Zum Erfolg von Florian Mistelbauer
Was ist für Sie Erfolg?
Für mich hat Erfolg immer mit diesem Haus zu tun. Es wäre für mich ein besonderer Erfolg, dieses Unternehmen an meine Kinder schuldenfrei übergeben zu können. Ich sehe es auch als Erfolg, sich mit dem selbst Geschaffenen zu identifizieren. Ich bin zur Zeit am besten Weg, meine Ziele zu erreichen. Für andere ist es vielleicht kein Erfolg, 16 Stunden am Tag zu arbeiten, und dies sieben Mal in der Woche. Aber mir macht es Spaß und ich fühle mich wohl dabei. Es ist mir persönliches Anliegen dieses Haus zu erhalten.
Ihr Erfolgsrezept?
Ein allgemein gültiges Rezept habe ich nicht. Mein persönliches Erfolgsrezept sind zufriedene Gäste. Ich bemühe mich um unsere Gäste sehr intensiv, so daß sie auch in Zukunft wiederkommen. Es ist für mich Erfolg, aus normalen Gäste, Stammgäste zu machen.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Die erste große Entscheidung war der Umbau des Betriebes. Ich habe mich auch zur richtigen Zeit für eine bestimmte Betriebsphilosophie entschieden. Dadurch arbeiten meinen Angestellten gern bei uns. Ohne meine Mitarbeiter könnte ich mir den wirtschaftlichen Erfolg meines Unternehmens nicht vorstellen.Haben Sie Ihre Tätigkeit angestrebt? Es hat früher auch andere Bestrebungen gegeben. Ich wollte ursprünglich technischer Zeichner oder Tischler werden. Ich arbeite sehr gern mit Holz und ich habe für den Umbau einen großen Teil der Pläne selbst angefertigt. Ich habe allerdings nie sehr gern gelernt, mir war die Praxis immer wichtiger. Das große Interesse für meinen Beruf habe ich erst nach meiner Lehrzeit gefunden.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Jetzt, durch die neue Entwicklung meines Betriebes, sehe ich mich als erfolgreich. Solange man mit dem, was man macht, zufrieden ist, ist man auch erfolgreich. Wenn das einmal nicht mehr so sein sollte, werde ich mir etwas anderes einfallen lassen, um wieder erfolgreich sein zu können. So wie ich es gemacht habe, ist es - meiner Meinung nach - richtig. 95 Prozent der Gäste sind zufrieden - das genügt mir.Nach welchen Kriterien stellen Sie Mitarbeiter ein? Als erste lege ich viel Wert auf das äußere Erscheinungsbild. Die Erziehung der Mitarbeiter übernehmen dann die Kollegen. Jene Mitarbeiter, die sich in diese Situation nicht einfügen können, sind meist nach einer Saison nicht mehr bei uns. Es ist bei uns noch nie ein Mitarbeiter gekündigt worden, wenn er nicht zu uns paßt, geht er von selbst.Welche Rolle spielt Anerkennung für Sie? Jedes Lob, daß unserer Küche ausgesprochen wird, ist Motivation für das ganze Team. An der Anerkennung erkenne ich, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Außerdem glaube ich, daß jeder Mensch ein gewisses Maß an Anerkennung braucht, um zufrieden sein zu können. Manche brauchen etwas mehr, manche etwas weniger, ich benötige viel.Was verstehen Sie unter einer Niederlage und wie gehen Sie damit um? Wenn sich ein Gast beschwert, ist das für mich eine Niederlage. Ich versuchedann dem Gast zu erklären, wie es zu diesem Fehler gekommen ist, meist versteht er das auch. Es gibt aber auch Gäste, die keine Entschuldigung akzeptieren. In der Regel kann man jeden Gast so behandeln, daß er das Lokal zufrieden verläßt. Wenn es ungerechtfertigte Beschwerden gibt, habe ich allerdings kein Verständnis dafür. Es ist leider so, daß es immer wieder Gäste gibt, die sich mit eine Beschwerde das Bezahlen ersparen wollen. Obwohl wir ganz normale Preise haben.
Woraus schöpfen Sie Ihre Kraft?
Aus dem Wissen, daß es gehen muß. In unserer Betriebsgröße machen wir alle den selben Fehler: wir stehen selbst immer im Betrieb. Wir vergessen dabei, daß es auch andere Arbeit gibt, die aber genauso wichtig ist. Vielleicht sogar noch wichtiger. Man sollte sich viel mehr andere Betriebe ansehen, andere Erfahrungen sammeln. Man sollte sich auch mit Reisebüros, dem Internet und der EDV auseinandersetzen.
Ihre Ziele?
In den nächsten 20 Jahren möchte ich so arbeiten, daß ich den Betrieb schuldenfrei übergeben kann, und zwar so, daß mein Nachfolger nicht sofort mit Sanierungen beginnen muß. Vielleicht ergibt sich in den nächsten Jahren ein Urlaub mit meiner Frau - nach 27 Jahren hätten wir uns das verdient.Haben Sie ein Lebensmotto? Man sollte sich nie Ziele setzen, die schwer erreichbar sind. Lieber kurzfristige, kleine Ziele, aber dafür mehr, und man soll auch mit dem Erreichten zufrieden sein und sich darüber freuen können.Gab es Vorbilder? Vorbilder gibt es für mich nicht, obwohl ich gute Ideen von Kollegen gern aufnehme. Ich habe deshalb keine Vorbilder, weil ich mich um meinen Betrieb selbst kümmern muß und dieser Betrieb ganz eigene Anforderungen stellt. Wenn man zu Vorbildern aufblickt, kann es leicht vorkommen, daß man selbst zu einer Kopie wird. Das möchte ich nicht, deshalb stehen mir Vorbilder im Weg.Welchen Ratschlag würden Sie gern weitergeben? Die nächste Generation soll nur an sich selbst und den eigenen Erfolg glauben. Sie sollte wissen, daß man alles erreichen kann, wenn man es intensiv genug anstrebt.