Zum Erfolg von Alfred Giller
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wenn ich beim letzten Rundgang durch ein fertiggestelltes Werk ein gutes Gefühl verspüre, fühle ich mich erfolgreich. Genauso wichtig ist mir aber, daß die Harmonie zwischen Werk und Nutzer entsprechend hoch ist.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich habe viel erreicht.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
In der Gestaltung verliere ich meine Ziele nie aus den Augen. Ich kann mich sehr gut mit Bestehendem abfinden und darauf aufbauen. Die Zufriedenheit der Nutzer eines Werkes ist essentiell für mich. Ich verfolge meine Ideen niemals zu hartnäckig und muß sie nicht um jeden Preis nach meinen Vorstellungen realisieren. Ein Baugrundriß ist das psychologische Abbild der Situation einer Arbeitsgruppe. Viele Faktoren sind vorab zu berücksichtigen, daher höre ich gut zu und lerne die Arbeitsabläufe der Nutzer umfassend kennen, ehe ich den Entwurf zeichne. Ich bekam Aufträge bisher weniger über die Wettbewerbsschiene (auch durch geringe Teilnahme), dafür durch zufriedene Kunden. Sie sind die Hauptquelle für Direktaufträge.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich analysiere eine Situation und mache einen spontanen Entwurf. Dann schlafe ich drei Tage darüber, lasse die interne Kritik auf mich wirken und handle dann.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Als junger Mensch waren Vorbilder für mich wichtig. Dann kam das Alter, in dem ich sie in Frage stellte und eigenständig voran ging. Mein Vater war Baumeister und einmal mein Vorbild. Dann fand ich den Weg des Architekten.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich wünsche mir, daß Mitarbeiter zu geäußerten Ansichten und Wünschen stehen. Sprunghaftigkeit ist nicht meine Sache. Wenn Beschlüsse Handschlagqualität haben, bin ich zufrieden.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Als Architekt leiste ich durchdachte Arbeit in Zusammenhang mit der bestehenden Materie. Dabei leiten mich innovative Ideen, die ich gefühlvoll umsetze. Gerade historische Gebäude verlangen einen dezenteren Stil - Neues fällt nach einem Umbau erst auf dem zweiten Blick auf. Mir geht es dabei immer um eine gelungene Synthese zwischen Alt und Neu.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Starkes berufliches Engagement führte zu einem geringen Kontakt mit meinen Kindern, daher habe ich meine Büroräume in mein Wohnhaus übersiedelt. Diese Situation bietet Vor- und Nachteile. Die Kinder, nun schon Jugendliche, konnten durch unsere Wohnsituation ein Verhältnis zu Arbeit aufbauen. Sie wissen nun, warum ich manchmal berufliche Gefühlsschwankungen habe. Können Kinder sich ein reales Bild von der Arbeit der Eltern machen, ist das nur positiv.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Sämtliche Dinge, die ich an der Universität lernte, ergaben ein weites Spektrum, was ich im Beruf brauche, lernte ich jedoch in der Praxis. Die Ausbildung ist eine Stütze, aber die Basis ist man selbst. Ein junger Mensch soll machen, was ihm Spaß bereitet, und das voll und ganz. Man darf nicht von seinem Weg abweichen, sondern muß zu sich stehen. Mit hohem Engagement kann man weit kommen, auch ohne universitäre Ausbildung, wobei eine gute Allgemeinbildung ihren Wert hat. Das österreichische Schulsystem bildet derzeit leider keine selbständigen Menschen heran. Es gibt zu viele schriftliche Tests, kaum mündliche. Die Kinder dürfen still lernen, was für Lehrer Vorteile hat, weil sie dadurch mehr Schulstoff durchmachen können und verlernen dabei zu kommunizieren. Einen guten Schulweg kennzeichnet ein Schulunterricht in Form von Projekt- und Teamarbeit, Schauspielunterricht und Methoden der Kommunikation. Solche Kinder können dann leichter herausfinden, was sie werden wollen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte meine Arbeit ausbauen, zugleich das Büro vergrößern und mich dann etwas aus dem operativen Geschäft zurückziehen. Es ist ein Wunsch, mehr Zeit für mich selbst zu haben. Ich zeichne ja selbst, dadurch bin ich oft sehr persönlich involviert. Gewinne ich Weitblick, haben meine beruflichen Entscheidungen eine neue Qualität.