Zum Erfolg von Gottfried Dissauer
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Der Glaube an sich selbst, welcher jeden Tag neu geformt und gestaltet werden muss, in Verbindung mit einer festen Überzeugung, dass man das, was man sich vornahm, realisierbar ist. Die Visionen müssen im Einklang mit den persönlichen Eigenschaften sein. Wichtig ist eine gewisse Bescheidenheit zu besitzen und daran, was man erreichen will, konsequent zu arbeiten. Die Inhalte des Erfolges änderten sich mit der Zeit. Ein Erfolgserlebnis war für mich der Abschluss meines Studiums; mein Bruder und ich waren stolz, die ersten Akademiker in der Familie zu sein. Als Erfolg sah ich die Familiengründung, und es war und bleibt mir ein Anliegen, an der Erziehung meiner Kinder teilnehmen zu können. Jetzt kann ich feststellen, dass aus ihnen ordentliche Menschen wurden und wir sind stolz aufeinander. Erfolg heißt für mich Bindung mit Menschen, die einem wichtig sind und die Möglichkeit, für andere da zu sein. Meine Scheidung und die weitere Kooperation mit meiner Frau möchte ich auch auf mein Erfolgskonto buchen. Wir schworen uns: wenn wir schon nicht miteinander sein können, so müssen wir nicht gegeneinander sein. Jetzt verstehen wir uns alle blendend, was allen Beteiligten zugute kommt. In den letzten Jahren bemerke ich, dass die Gesellschaft narzisstischer wird und die sogenannten "Ichmenschen" immer mehr werden, welche nicht meine Freunde sind. Ich gebe zu, dass ich immer sensibler werde und mit fortgeschrittener Reifung auch unerbittlicher. Mit ist die Würde des Menschen sehr wichtig und wenn ich sehe, dass eine narzisstische Kommunikation geführt wird, spreche ich diese auch an.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Das fängt bereits bei einem Lächeln, einer persönlichen Geste, einem guten Wort an. Anerkennung ist für mich eine Art des persönlichen Fürspruches, wo man nur fühlen kann, ob es ernst gemeint ist.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mich faszinieren Menschen, die in Harmonie leben, die in sich ruhen, und die das, was sie tun, gerne tun. Als Vorbilder betrachte ich Menschen, die ihre Familie wie ihre Heimat betrachten.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Es muss ein offensiver, extrovertierter Mensch sein, mit hoher Sozialkompetenz, der von diversen Gesprächspartnern ernst genommen werden muss. Weiters ist es wichtig, im gewissen Sinne, ein Analytiker zu sein, psychologisches Feingefühl und die Achtung vor der Würde jedes einzelnen Menschen zu haben. Von Bedeutung ist die Gabe, sich in einen Menschen intuitiv hineinzuversetzen mit dem Wunsch, ihn emotional begreifen zu wollen. Wenn man sich für eine Karriere in unserer Branche interessiert, sollten Psychologie und Betriebswirtschaft keine Fremdwörter sein. In der Praxis sollte man sich auf eine spezielle Branche konzentrieren, d.h. Eigenheiten der Branche sollte man kennen. Darüber hinaus zählen analytische Fähigkeiten und auch intellektuelle Fähigkeiten zu den Tools, welche im beruflichen Alltag notwendig sind. Ich glaube, dass man in diese Tätigkeit nicht hineinspringen kann, sondern nur hineinwachsen. Ideal wäre in Form eines Trainee-Programms. In Zukunft wird unser Berufsstand nach wie vor gefragt sein; so. z.B. befindet sich die IT-Branche in einem gewaltigen Veränderungsstadium. Die Unternehmen werden externe Personalberater weiterhin beauftragen um einerseits den Markt zu sondieren und andererseits um auch einen anderen Blickwinkel hineinzubringen.
Wie verhalten Sie sich dem Mitbewerb gegenüber?
Man beobachtet und begegnet ihm teilweise bei einzelnen Kunden. Wettbewerb ist etwas Gutes. Man muss sich ihm stellen und vergleichen lassen. Nach 30 Jahren in dieser Branche, habe ich das Gefühl, dass viele positive Veränderungsprozesse stattfanden. Besonders ausländische Beratungsunternehmen haben auf den österreichischen Markt gedrängt und das Niveau gehoben. Die Österreicher sind mitgezogen und haben verstanden worum es geht und dies sehe ich sehr positiv.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
In Anbetracht der Tatsache, dass ich bereits das Pensionsantrittsalter erreich habe, werde ich mich immer mehr von den beruflichen Aktivitäten zurückziehen und meinen Focus auf die Familie und besonders auf meine Enkelkinder richten.