Zum Erfolg von Mirko Šnajdr
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich glaube, dass ich der einzige Orthopädieschuhmacher, der ein sehr hochwertiges Produkt mit veralteten Verbindungssystemen erzeugt, d.h. die meisten Mitbewerber kleben die Schuhe zusammen - wir verwenden noch Holznägel. Somit liefern wir ein Produkt, welches von den Kunden sehr geschätzt wird und dies ist Erfolg für mich.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Wir brauchen sehr viele Arbeitsstunden für das Produkt und somit ist die Gewinnspanne sehr niedrig. Mir ist wichtig, dass ich den hohen Qualitätsstandard halten kann. Auf Grund der althergebrachten Arbeitsweise, verdiene ich sicherlich weniger als meine Mitbewerber, dafür kann ich auf eine sehr hohe Zufriedenheit meiner Kunden verweisen. Ich freue mich sehr, dass sogar Kunden aus dem Ausland zu mir kommen und zwar deshalb, weil ihnen das Produkt gefällt, aber nicht unbedingt brauchen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Meine Lehrlinge bekommen eine sehr umfangreiche Ausbildung! Bei mir lernen sie auch die so genannten – alten - Arbeitsvorgänge. Ich behaupte, dies macht sicherlich sonst keiner. Schuhmacher gibt es mehrere, die diese alten Fertigungsmethoden beherrschen; bei den Orthopädieschuhmachern bin ich sicherlich der Einzige.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ein Vorbild im klassischen Sinn gab es nie für mich. Ich übe dieses Gewerbe bereits in der vierten Generation aus, somit prägten mich sicherlich meine Vorfahren.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Eine Anerkennung sehe ich darin, wenn der Kunde ein zweites Paar Schuhe haben möchte. Die Erstversorgung ist nicht das große Geschäft.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Ein großes Problem sehe ich bei den Reparaturschuhmachern und zwar deshalb, weil sie immer weniger zu tun haben. Es gibt leider nicht genug Personen, welche hochwertige Schuhe kaufen. Die Billigprodukte sind nicht reparaturwürdig, somit geht die Arbeit für diesen Kreis immer mehr zurück.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Durch meine Persönlichkeit. Ich bin der Meinung, dass eine klar definierte Aufgabenstellung die Basis darstellt um das Arbeitsziel zu erreichen. Damit verbunden ist eine konkrete Kommunikation mit den einzelnen Mitarbeitern.
Wie verhalten Sie sich dem Mitbewerb gegenüber?
Ich glaube, dass ich durch meine Arbeitsweise ein Alleinstellungsmerkmal habe. Soweit mir bekannt, habe ich nur einen wirklichen Mitbewerber.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Mein Unternehmen wurde im Jahre 1902 von Karl Svacek in Wien-Margareten gegründet und dessen Sohn führte die Tradition weiter. 1977 übernahm mein Vater, Miroslav Snajdr den Betrieb. Im Jahre 1987 erfolgte eine grundlegende Renovierung. Wir legen größten Wert auf eine qualitative und professionelle Arbeitsweise, d.h. dass wir uns einerseits an der Tradition orientieren, gepaart mit technischem Fortschritt. Ausgewählte Materialien, darunter Leder, Kork und andere Naturprodukte, werden von hoch qualifizierten und professionell geschulten Arbeitskräften in mehr als hundert Arbeitsgängen zu erstklassigem Schuhwerk verarbeitet. Natürlich lässt auch unser Angebot an Futtermaterialien keine Wünsche offen! Rahmengenähtes Schuhwerk ist bei uns eine Selbstverständlichkeit, selbst die Standardausführungen sind in jedem Fall holzgestiftelt oder genäht. Weiters betreuen wir unsere Kunden auf Wunsch auch zu Hause. Der Begriff Service, wird bei uns gelebt!
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich versuche beide Bereiche zu trennen. Wie bereits angeführt übe ich noch eine Funktionärstätigkeit aus. Im Privatleben ist der Beruf kein Thema.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich sehe den Nachwuchs im Wiener Raum in unserem Gewerbe als durchwachsen an und bei den Orthopädieschuhmachern ist er als sehr gut zu bewerten. In diesem Jahr haben wir 9 Lehrlinge. Das Hauptproblem bei den Lehrlingen ist die Qualifikation. Die Erfahrung zeigt, dass das Ausbildungssystem mit dem polytechnischen Lehrgang verzichtbar ist. Auf Grund der Tatsache, dass der Lernstoff zu vergessen ist, rekrutiere ich auch keinen Nachwuchs aus diesem Schultyp. Handelsschule, HAK oder Gymnasium sind für mich Voraussetzungen um unser Handwerk zu erlernen. Tatsache ist, dass wir von Fachärzten die Verordnungen in lateinischer Sprache erhalten, somit ist es notwendig diese Fachausdrücke zu verstehen und daher zu erlernen. Handwerkliches Geschick und Hausverstand zählen zu den primären Voraussetzungen um eine Karriere in unserem Metier zu starten. Ebenso sollte man sich auch mit Modetrends auseinandersetzen. Die Maßschuhmacher verstehen ihr Handwerk! Wir können uns weltweit messen und wurden mit Goldmedaillen mehrfach ausgezeichnet. Die Orthopädieschuhmacher gibt es noch nicht sehr lange. Dieser Berufszweig ist aus dem Maßschuhmacherbereich entwachsen und zwar nach dem zweiten Weltkrieg. Die Zukunft unseres Metiers wird sicherlich weiterhin gefragt sein, denn es gibt viele Mitmenschen, die Einzelstücke schätzen und kein Massenprodukt haben wollen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte mich mehr und mehr aus dem Betrieb zurückziehen. Die Zukunft wird es zeigen, ob mir dies gelingt oder nicht. Keinesfalls darf das Produkt darunter leiden, denn die Qualität muss gewährleisten sein.