Zum Erfolg von Rudolf Bauer
Warum haben Sie Erfolg? Prinzipiell ist es für mich die wesentlichste Voraussetzung für Erfolg, daß ich meine Aufgabe liebe, und Spaß an meiner Arbeit habe. Ich bin ein sehr gefühlsbetonter Mensch, und sehe das auch als Vorteil. Ich brauche die Herausforderung, und ich liebe es im Team zu arbeiten. Ich glaube, was meinen Erfolg ausgemacht hat ist weiters, daß ich es nie darauf angelegt habe, Erfolg zu haben.Wie definieren Sie Erfolg? Für mich persönlich ist Erfolg etwas, das sich tief im Herzen und in der Magengegend abspielt: ein Gefühl, das man weder mit Maßeinheiten versehen, noch in Zahlen ausdrücken kann. Erfolg ist reine Selbsteinschätzung, kombiniert mit einem ganz geringen Teil Fremdeinschätzung. Selbst große Anerkennung von außen hilft nichts, wenn man selbst nicht das Gefühl hat, erfolgreich zu sein. Für mich ist Erfolg dann spürbar, wenn ich am Abend bei der Bürotür hinausgehe: in diesem Augenblick habe ich ein Gefühl, und wenn es positiv ist, dann ist das Erfolg.Woraus schöpfen Sie Ihre Kraft? Meine Energiequelle ist meine Familie; obwohl ich ein Mensch bin, der viel und gerne arbeitet, hat sie oberste Priorität.Welche Ratschläge geben Sie weiter? Man soll niemals versuchen, etwas mit Druck zu erreichen. Man muß sich selbst Zeit geben, darf die Geduld nicht verlieren. Erfolg läßt sich weder erzwingen noch erpressen, er ist mit keiner Ausbildung der Welt zu erreichen. Er passiert dann, wenn man Freude und Spaß an seiner Arbeit hat. Man darf sich vor nichts fürchten – es wird überall mit Wasser gekocht; nichts ist unlösbar, wenn man sich sagt:ich will es und ich kann es. Alles wird Routine, wenn man nicht aktiv daran arbeitet – und wenn eine Sache Routine wird, verliert man die Lust daran.Wie begegnen Sie Niederlagen? Niederlagen sind Ereignisse, aus denen man lernen kann. Ich freue mich über jeden Fehler, der passiert, denn Fehler sind essentielle Bestandteile des Lernprozesses.Ich persönlich sehe das Leben als eine Hochschaubahn. Das Schlimmste was ich mir vorstellen kann, ist das Leben als eine Nullinie, denn wer das Tief nicht kennt, kennt auch das Hoch nicht.Hatten Sie ein bestimmtes Motto oder eine Lebensphilosophie? Ich glaube das Wichtigste im Leben ist, sich selbst zu finden, und seine Prioritäten zu ordnen – nicht als Projekt, das irgendwann abgeschlossen sein wird, sondern als Prozeß. Man darf nie aufhören, an sich selbst zu arbeiten. Wesentlich ist es ferner, menschlich zu bleiben.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Ja, obwohl Erfolg für mich nie ein großes Thema war. Ich behaupte von mir, ehrgeizig zu sein, das hängt damit zusammen, daß ich für die Dinge, die mir wichtig sind, einfach kämpfe.Ihre Vorbilder? Es gab eine Person, die ich persönlich nicht einmal kennengelernt habe, es ist der Großvater einer Freundin von mir. Er war Arzt, und hat in der Nazizeit etwas getan, wofür ich ihn wirklich bewundere. Er wurde von den Nazis gezwungen, in einem KZ zu arbeiten, und hat am selben Tag noch das Lager an die Amerikaner verraten, es wurde noch in derselben Nacht befreit. Er hat damals Leben und Ruf riskiert, und hat es dennoch getan. Ich hoffe, nie in die Situation zu kommen, so eine Lösung zu finden, aber es ist für mich bewundernswert, alles zu riskieren, was einem lieb und teuer ist – und deshalb ist dieser Mensch ein Vorbild für mich.