Zum Erfolg von Renate Rosengarten
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Äußerliche Zeichen des Erfolges sind Dinge wie Titel, Positionen oder Einkommen. In meiner Sicht von Erfolg spielen diese aber nur eine untergeordnete Rolle. Ich halte es für wichtiger, Chancen, die das Leben bietet, zu nutzen und seinen Weg konsequent zu gehen. Davon darf man sich nicht abbringen lassen, auch wenn es Rückschläge gibt. Für mich bedeutet Erfolg auch eine gelingende Karriereentwicklung der von mir unterstützten Mitarbeiter, wobei ich mich besonders freuen würde, wenn sie sich eines Tages noch sehr viel besser positionieren als ich selbst.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Es war immer mein Ziel, in der Forschung zu arbeiten, in meinem eigenen auf Mykoplasmen fokussierten Forschungsgebiet in der internationalen Spitzengruppe mitzuwirken sowie Mitarbeiter und Kollegen für dieses Forschungsgebiet zu interessieren und zu begeistern. Der Vorstoß in die internationale Spitzengruppe und vor allem auch das Beibehalten dieser Positionierung ist mir trotz vieler Widrigkeiten gelungen, weil ich mich nicht aus der Spur bringen ließ.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ein hohes Maß an Eigeninitiative war sicherlich ein wichtiger Baustein meiner Karriere. Auch die Teilnahme an Kongressen und Kursen im Ausland organisierte und finanzierte ich mir während der Ausbildung selbst. Außerdem bin ich ein beständiger, manchmal sogar hartnäckiger Mensch, der seine Ziele nie aus den Augen verliert. Natürlich gehört auch große Leistungsbereitschaft, die weit über den üblichen Acht-Stunden-Arbeitstag hinausgeht, ebenfalls zu einer erfolgreichen Karriere. Trotzdem gibt es keine Erfolgsgarantien, ein Quentchen Glück und Zufall spielen sicherlich immer eine gewisse Rolle. Das Leben und die berufliche Entwicklung lassen sich nicht bis ins letzte Detail vorausplanen. Ist es für Sie als Frau in der Wissenschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Ich glaube schon, daß zumindest im europäischen Raum, und dazu zählt insbesondere auch Österreich, Frauen es schwerer haben, in der Wissenschaft Karriere zu machen - das war schon früher so, und daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Meiner Meinung nach werden auch die eher aktiven, erfolgreichen Frauen, zu denen ich mich zähle, mehr blockiert als die weniger erfolgreichen. Manche männliche Kollegen haben leider Probleme mit erfolgreichen Frauen, wie ich immer wieder selbst erfahren mußte, und dies trifft auch heute noch zu.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Durch die vorhandene anerkannte Expertise im Bereich der Mykoplasmenforschung und Mykoplasmendiagnostik sowie durch meine Aktivitäten in der Organisation und Ausrichtung von internationalen Mykoplasmenkongressen und Symposien entstanden auch interessante Kontakte zu biopharmazeutischen Konzernen, die an einer Zusammenarbeit interessiert waren. Im Zuge dieser Kontakte entwickelte sich die Idee zur Gründung einer eigenen Firma, die Impfstoffe und sonstige Biologika nach den regulatorischen Vorgaben des europäischen Arzneibuches und der amerikanischen FDA auf Mykoplasmenkontaminationen untersucht, neue Strategien für die Mykoplasmen-Testung entwickelt und Consulting in diesem Bereich anbietet. Diese Idee wurde von mir Ende 2003 mit der Gründung der Mycoplasma Testing & Consulting GmbH umgesetzt, die seit 2004 unter dem Namen Mycosafe Diagnostics GmbH operiert.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Der „Mykoplasmen-Papst“ Professor Shmuel Razin, mit dem ich während meines Aufenthalts als Gastwissenschaftlerin in Jerusalem intensiven Kontakt hatte, war sicher eine prägende Persönlichkeit. Er unterstützte mich insbesondere auch menschlich in jederlei Hinsicht während einer schwierigen Zeit, in der ich mit Neid und Mißgunst und daraus resultierenden Intrigen Hannoverscher Kollegen konfrontiert war.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Man muß selbst die Initiative ergreifen, Erfolg fällt einem auch in der Wissenschaft nicht in den Schoß. Nicht auf Angebote warten, sondern die Zügel selbst in die Hand nehmen! Und wenn einem dann der Wind rauh ins Gesicht bläst, darf man sich nicht irritieren lassen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte mein Institut in Wien mit dem Schwerpunkt der Mykoplasmenforschung und Mykoplasmendiagnostik weiter ausbauen. Eine Stütze ist mir dabei insbesondere auch mein Unternehmen Mycosafe, weil universitäre Mittel selbst für den notwendigen Ersatz von Grundausstattung des Instituts (z.B. Computer) praktisch nicht mehr bereitgestellt werden und die zunehmenden bürokratischen Abläufe in ständig sich ändernden universitären Strukturen ein Hindernis für rasche Entscheidungen und die Umsetzung von dringenden Maßnahmen sind. Bisher ist es mir immer gelungen, Herausforderungen dieser Art erfolgreich zu meistern, da ich hartnäckig bin und mich nicht von den gesteckten Zielen abbringen lasse.
Ihr Lebensmotto?
Was immer du tust, handle klug und denke an das, was daraus wird.