Zum Erfolg von Rosalinde Klapfenberger-Schaffer
Was bedeutet für Sie Erfolg? Ich glaube, Erfolg ist eine relative Größe. Für jeden Menschen wird Erfolg etwas anderes sein. Es gibt keine Normierung. Der Begriff Erfolg kommt aus dem Lateinischen succedere und heißt nachfolgen. Das heißt, es kann nur etwas folgen auf etwas Vorhergegangenes, also ist jeder Erfolg verbunden mit Leistung, Engagement, Arbeit, die ich voranstellen, erbringen muß. Jeder Erfolg ist abhängig von einem persönlichen Einsatz. Für die meisten Menschen ist Erfolg Geld und damit verbundene Macht. Das ist für mich nicht Erfolg. Ein erfolgreicher Tag heißt für mich nicht, daß ich viel Geld in der Kasse habe. Ich hatte dann einen erfolgreichen Tag, wenn viele Menschen zufrieden aus meiner Apotheke gegangen sind, wenn ich gute Ratschläge geben und Hilfe leisten konnte. Macht, Geld, Jugend und Schönheit haben in unserer Gesellschaft -meiner Meinung nach - einen viel zu hohen Stellenwert.
Was macht Ihren spezifischen Erfolg aus?
Ich glaube, das Vorbild meines Vater, der sich unter widrigen Umständen Erfolg schwer erarbeiten mußte, und daß ich immer nach den Prinzip gelebt habe Anspannung - Entspannung. Entweder ich mache viel oder gar nichts. Oft tu ich einfach zu viel, weil ich Perfektionist bin. Man muß loslassen können, zu viel Arbeit führt ausschließlich zu materiellem Erfolg. Aber die Persönlichkeit selbst bleibt dabei auf der Strecke. In der Zeit der Anspannung muß man pflichtbewußt, diszipliniert, strebsam und engagiert sein. Man sollte aber die schönen Dinge des Lebens nicht aus den Augen verlieren, muß genießen können. Man sollte trotz Erfolg Mensch und auch Frau bleiben. Man sollte freundlich und herzlich zu Menschen sein, egal was sie sind. Auch das habe ich von meinem Vater gelernt. Bei ihm zählte nur der Mensch. Genauso gehe ich auch mit Menschen um, und das macht mich erfolgreich bei meinen Kunden. Ich kenne viele Leute, die mich sehr schätzen - das ist für mich ErfolgWas bedeutet die Familie für den Erfolg? Das ist etwas zwiespältig. Mein Vater, der mich prägte, spielte eine sehr große Rolle. Er war jemand, den ich zutiefst bewundert, aber auch sehr verurteilt habe. Verurteilt deshalb, da er mir viel zu altmodisch und zu konservativ schien. Meine eigene Familie war eigentlich eher hinderlich für meinen Erfolg. Ich war zwei Mal zehn Jahre verheiratet, habe zwei Scheidungen hinter mir, und kann sagen, daß meine Ehen primär deshalb auseinander gegangen sind, weil ich zu erfolgreich war. Meine beiden Männer konnten mit meinem Erfolg nicht umgehen, obwohl sie selbst erfolgreich waren. Der erste ist Apotheker, der zweite Tierarzt. Sie wollten beide eine intelligente, autonome Frau, die Gesprächspartner ist, aber als ich diese Eigenschaften auslebte, waren sie psychisch und emotional überfordert. Ich würde sagen, meine beiden Ehen haben mir zwar auf anderer Ebene sehr viel gegeben - ich möchte meine Ehen nicht missen - aber mein beruflicher Erfolgsweg wurde durch sie eher behindert.Woraus schöpfen Sie Kraft? Die meiste Kraft schöpfe ich aus dem Verhältnis zu meiner Tochter, die für mich die beste Gesprächspartnerin ist. Ich kann mich mit niemanden so gut austauschen, wie mit meiner Tochter. Sie ist ehrlich und kritisch. Es gibt da noch viele Kraftquellen. Durch Schreiben ordne ich die Dinge und das gibt mir wieder neue Kraft. Auch aus meiner philosophischen Betrachtungsweise des Lebens - es zieht mich sehr zur östlichen Philosophie - schöpfe ich Kraft. Ich bin sehr dem Buddhismus und dem Taoismus zugewandt. Gelassenheit, auch im Alltag, zu praktizieren, ist für mich ganz wichtig. Ich lese, meditiere und betreibe Chi-Gong, das ist eine Abwandlung von Tai Chi. All das gehört für mich zum Aspekt der Entspannung. Daraus schöpfe ich viel Kraft. Ich bin sehr naturverbunden und versuche, jede freie Minute in der Natur zu verbringen, fahre ans Meer, das für mich eine ungeheure Kraftquelle ist. Auch die Bewegung (Sport, tanzen, Spaziergänge) hat einen sehr hohen Stellenwert in meinem Leben. Ich liebe das Skifahren in den Bergen, gehe leidenschaftlich gerne ins Fitnessstudio und tanze am liebsten nach modernen Rythmen. Auch aus scheinbar banalen Dingen, wie einem guten Essen oder einem Shopping-Bummel schöpfe ich Kraft, weil das einfach pure Lebensfreude ist. Ich kann mich an kleinen Dingen erfreuen. Dazu muß man natürlich auch eine gewisse Bescheidenheit besitzen, sich zurücknehmen, sich selbst nicht so wichtig nehmen und sich als Teil des Ganzen sehen. Durch diese Denkweise verliert man Ängste, denn alles ist nur die Folge eines ganz natürlichen Prozesses und das Ganze ist ein Kommen und Gehen. Das Ich und das Selbst müssen miteinander tanzen können, damit man glücklich leben kann.
Wie gehen Sie mit Niederlagen um?
Wenn das Ich dominant ist, treffen mich Niederlagen sehr. Dann bin ich konsterniert, werde wütend, lebe das auch aus und es gibt Streit. Ich bin dann sehr kopfgesteuert und das ist schlecht. Ich merke das, es geht mir psychisch als auch körperlich schlecht. Ich erkenne auch sehr schnell, daß das der falsche Weg ist, mit einer Niederlage umzugehen. Dann hilft mir wieder meine östliche Denkweise, die sagt, daß ich es nicht so wichtig, so ernst nehmen soll. Die Gelassenheit kehrt in irgendeiner Form zurück, ich gewinne Abstand zur Niederlage. Ihr Motto? Der Weg ist das Ziel. Jeden Tag das Beste geben, jeden Tag erfolgreich sein wollen und hoffentlich auch sein, und jeder Tag ohne ein Lächeln ist ein verlorener Tag.