Zum Erfolg von Karlheinz Ruhrberg
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, Ziele zu erreichen und selbst zu bestimmen, wohin der Weg führt. Diese Unabhängigkeit und Entscheidungsfreiheit ist für mich ein wesentlicher Punkt in meiner Erfolgsdefinition. Natürlich sollte auch der wirtschaftliche Erfolg gegeben sein.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich sehe mich schon als erfolgreich. So wie wir derzeit aufgestellt sind und wie wir von außen gesehen werden, sind wir gut unterwegs.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Zähigkeit und Hartnäckigkeit sind sicherlich wichtige Faktoren. Aber auch der Druck, daß bei einem Scheitern die private Existenz gefährdet ist, hat mich zu Höchstleistungen angespornt - wenn man so will, war ich „zum Erfolg verdammt“. Auch meine Frau war, speziell in den schwierigen Anfangszeiten, eine starke Stütze. Sie kümmerte sich um alle privaten Belange, sodaß ich all meine Energie auf die Firma konzentrieren konnte.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Überlegend! Gerade im Geschäftsleben gibt es immer wieder Überraschungen, die meist negativ sind. Wenn man in Ruhe überlegt und analysiert, kann man aber aus jedem Nachteil einen Vorteil machen. Ich nehme mir die Zeit, die beste Lösung zu suchen, und dann funktioniert es auch!
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Die Entscheidung zur Selbständigkeit und Firmengründung war zwar riskant, aber letztlich richtig und erfolgreich.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Der ehemalige Generaldirektor der Firma Bizerba beeindruckte und beeinflußte mich. Im Alter von 70 Jahren startete er noch einmal voll durch, was ich bemerkenswert finde. Er war von der Statur ein kleiner, aber sonst ein großer Mann. Ihn zeichnete vor allem seine Geradlinigkeit aus, bei ihm wußte man immer, woran man ist. Dieses Prinzip habe ich von ihm übernommen, sowohl beruflich als auch privat.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung ist eine sehr schöne Begleiterscheinung des Erfolges - und ich erfahre sehr viel Anerkennung. Im privaten, aber auch im geschäftlichen Umfeld ist es der Respekt vor der Leistung, eine solche Firma auf die Beine gestellt zu haben. Immerhin sind wir heute, trotz harter Konkurrenz, in gewissen Bereichen Marktführer in Österreich. Diese Anerkennung ist ein wesentlich besserer Motivator als Geld.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Die Mitarbeiter spielen bei unserem Erfolg mindestens eine ebenso große Rolle wie ich als Geschäftsführer. Sie sind alle von Beginn an mit dabei und machen nicht bloß ihren Job, sondern arbeiten gerne hier.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Außendienstmitarbeiter stelle ich nach Typ ein, Vorkenntnisse sind mir eigentlich nicht wichtig. Ein neuer Mitarbeiter muß offen sein und nicht nur von mir, sondern auch vom bestehenden Team akzeptiert werden.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Nur wer gerne arbeitet, arbeitet gut - daher lege ich extrem großen Wert auf ein angenehmes Betriebsklima. Unsere Struktur ist offen und transparent, jeder Mitarbeiter sieht die Firma so, als wäre es seine eigene. Außerdem motiviere ich zusätzlich über unerwartete Prämien oder andere kleine Anerkennungen. Die Leute sollen spüren, daß es ihnen gut geht, wenn es der Firma gut geht.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Die Beziehung zu den Mitarbeitern ist zwar eher freundschaftlich, trotzdem ist die Hierarchie klar.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir sind geradlinig und dadurch gut einschätzbar - es werden weder Kunden noch Lieferanten ausgenutzt. Unser Unternehmen sieht sich als zuverlässiger Partner, die kurzfristige Gewinnmaximierung ist nicht unser Geschäftsprinzip. Daher ist Handschlagqualität als eine unserer großen Stärken zu sehen; wir haben mit vielen Firmen langjährige Verbindungen, und zwar ohne schriftliche Verträge. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Hart, aber fair. Wir gehören nicht zu den Firmen, die sich Umsatz kaufen oder bei großen Kunden Duftmarken hinterlassen, um sie zu kriegen. Trotzdem gehen wir keiner Konkurrenz aus dem Weg und versuchen, durch unsere Stärken zu punkten.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
In den ersten Jahren der Selbständigkeit gab es so gut wie kein Privatleben. Seit das Unternehmen gut aufgestellt ist und den Vorstellungen entsprechend rund läuft, ist mein Zeitaufwand aber nicht größer als der eines angestellten Managers - mit 50 Wochenstunden komme ich im Normalfall durch. Daher bleibt auch genügend Zeit für das Privatleben.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Wir besuchen natürlich Fachveranstaltungen unserer Lieferanten und Kunden. Sonst nutzen wir in erster Linie neue Medien wie Internet, um uns auf dem laufenden zu halten.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Mein Sohn arbeitet neben seinem Studium in der Firma mit. Ihm sage ich: Erfolg ist nicht selbstverständlich, sondern will hart erarbeitet sein. Und wenn man nichts mehr für den Erfolg tut, ist er sehr rasch auch wieder weg.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Geschäftlich wollen wir natürlich weiter wachsen, aber nicht auf Kosten der Lebensqualität und schon gar nicht auf Kosten der Ehrlichkeit und Geradlinigkeit. Wir werden versuchen, über Firmenzukäufe zu wachsen, und nicht über Verdrängung. Wenn ich eines Tages das Unternehmen an meinen Sohn übergebe, soll es so gut am Markt etabliert sein, daß potentielle Kunden es von selbst als Partner in Betracht ziehen. Privat wünsche ich mir ein gesundes, zufriedenes und möglichst langes Leben.
Ihr Lebensmotto?
Mache aus jedem Nachteil einen Vorteil! Man verbessert sich an Schwierigkeiten und Problemen.