Zum Erfolg von Beatrix Brauner
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Auf das Unternehmen bezogen bedeutet Erfolg nicht nur Wachstum und läßt sich nicht ausschließlich in Zahlen ausdrücken: es ist vielmehr die Kontinuität in den Kundenbeziehungen. Persönlicher Erfolg ist für mich völlig abgekoppelt vom unternehmerischen; persönlich erfolgreich zu sein bedeutet, trotz wirtschaftlichen Erfolges noch genug Zeit für meine Familie und für immaterielle Werte zu haben.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich sehe mich heute im Sinne meiner Definition als erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Eine meiner wesentlichsten Stärken ist meine Teamfähigkeit; die Fähigkeit, das Team zusammenzuhalten und zu motivieren und somit einen gewissen harmonisierenden Effekt auszuüben. Weiters kann ich Kundenbedürfnisse erahnen – oft sogar schon früher, als sie selbst. Dieses starke emphatische Vermögen bedingt unsere guten Kundenbeziehungen. Auch meine Begeisterung und Freude an der Arbeit sind ausschlaggebend für meinen Erfolg und den Erfolg des Unternehmens. Meine Tätigkeit interessiert mich, durch meine wissenschaftliche Prägung bin ich es gewöhnt, Dinge zu hinterfragen und zu analysieren; Ursachen herauszufinden fasziniert mich; ich bin sehr neugierig auf die jeweiligen Ergebnisse. Ich engagiere mich sehr stark für meinen Beruf und kann auch für eher unangenehme Dinge die nötige Energie aufbringen. Weiters habe ich das Talent, zu erkennen, ob ein Mitarbeiter für diese Tätigkeit geeignet ist – da wir uns oft genug Wirtschaftsmechanismen unterwerfen müssen, gilt es, hohem Druck standzuhalten.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Ich denke, daß ich es als Frau in der Wirtschaft teilweise leichter habe (wenn es beispielsweise um persönliche Kundenbeziehungen geht); teilweise aber auch schwerer als ein Mann – vorwiegend am Gebiet der Bereitschaft, Leistungen zu bezahlen; also ganz generell im Bereich der Wertigkeit meiner Leistung. Man erwartet von mir als Frau, daß ich entweder mehr leiste, daß meine Leistung billiger ist als die eines gleich ausgebildeten Mannes, oder daß ich stärker darum kämpfen muß. Gerade in unserer Branche sind aber sehr viele Kunden weiblich und erteilen Aufträge gern an Frauen.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Das hängt immer vom jeweiligen Problem ab. Es gibt für mich Bereiche, in denen ich an einer Problemlösung nicht mehr interessiert bin und von vornherein „Stop“ sage, weil es mir zuviel Energie kosten würde, nach einer Lösung zu suchen. Wenn es zu problematischen Situationen mit Kunden geht, gilt es zunächst herauszufinden, ob er recht hat (und in welchen Aspekten), und wieviel mir die Beziehung zu ihm wert ist. Nach innen bin ich sehr lösungsorientiert und versuche, Konflikte auch durch Nachgeben zu lösen, ich muß meinen Standpunkt nicht immer durchsetzen. Generell löse ich Probleme selten ad hoc; ich bin eher der Typ, der die Zeit für sich arbeiten läßt, weil sehr viele Probleme ihren Schrecken verlieren und sich mitunter von selbst lösen. Im täglichen Arbeitsalltag gibt es viele Bereiche, die wir nur gemeinsam im Team lösen können, es existieren jedoch auch gewisse Problemfelder (vorwiegend Firmenprobleme), die ich ausschließlich gemeinsam mit meiner Partnerin löse, da wir uns sehr gut ergänzen.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich erwarte von meinen Mitarbeitern oft zu viel, weil ich bei ihnen das gleiche Engagement voraussetze, das ich selbst in mein Unternehmen einbringe – obwohl ich dabei manchmal an Grenzen stoße (vor allem in Interpretations- und Auswertungsfragen). Ich habe eine sehr hohe Erwartungshaltung, vor allem was die fachlichen Fähigkeiten betrifft; ich verlange von meinem Team, daß es die selbe – hinterfragende – Einstellung hat wie ich selbst und wirklich neugierig ist. Dieses Forschungsinteresse, also das Wissenwollen, wie das Ergebnis einer Studie aussehen wird, ist eine der wesentlichsten Eigenschaften, um hier tätig zu sein. Ich lege sehr hohen Wert auf Ehrlichkeit – wenn eine Mitarbeiterin glaubt, daß sie mit dieser Tätigkeit an ihre Grenzen stößt, soll sie mir das früh genug sagen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Wir kennen uns alle schon sehr lange und sind ein gut eingespieltes Team; unser demokratisches Betriebsklima, das von sehr eigenständigen Persönlichkeiten geprägt wird, bedingt unsere sehr geringe Personalfluktuation. Eine unserer Spezialitäten besteht übrigens darin, daß wir ein reiner Frauenbetrieb sind; wir beschäftigen ausschließlich weibliche Fixangestellte; das Kernteam ist rein weiblich.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Unser Unternehmen hebt sich vom Rest der Branche durch die persönliche Betreuung durch die Geschäftsführer ab, die wir unseren Kunden bieten. Da meine Partnerin und ich gleichzeitig Geschäftsführer und Studienleiter sind, engagieren wir uns überdurchschnittlich für die Projekte, an denen wir arbeiten. Durch unsere Kleinheit sind wir schnell, flexibel und beschäftigen hoch motivierte Mitarbeiter, die in unserem kleinen Team auch einmal bereit sind, bis Mitternacht zu arbeiten. Weil wir alle an einem Strang ziehen, sind wir sehr schlagkräftig.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich kann die beiden Bereiche sehr gut trennen, müßte ich mir Prioritäten setzen (wenn zum Beispiel meine Familie unter meinem beruflichen Engagement leiden würde), würde ich mich im Zweifelsfall für die Familie entscheiden.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Primär rate ich jedem, das zu machen, wozu es ihn drängt; egal, wie aussichtsreich der angepeilte Beruf ist. Man sollte nicht das machen, was der Markt verlangt, sondern jenen Bereich anstreben, der einen wirklich interessiert.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Unser erstes Ziel, die Etablierung des Unternehmens, haben wir erreicht; im Moment befinde ich mich gleichermaßen in einem Zielevakuum, da die Vorstellung, diese Firma in den nächsten 20 Jahren weiterzuleiten, nicht ganz befriedigend ist. Ich habe nicht vor, den Betrieb wesentlich zu vergrößern und kann im Moment keine großen Ziele definieren: ich bin noch nicht zufrieden und auf der Suche nach weiteren Zielen. Mein privates Ziel ist die erfolgreich abgelegte Matura meiner beiden Kinder.