Zum Erfolg von Gerhard Erik Mitrovits
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich die eigenen Vorstellungen zu realisieren. Dazu bedarf es neben fachlicher und besonders sozialer Kompetenzen, ein hohes Maß an Einsatzbereitschaft und dem permanenten Willen zur Weiterbildung.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, weil ich wusste, dass ich mehr tun musste um besser zu werden! Ein Beispiel dazu: Bereits mit 30 Jahren bekam ich das Angebot für die Position eines General Managers. Ich habe dieses Angebot nicht angenommen, weil ich die Meinung vertrat, dass ich noch andere Regionen unserer Erde kennen lernen wollte, um deren Menschen besser zu verstehen. Rückblickend betrachtet war diese Lernbereitschaft gepaart mit Neugierde für meine berufliche Karriere von enormer Wichtigkeit.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Da ich in einer kleinen burgenländischen Gemeinde aufgewachsen bin, war es für mich klar, dass ich einen Beruf erlernen muss, welchen ich auch in anderen Ländern ausüben kann. Daher konzentrierte ich mich auf eine Berufslaufbahn in der Gastronomie und Hotellerie, was auch funktionierte. Neben Willenskraft und Zielstrebigkeit, zählen sicherlich noch andere Fakten, um zu Erfolg zu kommen: Man hört von vielen Führungskräften, dass der oberste Chef ein Generalist sein sollte und nicht in allen Gebieten über allzu tiefes Wissen verfügen muss. Meine Ansicht ist genau das Gegenteil der Fall. Denn wenn man mit zwanzig Abteilungsleitern zusammenarbeitet, sollte man nicht nur eine Ahnung von deren Aufgabengebieten besitzen, sondern genauestens wissen, wie und was sie machen, sonst kann man Verbesserungen kaum durchsetzen. Das war immer mein Ziel. Auch als General Manager sollte man nie vergessen, dass die Führungskräfte in der nächsten Hierarchie erfahrene Mitarbeiter sind, die ihr Handwerk verstehen. Meiner Erfahrung nach, muss man nicht in allen Bereichen ein Spezialist sein, aber die fachliche Thematik sollte man in vielen Bereichen sehr gut kennen. Auch die Problemlösungskompetenz erachte ich als Erfolgsfaktor. Ich praktiziere den sogenannten Weitwinkelblick, darunter versteht man, nicht auf das Problem zu fokussieren, sondern auf dessen Lösungsansätze und zwar mit jenen Mitarbeitern, die das Problem lösen sollten. Als General Manager kann man nicht alle Probleme selbst lösen. In meinem Haus werden täglich auch Kleinigkeiten zur Diskussion gebracht und unter Mitwirkung der Mitarbeiter einer Lösung zugeführt. Ebenso sollte man die Weltmärkte kennen, denn nur dann besitzt man das Wissen, was Hotelkunden erwarten und auch haben möchten, denn Kunden aus Amerika haben andere Vorstellungen als Kunden aus China, Russland oder Arabien.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Nein! Was mich in meiner Entwicklung vorantrieb war der innere Antrieb und die dafür notwendige Energie, um meine Ziele zu erreichen. Dennoch ging die Freude an der Arbeit dabei nie verloren. Diese Einstellung wünsche ich jedem Mitmenschen! Konfuzius sagte: Wenn du dein Hobby zum Beruf machst, brauchst Du nicht mehr zu arbeiten. Wenn man diese Einstellung lebt, ist es so gut wie unmöglich zu scheitern. Meist scheitern Menschen in ungeliebten Berufen. Diesen Gedanken versuche ich meinen Mitarbeitern näher zu bringen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Eine sehr große Rolle! Ohne motivierte und engagierte Mitarbeiter würde es keinen Erfolg geben. Wir haben das große Glück, im Tourismusland Österreich gemeinsam mit der Schweiz und Deutschland über eine erstklassige Ausbildung für die Tourismusindustrie zu verfügen. Die Erfahrung zeigt, dass sehr viele ausgezeichnete Mitarbeiter dieses duale Ausbildungssystem absolviert haben.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich versuche durch Vorbildwirkung zu führen und praktiziere eine Politik der offenen Türe, welche in der Tat wirklich für jeden Mitarbeiter permanent geöffnet ist, auch ohne Voranmeldung. Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit jeden Mitarbeiter mit Namen anzusprechen. Wichtig ist mir dabei, dass die Mitarbeiter mit Freude und Passion an ihre Aufgaben herangehen.
Wie verhalten Sie sich dem Mitbewerb gegenüber?
Es gibt zwei Möglichkeiten, entweder man beobachtet tagtäglich den Wettbewerb oder man versucht den Wettbewerb anzuführen. Wir verfolgen das Ziel, den Wettbewerb anzuführen. Wir können tolle Umsätze aufzeigen und es geht uns hervorragend! Dies ist aber auch nur möglich, weil die Einstellung und der Einsatz jedes einzelnen Mitarbeiters als optimal zu bezeichnen ist. Wenn einmal weniger zu tun ist, gibt es Trainings um auch andere artverwandte Bereiche der Hotellerie kennen zu lernen, um die Zusammenhänge in einem Hotel besser zu verstehen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Kempinski ist sicherlich in der Hälfte der Märkte, in denen es Hotels der Marke gibt, in einer marktführenden Position zu finden. Die Individualität der Kempinski Hotels führt zu einem klaren Erinnerungsmerkmal, im Gegensatz dazu könnte es anderen Kettenhotels bei copy-paste Gebäuden evtl. an Individualität fehlen. Das Palais Hansen Kempinski ist ein wunderschönes historisches Gebäude. Laut unseren Gästen besitzen wir die schönste Hotelhalle Wiens, das wollen wir mehr nützen und mehr Leben hineinbringen; mit verschiedensten Veranstaltungen. Die Zimmer sind hervorragend, eine Kombination aus Klassik und Moderne.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Das private Umfeld ist für mich der Ausgleich zum Job und stellt auch eine Kraftquelle dar. Ich trenne strikt beide Bereiche, natürlich gab es auch Momente wo man gedanklich den Job mit nach Hause nahm. Fallweise denke ich verschiedene Prozesse durch um zu einem Lösungsansatz zu kommen.
Wie viel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Fortbildung hat für mich einen sehr hohen Stellenwert. Fortbildung bedeutet für mich nicht nur ein Seminar zu besuchen, sondern auch die Praxis kennen zu lernen und stellt somit einen permanenten Vorgang dar. Ein Beispiel dazu: Auf Grund meiner Ausbildung, welche im F & B Bereich angesiedelt war, komplettierte ich durch Tätigkeiten in großen Flagshiphotels mit 600 und mehr Zimmern die Fachkenntnis für den Zimmersektor sowie Sales& Marketing und Finance. In einem Hotel mit 600 Betten muss der Empfangsdirektor ein Vollprofi sein, denn um täglich 500 Check-Outs über die Bühne zu bringen, bedarf es außerordentlicher Anstrengungen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Grundvoraussetzung für eine Karriere in der Hotellerie ist nicht die Theorie, sondern die Praxis! Der Wille sich zu verbessern und weiter zu bilden, muss vorhanden sein, sonst ist eine Karriere nicht machbar. Meiner Erfahrung nach sollte man den Zehn-Jahressprung planen, d.h. die ersten zehn Jahre gehören der Ausbildung, die zweiten zehn Jahre gehören der Karriere mit viel Passion und Energie und in den letzten zehn Jahre gibst du dein Fachwissen an den Nachwuchs weiter und kümmerst dich um deine Work-Life Balance. Unabhängig der Branche gilt es meiner Ansicht nach, mit Freude, Begeisterung und Zielstrebigkeit ans Werk zu gehen, egal welchen Beruf man wählt.