Zum Erfolg von Waltraud Klasnic
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Das schönste ist es, das Gefühl zu haben, jemand anderem etwas ermöglicht zu haben. Ein Beispiel aus der Praxis verdeutlicht dies: Ich fahre nicht Schi und ich spiele nicht Golf; es ist mir aber ein Anliegen, dafür zu sorgen, daß es genug Infrastruktur im Tourismus und im Sport gibt, die andere bestens nützen können.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich nehme den Erfolg, den ich habe, dankbar an - und sehe mich als jemand, der gerne und mit Begeisterung arbeitet. Zum Erfolg gehört auch Arbeit.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Das war ein Zusammenspiel, das von jenen Menschen mitgetragen wurde, die mit mir zusammenleben: das heißt, meine Familie bietet mir den nötigen Freiraum - und Freiraum heißt in diesem Zusammenhang, daß ich täglich von sieben Uhr früh bis zehn Uhr abends arbeite. Weiters gelang es mir, viele Menschen zu gewinnen, die mich unterstützen, mir helfen, mich informieren und tragen.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Manchmal sollte man - und ich rate das vielen - leise bis drei zählen, bevor man eine Entscheidung trifft. Ich bin relativ spontan, auch aus Zeitgründen: wenn man etwas wirklich will, muß man Ja sagen. Die größte Qualität eines Politikers besteht aus meiner Sicht im Treffen klarer Aussagen, und zwar im spontanen.Gab es eine Situation, in der andere aufgegeben hätten? Ich erinnere mich an ein großes Verkaufsgespräch und sehe vor mir acht Herren, die sagen: Wir sollten doch noch ein Fax abwarten. Ich habe in dieser Situation darauf bestanden, die Entscheidung sofort zu fällen und nicht aufgegeben. Es gab auch andere Situationen, in denen andere noch eine Sitzung abwarten und überlegen wollten; ich aber weiß, daß ich durch meine schnelle Entscheidung einmal ein Leben gerettet habe.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich gehöre zu den glücklichen Menschen, die sagen müssen und dürfen, daß es Dankbarkeit gibt und langfristige Erinnerung - sonst hätte ich nicht ein Plus von 11,2 Prozent bei der letzten Wahl erreicht. Dieses Ergebnis ist die Anerkennung für 30 Jahre Arbeit. Ich glaube, daß man Anerkennung braucht, ich glaube, daß es nicht gut ist, nur im Büro zu sitzen: Ich brauche den Kontakt mit Menschen, weil ich spüre, daß ich etwas verändern und vielen helfen kann.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Es gibt vieles, das gelöst werden muß - sonst würden wir Politiker überflüssig sein. Was mich in diesen Tagen beschäftigt, ist die Oberflächlichkeit, mit der mit den inneren Problemen der Jugend umgegangen wird und die Sorge um die Zukunft, wissend, daß die Menschen älter werden und länger leben. Das ist einerseits sehr schön, aber die Bedingungen dafür sind problematisch.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
In meinem Umfeld habe ich das Gefühl, daß ich einerseits von vielen unterschätzt wurde, aber andererseits bin ich so beliebt, daß jemand, der lange Zeit mit mir zusammenarbeitet, schwer weggeht.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Für mich zählt hier gewissermaßen Liebe auf den ersten Blick. Dabei geht es mir nicht um das Gesicht, sondern um das Wesen eines Menschen. Ich habe sehr viele weibliche Mitarbeiterinnen, zu denen ich ein gutes, partnerschaftliches Verhältnis habe.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Es kommt nicht auf die Quantität an: Ich halte viel von Vorgaben, die aber mit den Mitarbeitern selbst erarbeitet wurden. Vorgaben zu erfüllen kann nur dann begeistern, wenn man glaubt, es sind die eigenen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Mit meiner Familie habe ich folgende Vereinbarung getroffen: In jener Zeit, in der ich die große Aufgabe als Landeshauptmann habe, heißt meine ganze Familie Steiermark. Ich habe heute fünf Enkelkinder, die ihren Großvater beschäftigen, der somit versorgt ist. Meine Kinder sind lebenstüchtig - ihnen das zu vermitteln, war mir immer wichtig.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Man Rat ist schlicht und einfach, sich Zeit zu nehmen für sich selbst und für seinen Nächsten und neben allem Wissen schweigen zu lernen - dieses Schweigen-Können ist das schwierigste. Vielleicht sollte man das Halten, das Teilen und das Loslassen üben. Wenn ein Kind zur Welt kommt, freut man sich, wenn es sich festhält, nach einem Jahr sagt man ihm: Jetzt mußt du teilen und dann soll es ein ganzes Leben lang loslassen - dieses Loslassen muß man selbst wieder lernen. Sich in der Früh zu freuen, daß es einen neuen Arbeitstag gibt, ist mein persönliches Erfolgsrezept.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich bin heute was ich will - und das von ganzem Herzen. Deshalb habe ich in diesem Sinne keine beruflichen Zielsetzungen mehr, obwohl ich in meinem Leben noch viel vorhabe.
Ihr Lebensmotto?
Gott schreibt gerade Wege auf krummen Zeilen.