Zum Erfolg von Deborah Grumberg
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich halte nichts vom (Negativ)Bild des „Turbo-Kapitalisten“, der ohne Rücksicht auf Verluste seine - meist finanziell orientierten - Ziele verfolgt. In meiner Definition ist es wichtig, dass alle beteiligten Parteien von der Situation profitieren. Das bedeutet mir wesentlich mehr als nur einen Job abzuspulen, bei dem ich viel Geld verdiene. Mir geht es um längerfristige Zufriedenheit und nicht um kurzfristige, monetäre Ziele.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Es ist wichtig, seinen eigenen Weg zu gehen und sich nicht durch unqualifizierte Stimmen demotivieren zu lassen. Ich höre darauf, wie meine eigene Uhr tickt und versuche dann herauszufinden, wo ich mich am besten einbringen kann. Obwohl das nicht unbedingt marktkonform und manchmal schwierig durchzusetzen ist, lege ich großen Wert auf eine gewisse ethische Komponente. Mein Erfolg begründet sich in meiner Professionalität, meinen breit gefächerten Kompetenzen sowie meiner Art, auf Menschen und deren Anliegen einzugehen. Dabei kommt mir mein Background im Bereich der systemischen Organisationsberatung sehr zugute. Soziale und fachliche Kompetenz haben bei mir einen gleich hohen Stellenwert.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Dieses Thema interessiert mich persönlich sehr und ich nehme wahr, dass diesbezüglich Handlungsbedarf besteht. Ich war beispielsweise mit der Projektentwicklung und -leitung des parallel zu den „Women's World Awards“ stattfindenden „Women's World Congress“ betraut und arbeitete außerdem ein Jahr lang mit Christine Bauer-Jelinek am Aufbau des Instituts für Macht-Kompetenz zusammen. Ich selbst habe mit dieser Thematik – bis auf eine einzige Ausnahme – eigentlich keine negativen Erfahrungen gemacht: 2007 wurde mir ein Projekt zu einem Honorar angeboten, das mit Sicherheit anders ausgesehen hätte, wäre ich ein Mann gewesen. Diese Erfahrung führte schließlich auch zur Gründung der Firma „alles&mehr | Die Projektschmiede“, die ich heute nebenbei mit einer Partnerin aufbaue und deren Schwerpunkt im Kunst- und Kulturbereich liegt. Wir haben damals beschlossen, uns nie wieder unter dem Marktwert zu verkaufen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Obwohl ich schon früh beschlossen hatte, den Weg meines Vaters – nämlich den Weg in die Selbständigkeit – niemals zu gehen, ist es so, dass mein Vater mich stark geprägt hat und auch weiterhin noch prägt. Vieles von dem, was ich bin und kann, habe ich von ihm gelernt. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Aber auch sonst bin ich seit frühester Jugend ein Mensch, der sein Umfeld genau beobachtet und daraus lernt.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Ich arbeite stets an der optimalen Kombination von Form und Inhalt und versuche herauszufinden, wie viel Form der Inhalt verträgt und umgekehrt. Das ist ein Spannungsfeld, das von Projekt zu Projekt unterschiedlich gewichtet ist, aber es ist sicherlich eine meiner Stärken und gleichzeitig die größte Herausforderung, hier das richtige Gleichgewicht zu finden. Weitere Stärken sind meine Sprachkenntnisse bzw. mein internationaler Background. Das ermöglicht die Übernahme von Projekten unterschiedlichster Herkunft. Zudem brauche ich Abwechslung und liebe es, mich in neue Themen einzuarbeiten. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? In meinem Tätigkeitsbereich stehen Sachthemen und internationale Organisationen weitgehend im Vordergrund, so dass es recht schwierig ist, sich als Agentur zu profilieren. Selbstverständlich beobachte ich meine Mitbewerber genau und analysiere fortwährend den Markt.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Wenn ich ein Projekt annehme, vertraut sich mir der Kunde an und dann wird nicht auf die Uhr geschaut. Wenn es darum geht eine bestimmte Aufgabe zu erledigen ist es unwichtig, ob es 23 Uhr oder Sonntag ist. Das bringt im Privatleben zwar gewisse Schwierigkeiten mit sich, ist aber Teil meines Verständnisses von Engagement und Unternehmertum. Sobald ich einen Auftrag übernehme, gebe ich 150 Prozent, und das wissen meine Kunden auch.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich denke, junge Menschen täten gut daran, sich möglichst früh mit der Frage auseinandersetzen, was sie gerne tun möchten und wo ihre Stärken und Schwächen liegen. Weiters halte ich es für sehr wertvoll, Erfahrungen im Ausland zu sammeln. Aber der vielleicht wichtigste Ratschlag lautet: „Seid mutig und lasst Euch durch nichts abschrecken! Wenn Ihr Ideen habt oder mit einem bestimmten Zustand unzufrieden seid, ergreift die Initiative! Glaubt an Euch und an Eure Fähigkeiten.“ Leider leben wir in einer Kultur, die Fehler nicht toleriert und diese oftmals sanktioniert anstatt sie als Lernbeispiel heranzuziehen. Aus Angst davor passiert vieles erst gar nicht, und das verhindert Kreativität und die Entfaltung von Potentialen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel war es immer, glücklich zu sein. Ein glückliches Leben ist für mich ein sinnerfülltes Leben. Ich möchte meine Ideale so gut als möglich umsetzen und ihnen stets treu bleiben.