Zum Erfolg von Peter Backhausen
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Seit unserem Gründungsjahr 1849 erzeugen wir hochwertige Möbel- und Vorhangstoffe und sind bestrebt, Produkte herzustellen, die sich von anderen Erzeugnissen qualitativ und geschmacklich abheben. Unsere Blütezeit war die Jahrhundertwende, wobei wir fast alle Entwürfe der damaligen Architekten und Designer im neu kreierten Wiener Jugendstil ausführten. 1932 waren wir auch Mitbegründer der Wiener Werkstätte. Ich betrachte es als eine hervorragende Leistung meiner Ahnen, daß sie es wagten, sich dieser neuen und bahnbrechenden Stilrichtung anzuschließen. In unserem Archiv befinden sich heute 3.500 Originalentwürfe von 300 Designern, die wir seinerzeit ausgeführt haben und die heute originalgetreu reproduziert werden können. Ab den siebziger Jahren erlebte der Jugendstil weltweit eine Renaissance, und unsere Firma gilt seit dieser Zeit als der bekannteste Jugendstilspezialist. Wir pflegen die Tradition weiter und arbeiten auch mit zeitgenössischen Künstlern eng zusammen. Es ist unser Motto, österreichische Textilkunst in alle Welt zu tragen. Unsere Firma war auch um die Jahrhundertwende Produzent von handgeknüpften Teppichen - aus dieser Zeit stammen ebenfalls eine Vielzahl einmaliger Entwürfe, die ebenfalls originalgetreu reproduziert werden. Daneben verwirklichen wir Designs von bekannten, modernen Künstlern wie Prof. Nitsch, Arch. Hollein, Peter Kogler, etc.. Ein weiterer Schwerpunkt unseres Unternehmens ist der Objektbereich, wo wir gemeinsam mit Architekten und Bauherren die Verantwortung für die textile Ausstattung von Hotels, Theatern, Kaffeehäusern, etc. tragen. Die Säulen unseres Erfolges sind hochwertige Qualität, exklusives Design und erstklassiges Kundenservice.
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Als Konsulent leite ich einen sehr wichtigen Bereich, nämlich die Betreuung unseres Archivs, welches eines der größten der Jahrhundertwende ist. Damit verbunden ist die Betreuung von zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen, anläßlich 100 Jahre Wiener Werkstätte. Wir waren einer der namhaftesten Lieferanten der Wiener Werkstätte, die sämtliche Entwürfe der Jahrhundertwende ausgeführt hatten. Dieses Archiv hat die Kriege überstanden, und somit sind wir in der Lage, die Orginalvorlagen zu reproduzieren und diese Stoffe weltweit zu vertreiben. Diese finden nach wie vor großen Anklang, und obwohl der Jugendstil rückläufig ist, zeigt sich ein neuer Boom. Wir werden im Herbst 2003 eine neue Kollektion auf den Markt bringen. Unser Produktionsprogramm beinhaltet nicht nur Jugendstil, sondern auch eine Vielzahl von modernen und rustikalen Stoffen. Der Jugendstil wird aber trotzdem nicht vernachlässigt, es wird ihn weiterhin geben. Im Jugendstilbereich sind wir Marktführer.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich habe in den siebziger Jahren erstmalig dieses Archiv entdeckt. Ich veranlaßte, daß die ersten Produktionen wieder aufgenommen wurden, und kann mit Stolz behaupten, daß ich die neue Schiene in den Siebzigern kreierte und diese mit großem Erfolg weltweit vertrieb.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Wichtige Anerkennung erfahre ich von meiner Familie. Ich habe ein sehr gutes Verhältnis mit meinen Söhnen, die mir dankbar für die von mir gewählte Einführung in alle Lebensbereiche und speziell in das Unternehmensgeschehen sind. Gemeinsam mit meiner Gattin und den drei Schwiegertöchtern führen wir ein harmonisches Familienleben. Meine Frau war ebenfalls mit großem Erfolg im Detailverkauf tätig. Oft wird uns von den Kunden im In- und Ausland für unsere Firmenphilosophie großes Lob gespendet. Wir bemühen uns oft, das Unmögliche möglich zu machen, was seitens unserer Abnehmer sehr anerkannt wird. Weltweit sind wir bekannt für die originalgetreue Reproduktion historischer Stoffe, so erhielten wir als Anerkennung für hervorragende diesbezügliche Leistung den Titel eines Königlichen dänischen Hoflieferanten. 1888 wurde uns für besondere Verdienste für Stoff- und Teppichlieferungen an den Kaiser der Titel des K. u. K. Hoflieferanten verliehen.Wie gehen Sie mit den Mitarbeitern um? Mein Führungsstil hat einen väterlichen Charakter, ich nehme jedes Schicksal ernst und jeder meiner Mitarbeiter ist mir viel wert. Ich lasse sie meine Anerkennung spüren, und für mich ist wichtig, daß meine Mitarbeiter ihre Arbeit mit Freude verrichten. Ich betone immer, daß Mitarbeiter unser größtes Kapital sind. Wir sind voneinander abhängig, und jeder einzelne ist ein gern gesehenes Mitglied der Familie. Wir haben eine sehr geringe Fluktuation, die meistens durch die Pensionierung erfolgt.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Solange ich als Gesellschafter tätig war, führte ich mit jedem Bewerber für den Wiener Bereich ein eingehendes Gespräch. Wichtig war für mich dabei die menschlich-soziale Kompetenz. Selbstverständlich hatte die fachliche Materie Priorität. Das Alter des Bewerbers war aber nie von Bedeutung, denn ich machte die Erfahrung, daß ältere Bewerber oft mehr Kompetenz hatten als jüngere Mitarbeiter. Abgesehen davon zählte für mich immer der Mensch als solcher. Die Erfahrung zeigte, daß ich mit dieser Einstellung Recht hatte, denn es gab so gut wie keine Probleme mit den Mitarbeitern. Ich behaupte, daß man die fachliche Qualifikation lernen kann, Charaktereigenschaften jedoch nicht!
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich spende laufend meine persönliche Anerkennung und bin für meine Mitarbeiter immer da. In der heutigen wirtschaftlichen Situation ist es nicht leicht, Anerkennung finanziell auszudrücken, aber für außerordentliche persönliche Leistungen bekommen die Mitarbeiter auch eine zusätzliche finanzielle Anerkennung.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Die Stärke sehe ich darin, daß wir mit dem Bereich Jugendstil eine Marktnische füllen, welche in diesem Maße nicht mehr gepflegt wird. Wir sind ein Unternehmen, welches eine führende Position einnimmt in der Reproduktion von alten Stoffen. Wir sind auch in der Lage, aus Stoffresten, die wir von Kunden bekommen, Stoffe zu reproduzieren. So sind wir auch dänischer Hoflieferant geworden, weil wir alte Stoffe aus Dänemark reproduzieren konnten. Ebenso webten wir für ein Loire-Schloß einen alten Seidenbrokat nach. Wir sind aufgrund unserer technischen Einrichtungen in der Lage, jeden historischen Stoff orginalgetreu zu reproduzieren.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Unsere Haupttätigkeit ist die Produktion. Es gibt in Österreich sehr wenige Unternehmen, die wir als Konkurrenten betrachten. Wir versuchen uns von den europäischen Mitbewerbern dahingehend abzuheben, indem wir erstklassige Ware produzieren, dies ist die Basis für unseren Erfolg. Wir haben uns allerdings nicht auf jenen Weg begeben, um mit Billigware unser Geschäft zu machen. Kunden, die bei uns kaufen, wissen, daß sie erstklassige Qualität beziehen, und diesen Ruf gilt es weiterhin aufrechtzuerhalten. International betrachtet gibt es ernstzunehmene Konkurrenz, besonders in England, Frankreich und Italien. Ich hoffe, daß es uns weiterhin gelingen wird, mit unserer Nischenpolitik Erfolg zu haben.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Während meiner beruflichen Tätigkeit konnte ich Privatleben und Beruf nicht wirklich trennen, weil beide Bereiche sehr eng miteinander verflochten waren. Auch auf Einladungen wurde immer über das Geschäft gesprochen. Wirkliches Privatleben fand erst dann statt, wenn ich mich meinem Hobby, dem Cellospielen, widmen konnte. Seit 50 Jahren habe ich mein eigenes Streichquartett, das für mich eine völlig andere Welt darstellt als der Businessbereich.
Ihr Lebensmotto?
Menschen mit unseren Produkten glücklich machen und dadurch ihre Lebensqualität erhöhen!