Zum Erfolg von Alexander Profous
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Was für mich zur Selbstverständlichkeit wurde, ist die Tatsache, dass ich meinen Beruf liebe. Ich bin seit 1991 als Säckler tätig und freue mich täglich darauf, meine Firma zu betreten, außer wenn ich überarbeitet bin. Erfolg ist für mich jedoch auch etwas, das ich noch nicht erreicht habe. Ich wünsche mir zum Beispiel mehr Freizeit; wenn ich dieses Ziel erreichte, wäre das für mich ein Erfolg.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Auf der einen Seite ja, auf der anderen nein. Wenn ich meine Arbeitsstunden zähle, sehe ich mich nicht als erfolgreich. Wenn ich bedenke, dass ich immer schon ein Unternehmen im 1. Bezirk haben wollte, sehe ich mich wiederum als erfolgreich, weil ich dieses Ziel erreicht habe.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich hoffe doch, dass meine Arbeit ausschlaggebend für mein Bestehen ist.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Da ich schon so lange meinen Lieblingsberuf ausübe, fühle ich mich diesbezüglich auch schon sehr lange als erfolgreich.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
In meinem Beruf bin ich zu 60 Prozent an traditionelle Tracht gebunden und entwerfe nur zu 40 Prozent. Allgemein bin ich der Meinung, dass bereits Bewährtes, das man für die eigenen Bedürfnisse entsprechend ändert, besser ist als unerprobtes Neues.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein Vater war sicher eine prägende Figur in meinem Leben. Er wollte mir meinen Beruf immer ausreden, liebte jedoch selbst seinen Beruf so sehr, dass er noch immer darin tätig ist. Meine Familie ist sicherlich äußerst wichtig für mich. Meines Erachtens ist erfolgreiches Agieren nur vor dem Hintergrund eines intakten Familienlebens möglich.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Es freut mich natürlich immer, wenn Kunden mich loben und meine Arbeiten auch stolz präsentieren.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Vielleicht ist es ein ungelöstes Problem, dass mein Beruf vom Aussterben bedroht ist. Schon als ich den Beruf des Säcklers erlernte, konnten wir in ganz Österreich nur eine Berufsschulklasse füllen. Jetzt gibt es seit Jahren überhaupt keinen Jahrgang mehr. Zur Zeit werden Säckler und Kürschner gemeinsam in der Berufsschule unterrichtet. Es gibt im Westen Österreichs zwar noch einige Säckler, da jedoch die finanziellen Belastungen für eine Lehrlingsausbildung zu hoch sind, werden keine Lehrlinge mehr ausgebildet. Ich selbst versuchte es, wurde jedoch von der Realität demoralisiert. Wenn man einen Lehrling findet, der die Gabe für diesen Beruf hat, hört er aufgrund der finanziellen Zukunftsperspektiven bald wieder auf; dafür verbleiben manche, die jedoch nicht so gut für diesen Beruf geeignet sind. Auch wenn ich gerne Lehrlinge ausbilden würde, ich hätte zur Zeit keinen Platz, weil mit die dafür nötige Infrastruktur fehlt. Obwohl es viele Leute gerne vergessen, hatte nach dem Krieg jeder Wiener seine Lederhose. Mein Vater sprach noch von 300 Unternehmen in Wien, und nur ich bin von all diesen Firmen übrig geblieben.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Da man keine ausgebildeten Säckler am Arbeitsmarkt findet, müsste ich jemanden aufnehmen, der erst anzulernen wäre. Dies würde mich jedoch so viel Zeit kosten, dass ich es mir nicht leisten kann. Ich habe jedoch für die Zukunft vor, wieder einen Lehrling auszubilden. Da ich sehr lange Zeit als Einzelunternehmer agierte, wäre es natürlich notwendig, mich gut mit dem Lehrling zu verstehen. Daher setze ich nur voraus, dass sich ein Bewerber für diesen Beruf interessiert und mir ehrlich sagt, ob er sich eine Zusammenarbeit mit mir vorstellen kann.
Wie ist Ihr hierarchischer Strukturkoeffizient?
Ich habe nur eine Angestellte, mit der ich sehr gut zusammenarbeite.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Entgegen der Entwicklung meiner ehemaligen Mitbewerber ging ich komplett vom Weg des Handels weg und produziere nur mehr Maßkleidung. Auf Grund meiner langjährigen Praxis bin ich in der Lage fast jeden Kundenwunsch zu erfüllen und darf auf einen Stammkundenanteil von fast 90 Prozent verweisen. Mein Augenmerk liegt auf die Anfertigung von Einzelstücken. Ich schätze mich glücklich, die Hofreitschule in Wien zu meinen Stammkunden zu zählen.
Wie verhalten Sie sich dem Mitbewerb gegenüber?
Wenn man keine Konkurrenz hat, kann man sich nur auf seine eigenen Fähigkeiten verlassen und sein Bestes geben.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Das ist ein steter Kampf mit dem schlechten Gewissen. Da ich auch gerne Sport betreibe, habe ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich zuwenig Zeit dafür habe, betreibe ich genug Sport, passiert mir dasselbe in Bezug auf mein Unternehmen. Am Beginn meiner beruflichen Tätigkeit war es nicht einfach beide Bereiche unter einem Hut zu bringen. Zwischenzeitlich gelingt es mir immer besser auch den nötigen Freiraum für mein Privatleben zu reservieren.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich kann nur jedem empfehlen, sich nicht so wie ich zu spezialisieren, sondern sich flexibel auszubilden. Für diese Tätigkeit bedarf es handwerkliche Fähigkeiten. Die Säckler sehen sich weniger als Designer sondern praktizieren ein klassisches Handwerk.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte mich auch weiterhin am Markt behaupten. Eines Tages möchte ich in der Lage sein, meinen Beruf finanziell unabhängig auszuüben.