein Beruf sehr zeitaufwendig ist und sich daher nur schlecht mit einem Familienleben in Einklang bringen läßt. Ich entschloß mich dafür, den Schwerpunkt auf mein Berufsleben zu legen und auf die Familienplanung zu verzichten. Als ich vor dreißig Jahren meine Tätigkeit begann, war es als Frau gesellschaftlich kaum möglich, Beruf und Familie miteinander zu verbinden. In dieser Hinsicht waren Männer im Vorteil, denn deren Familien hielten ihnen den Rücken frei, während sie ihren Karrieren nachgingen. Gegenwärtig lassen sich die beiden Bereiche allerdings auch für eine Frau einfacher miteinander verbinden als zu jener Zeit, als für mich die Gründung einer Familie zur Debatte stand.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein Vater, der selbst unterrichtete, war mir ein großes Idol. Auch der damalige Leiter des Schulpsychologischen Dienstes, der mich immer unterstützte, prägte mich wesentlich.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Einerseits erfahre ich Anerkennung von KlientInnen, meinen MitarbeiterInnen, den Vorgesetzten und meiner Familie, die allesamt meine Tätigkeit zu schätzen wissen, andererseits erlebe ich eine innere Bestätigung, indem ich mit meiner Tätigkeit zufrieden bin und Freude daran habe.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Durch ein gutes Klima mit Wertschätzung, Unterstützung und vielfältige Möglichkeiten zur Kommunikation motivieren wir uns immer wieder gegenseitig.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Als ich damals zur Leiterin ernannt wurde, war es mir wichtig, daß ich als bisherige Arbeitskollegin ihre Zustimmung für meine neue Funktion hatte. Ich mache die Erfahrung, daß mein wohlwollender Führungsstil mit Gewährung persönlicher Entfaltungsmöglichkeiten wie auch mein Anliegen, daß alle die uns als SchulpsychologInnen gestellten Aufgaben qualitativ und organisatorisch bestmöglich erfüllen, gut aufgenommen und geschätzt werden.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Es ist von enormer Wichtigkeit, sich im Leben immer wieder Ziele zu setzen, an denen man festhält. Genauso bedeutsam ist es allerdings, nicht aufzugeben, wenn man einmal einen Umweg beschreiten muß. Mehr als nach äußeren Anerkennungen sollte man dabei nach seinen eigenen Gefühlen und Bedürfnissen handeln. Besonders wertvoll sind die Beiträge, die man selbst leisten kann, damit es auch anderen (wieder) gut geht und positive Entwicklungen möglich werden.