Zum Erfolg von Paul Michal
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
In geschäftlichen Belangen bedeutet Erfolg für mich, Unternehmensziele zu erreichen und dabei auch Rückschläge zu meistern. Man muß nur einmal mehr aufstehen, als man hingefallen ist, dann hat man Erfolg. Nachdem Segeln zu meinen Hobbies gehört, ziehe ich gerne einen Vergleich aus diesem Sport heran: Bei Schönwetter sind wir alle gut, erst im Sturm zeigt sich, wer das Steuer in der Hand hat.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Wenn man so will, habe ich mir den amerikanischen Traum in Österreich verwirklicht: vom Gemeindebaukind zum erfolgreichen Unternehmer.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich besitze ein hohes Maß an Durchhaltevermögen und lasse mich durch Niederlagen, die man im Geschäftsleben zwangsläufig einstecken muß, nicht entmutigen. Irrtümer sind zulässig, wobei es wesentlich ist, sie frühzeitig zu erkennen und darauf zu reagieren. Ich zeigte immer Mut zum Risiko, sofern ich es als nicht existenzbedrohend eingeschätzt habe.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Mit Hausverstand, der Grundlage abgespeicherter Erfahrungswerte und mit Ausdauer. Wenn ich mit der Meinung anderer konfrontiert werde, daß etwas nicht zu schaffen ist, stachelt das meinen Ehrgeiz erst so richtig an. Mit dieser Einstellung war ich nicht nur beruflich erfolgreich, sondern konnte in den neunziger Jahren selbst eine Krebserkrankung besiegen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Sagen wir so: mir haben immer Menschen imponiert, welche die Ärmel aufkrempeln und etwas tun. Mit ewigen Theoretikern kann ich mich nicht wirklich identifizieren.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Das Problem, mit dem die IT-Branche derzeit zu kämpfen hat, ist der Umstand, daß zwar viel in Produkte investiert wird, aber eher weniger in die Verwaltung. Das sehen wir positiv in unserem Geschäftsfeld Engineering, aber eben auch rückläufig in der Verwaltung, sprich auf dem IT-Sektor.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Eine gewisse Grundausbildung ist natürlich Voraussetzung. In unserem Falle sind unsere Mitarbeiter vorwiegend HTL-Ingenieure auf dem Maschinenbau- bzw. Informatiksektor. Es ist für uns selbstverständlich, firmenintern viel in die Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeiter zu investieren, um rasch und kompetent auf technologische Entwicklungen reagieren zu können.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Durch größtmöglichen Entscheidungsspielraum, allerdings in einem klar definierten Rahmen, denn mit einer Basisdemokratie wird man ein Unternehmen nicht führen können. Nichts ist schlimmer, als wenn Mitarbeiter das Gefühl haben, daß das Schiff führungslos ist. Ich erachte eine klare Zieldefinition als ebenso wichtig wie entsprechende Kontrolle. Dazwischen sollte man seine Mitarbeiter aber in Ruhe arbeiten lassen. Kritik ist wichtig und stört die Mitarbeiter im Regelfall auch nicht, umgekehrt erhebe ich persönlich sogar den Anspruch, daß meine Mitarbeiter mich auf mögliche Fehler aufmerksam machen, um mir auch andere Sichtweisen aufzuzeigen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Unser Mitarbeiterpotential birgt enormes Know-how in sich, wodurch wir ein breites Spektrum abdecken können. Eine große Stärke sehe ich auch in unserer nachweislichen Zuverlässigkeit. Unter Unternehmen besteht im Prinzip bereits seit 1966 und wurde nicht erst im Hype der Internetblase gegründet. Man muß sich vorstellen, welchem enormen Wandel in der voranschreitenden technischen Entwicklung wir uns stets erfolgreich angepaßt haben. Unsere Top-Managementebene ist seit Jahrzehnten erfolgreich tätig, ohne jedoch Staub angesetzt zu haben, weil wir immer in die Zukunft investiert haben - vor allem natürlich in das Know-how unserer Mitarbeiter.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Familie war und ist mir wichtig, es gelang mir allerdings nie wirklich, eine „Work-Life-Balance“ in mein Leben zu bringen. Ich hatte die letzten 30 Jahre eher „Work“, aber nachdem ich mich Ende 2005 aus meinen Funktionen zurückziehen werde, balanciere ich mein Leben eben nach meiner beruflichen Karriere aus. Gott sei Dank hat meine Frau bisher durchgehalten.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Aus- und Weiterbildung ist mit Sicherheit der Grundstock für ein erfolgreiches Berufsleben, der Rest ist Kämpfen. Die Kraft steckt nur in einem selbst - geschenkt wird einem nichts.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Als ich das vor drei Jahren gefragt wurde, habe ich gesagt, ich möchte mir das Arbeitsleben einfacher machen, indem ich einige meiner Aufgaben delegiere und damit mehr Zeit für mein Privatleben habe. Die Erkenntnis daraus war, daß es nicht funktioniert. Mein Ehrgeiz steht mir dabei im Weg. Daher habe ich beschlossen, mich mit Ende des Jahres 2005 aus dem Unternehmen zurückzuziehen und werde ab 2006 ambitionierter Privatier sein. Schließlich gibt es auch ein Leben vor dem Tod, und man kann nur mehr nach vorne verlängern, nicht nach hinten.