Zum Erfolg von Leopoldine Höss
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Beruflicher Erfolg bedeutet für mich, in dieser schwierigen Branche die Vorgaben – wenn auch nur um einen Millimeter – zu verändern. Jeder Schritt nach vorne ist letztlich Erfolg.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich sehe mich heute sowohl beruflich als auch privat als erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich bin sehr zielstrebig und lege großen Wert auf Leistung. Daneben habe ich ein gutes Feeling für andere Menschen. Ich bin sehr offen und gehe auf andere zu, und was ich für enorm wichtig halte ist Zuhören. Man kann von anderen Menschen so viel lernen, indem man sie einfach sprechen läßt. Ich habe das Talent, andere zu begeistern und von meiner Idee zu überzeugen – diese Fähigkeit half mir in meiner Funktion in der Kammer sehr, da ich irgendwann erkannte, daß ich nur etwas ändern kann, indem ich mich hier betätige. Schimpfen allein hilft einem Unternehmer nicht weiter. Ich habe außerdem die Fähigkeit, die Wahrheit zu sagen, die als solche gut angenommen wird.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Wenn ein Problem auf mich zukommt, suche ich zunächst einmal Ansatzpunkte für eine mögliche Lösung. Für mich bedeutet jedes Problem eine Herausforderung, die ich meistern will, weil ich danach klüger bin und weil Herausforderungen meinen Horizont erweitern. Aus diesem Grund gibt es für mich keine wirklichen Niederlagen. Grundsätzlich entscheide ich sehr spontan und tendiere dazu, meine intuitive Kraft zu nützen; auch hilft mir in Entscheidungssituationen meine angesammelte Erfahrung. Je nach Problem beziehe ich das Team oder meinen Partner in Lösungsprozesse mit ein; das kommt auch darauf an, wer von einer Problematik betroffen ist. Es ist auch in vielen Fällen gut, Meinungen aus völlig anderen Blickwinkeln einzuholen.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Auf jeden Fall! Ich muß als Frau in einer männerdominierten Branche 150-prozentigen Einsatz leisten, um überhaupt wahrgenommen zu werden und wurde durchaus schon diskriminiert, weil ich weiblich bin. Ich halte aber nichts von der Quotenregelung, die Unternehmen oder Institutionen zwingt, eine Frau nur aufgrund ihres Geschlechtes einzustellen – ich finde, jeder sollte ausschließlich nach seiner Leistung beurteilt werden.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Ich lege höchsten Wert auf Qualität, Service und Sicherheit in der Personenbeförderung und besitze nur Fahrzeuge der Marke Mercedes. Im Moment bilden wir Fahrer nach dem Safety-Drivers Prinzip aus, um uns von der Konkurrenz abzuheben und den Kunden zu binden, weil er in unseren Taxis einfach ein gutes Gefühl hat. Unsere Chauffeure sind dazu angehalten, dem Fahrgast eine angenehme Zeit zu ermöglichen und ihm beispielsweise die Türe aufzumachen, die Taschen abzunehmen, etc. So konnte ich (auch durch Mundpropaganda) viele Kunden gewinnen, die „ihren“ Fahrer verlangen, den sie schon jahrelang kennen. Vor allem Menschen, die ihre Kinder befördern lassen, oder ältere Menschen legen großen Wert auf eine gute Vertrauensbasis, die wir erfüllen. Ich möchte auch, daß sich der Fahrgast mit Anregungen oder Kritik an uns wendet.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Man soll vor allem Achtung haben und keine Vorurteile zuzulassen. Man muß andere Menschen so behandeln, wie man selbst gerne behandelt werden möchte. Ich habe gelernt, daß es manchmal besser ist, nichts zu sagen, was für einen anderen Menschen unangenehm sein könnte, wenn ich nicht danach gefragt werde. Vor allem finde ich es wichtig, sich bewußt Selbstbewußtsein anzueignen – wenn man bereits darüber verfügt, sollte man im Gegenzug kontrollieren, ob es überhaupt angemessen ist. Selbstbewußtsein ist klar von Überheblichkeit zu trennen und bedeutet für jeden etwas anderes. Wenn man erfolgreich werden möchte, darf man sich durch Niederlagen und Rückschläge nicht aus der Bahn werfen lassen. Das ist etwas, das kaum ein Mensch von heute auf morgen kann; man muß es lernen. Generell ist gute Ausbildung eine wesentliche Basis für Erfolg, wichtig wäre auch Lob und Anerkennung (was in unserer Gesellschaft gewissermaßen ein soziologisches Problem darstellt: wir sind es nicht gewöhnt, zu loben oder Lob anzunehmen).
Ihr Lebensmotto?
Es gibt nichts Negatives, das nicht auch etwas Positives beinhaltet. Aus Fehlern kann und soll man lernen. Mein Leitfaden war eigentlich immer, mich nicht unterkriegen zulassen. Egal wie es kommt, man darf nichts als gegeben hinnehmen. Es gibt im Alltag sicher Dinge, die man nicht ändern kann, aber wenn ich nur den Lichtschimmer einer Chance sehe, etwas zu verändern, dann werde ich es versuchen. Ein weiteres Motto meines Lebens ist der Spruch: „Sage nie, das kann ich nicht“.