Zum Erfolg von Martin Kehrer
Was ist für Sie Erfolg?
Erfolg ist für mich die Erreichung von Zielen, wobei die private, sprich familiäre Situation mit berücksichtigt wird, ohne daß man das Gefühl hat, da oder dort Defizite zu haben. Dies wäre der ultimative, schwer erreichbare Erfolg. Sport ist für mich äußerst wichtig und ist auch das, was mich wirklich ausmacht. Ich habe vieles aus dem Sport in das Berufsleben übernommen. So kann ich mich wesentlich länger konzentrieren als meine Mitstreiter. Bessere körperliche Kondition hilft den beruflichen Druck auszuhalten.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Relativ. Der ultimative Erfolg ist es noch nicht. Ich habe sowohl im Beruf als auch in der Familie das Gefühl, daß ich mehr tun sollte. Trotzdem habe ich das Gefühl erfolgreich zu sein, weil ich mich in einer wirtschaftlich sehr schwierigen Zeit selbständig gemacht habe und mich privat als glücklicher Familienvater fühle.
Was ist für Ihren Erfolg ausschlaggebend?
Selbstdiziplin und der Glaube, daß man auch in Österreich bei langfristig ordentlicher Arbeit Erfolg haben kann, wobei es gerade in unserer Branche bunte Vögel gibt, die sehr rasch sehr hoch fliegen, jedoch häufig bald tief fallen. Die Fähigkeit, Leuten zuzuhören, Konsequenz in der Problemerkennung und in selbstkritischer Weise, Dinge zu ändern, wobei im Älterwerden vieles automatisiert wird und man sich bei Richtungsänderungen schwerer tut. Das Vermögen mit Leuten positiv umzugehen und soziale Kompetenz zu haben, die einem in die Wiege gelegt wird und die ich Gott sei Dank besitze. Die Flexibiltät seine eigenen Methoden immer wieder zu hinterfragen und sich Methoden anderer anzuschauen und - ohne zu stolz zu sein - sie auch zu übernehmen. In der Konfrontation mit einem großen Freundes- und Bekanntenkreis ergeben sich immer wieder neue Denkanstöße. Freude an der Arbeit ist Energiepotential und ohne Freude ist Erfolg langfristig unmöglich, weil die Energie ausgehen würde. Selbstkritische Einschätzung ist für Weichenstellung wichtig.Wieweit spielt die Familie eine Rolle? Die Familie ist Antrieb, sich noch mehr anzustrengen. Der Sport, als früheres Gegengewicht zur Arbeit, wurde durch die Familie verdrängt. Zuerst kommt die Familie, dann der Beruf und zuletzt der Sport. Die Familie gibt mir Ausgleich und macht mich erst zu dem, was mir die Möglichkeit gibt, mit Leuten umzugehen und den Beruf sehr ausgeglichen und ruhig zu schaffen. Meine Frau behandelt mich schonungslos und meine Kinder halten mich wach und verhindern, in den Automatismus zu verfallen. Insbesonders in Österreich spielt das soziale Umfeld eine große Rolle und bietet Startvorteile. Langfristig wird man aber an seiner Leistung gemessen. Ich habe sehr starke Wurzeln im Mühlviertel und habe mir viel Kraft aus meiner Kindheit auf dem Bauernhof meines Großvaters und dem bäuerlichen Leben mit Geburt und Tod geholt. Mein Großvater war Landtagsabgeordneter und hatte bereits drei Akademiker unter seinen Kindern, mein Vater war Generalsekretär der Bundeswirtschaftskammer.
Haben Sie Vorbilder?
Der Vater hat einen großen Schatten geworfen und war Vorbild genug.Haben Sie Ziele? Ich möchte meinen Kindern die selben Startpositionen ermöglichen.Ihr Leitsatz? Rücksicht zu nehmen, Schwächeres zu achten und nicht zu zertrampeln.Wie wichtig sind Mitarbeiter für Erfolg? Ohne Mitarbeiter, die ihren Job gern tun und sich entwickeln können, könnte man nur soviel tun, wie man allein arbeiten kann. Ich finde in der Auseinandersetzung mit Personen - mit anderen Blickwinkeln - oft die Voraussetzung richtige Problemlösungen zu finden. Diese Auseinandersetzung ist bei uns unerläßlich.