Zum Erfolg von Peter Schmidberger
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Zum Erfolg gehören gesunder Ehrgeiz und Zielstrebigkeit, aber auch Menschenkenntnis, Geduld und Teamgeist. Ich definiere Erfolg als stetiges Wachstum meines Unternehmens, das sich bei uns zur Zeit in überdurchschnittlichen Umsatzsteigerungen von fünf bis zehn Prozent pro Jahr abzeichnet. Auch Kundenzufriedenheit und die damit verbundene Kundenbindung bedeutet für mich Erfolg. Speziell die laufenden Marktanpassungen im Sinne der erweiterten Produktgruppen und Berücksichtigung der veränderten Kundenstruktur waren notwendig, um das Unternehmen weiterhin auf der Erfolgschiene zu halten.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Für mich ist das Motto Leben und leben lassen sehr wichtig. Ich selbst habe mir das erfüllt, was ich wollte, und kann mein Leben heute in allen Bereichen so leben, dass ich mich jeden Abend zufrieden zurücklehnen kann. In diesem Sinne sehe ich mich als erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich habe mir schon in jungen Jahren meine Ziele gesteckt, sie verfolgt und auch in einem mehr oder minder definierten Zeitrahmen umgesetzt. Für mich war es immer sehr wichtig, mir Ziele zu setzen, die erreichbar und auch umsetzbar waren. Mein persönlicher Erfolg ist sehr stark mit dem des Betriebes vernetzt, daher kann ich das nicht wirklich trennen. Und diesen Weg der Expansion und Investition im richtigen Verhältnis zur Marktsituation haben wir immer verfolgt. Heute sind wir die letzten Nahversorger für Wien, haben nach den EU-Richtlinien modernisiert und arbeiten äußerst kundenorientiert. So können wir jeden Kunden in Wien innerhalb von 30 Minuten beliefern. Wir sind ein kleiner, persönlicher Familienbetrieb und bieten jedem Kunden intensivste Betreuung. Persönlich zeige ich immer großen Einsatz; ich bin der erste, der kommt, und der letzte, der geht, und fungiere persönlich als Ansprechpartner für meine Kunden. Außerdem habe ich wirklich umfassende Erfahrung in unserer Branche und ein hohes Qualitätsbewusstsein. Wir verkaufen nur Ware weiter, die qualitativ einwandfrei ist.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Meine Tante ist für mich ein großes Vorbild, sie hat meine Ausbildung im Betrieb übernommen, war selbst sehr resolut, hat die Geschäfte der Firma bestens geführt und sehr viel aus diesem Betrieb gemacht. Meine Eltern prägten mich insofern, als sie mir immer vermittelten, dass man, um sich etwas leisten zu können, vorher einmal etwas verdienen muss. In ihrer sparsamen Lebensweise waren sie mir gute Vorbilder.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Der Wille lässt bei jüngeren Generationen stark zu wünschen übrig. In den letzten Jahren wurde es immer schwieriger die richtigen Mitarbeiter zu finden, welche unseren Anforderungsprofilen entsprachen. Meiner Meinung nach, sollte die Jugend auf das zukünftige Leben vorbereitet werden. Tatsache ist, dass diesem Aspekt unser Schulsystem nicht berücksichtigt.
Wie verhalten Sie sich dem Mitbewerb gegenüber?
Es gibt noch einige seriöse Mitbewerber in Österreich und pflege auch einen kollegialen Kontakt.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Unser Unternehmen wurde im Jahre 1895 gegründet und befindet seither im Familienbesitz. Im Jänner 2008 übersiedelten wir an diesen neuen Standort, wobei es mir wichtig war, im vernünftigen Rahmen zu bleiben. Die Produktschiene hat sich im Laufe der Jahre auf Grund der Kundenwünsche verändert, d.h. neben unseren klassischen Produkten Geflügel, Wild und Eiger vertreiben wir auch Tiefkühlfisch, Gemüse, Kartoffelprodukte und Öle. In unserer Branche sind wir der letzte Gesamtanbieter in Österreich und verfolgen nicht die Billigschiene, sondern richten unser Augenmerk auf erstklassige Qualitätsprodukte. Daraus resultiert auch unser Bekanntheitsgrad, mit Welchem die Kunden die sehr gute Qualität verbinden.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Anders als meine Eltern pflege ich eine strikte Trennung der beiden Bereiche. Meine Mutter und meine Tante haben sieben Tage die Woche gearbeitet; als ich in die Firma eintrat, war für mich zunächst eine Arbeitswoche von Montag bis Samstag im Groß- und Detailhandel an der Tagesordnung, aber ich habe sehr rasch festgestellt, dass ich das in dieser Form nicht möchte. Ich arbeite leidenschaftlich gern, wenn es das Geschäft verlangt, auch länger, aber die Wochenenden sind mir heilig, und auch den Urlaub genieße ich genau wie meine Mitarbeiter, auch, weil ich nicht einen Herzinfarkt bekommen möchte. Wenn ich das Geschäft verlasse, bin ich rein Privatmensch; meine Telefonnummer haben höchstens die zehn besten Kunden, die aber auch wissen, dass ich Familie und Hobbys habe und nicht alleine lebe, um zu arbeiten.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Für die Mehrheit der jungen Generation sind Wille, ausgeprägtes Kommunikationsvermögen und gutes Benehmen - leider Fremdwörter. Auch der sogenannte Hausverstand ist nicht immer vorhanden. Viele Jugendliche werfen die Flinte zu schnell ins Korn, aber nur wenn ich mein Ziel mit Ausdauer und Beharrlichkeit verfolge, werde ich auch Erfolg haben. Im Bereich der Ausbildung scheint mir eine praktische Aus- und Weiterbildung viel sinnvoller als lange theoretische Universitätsausbildungen. Der nächsten Generation würde ich generell raten, bodenständig zu bleiben und nicht größenwahnsinnig zu werden - ein Fehler, den leider schon unsere Generation begeht. Ohne Arbeit reich zu werden, das gibt es nur im Fernsehen. Wer sich selbständig macht, darf nicht glauben, dass er von Beginn an auf großem Fuß leben kann. Gerade in der Computerbranche hat man gesehen, wozu der Irrglaube führt, dass es angemessen ist, sofort viele Mitarbeiter einzustellen und teure Anschaffungen zu machen. Die Betriebe, in denen der Chef selbst arbeitet, existieren noch - die, in denen der Juniorchef alles delegiert und Golfspielen geht, nicht. Wer ehrlich und gut arbeitet, kann sich jedenfalls ein schönes Leben aufbauen. Ich glaube, dass es insbesondere als Chef einer Firma wichtig ist, seinen Mitarbeitern ein gutes Vorbild zu sein, indem man präsent ist und selbst im Betrieb mitarbeitet. In weiterer Zukunft wird es unsere Tätigkeit, also Großhändler für Geflügel, Wild und Eier in dieser Art und Weise nicht mehr geben. Den Grund sehe ich in der Globalisierung. Der Beitritt zur Europäischen Union war sicherlich ein Vorteil für den Handel und wir haben gut gelebt. In der Zwischenzeit hat sich die Branche verändert und Österreich ist das letzte Land in der EU, in welchem es noch Großimporteure für Geflügel, Wild und Eier gibt.
Ihr Lebensmotto?
Ich könnte ohne Arbeit nicht leben, genieße aber auch meine Freizeit.