Zum Erfolg von Paul Vyskovsky
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ein wesentlicher Bestandteil ist Zufriedenheit, sowohl die eigene als auch jene der anderen. Etwas zu schaffen ist ein momentaner Erfolg, der Grundtenor des Erfolges liegt für mich jedoch in allgemeiner Zufriedenheit.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Die Zutaten zu meinem Erfolg sind persönliche Flexibilität, Unvoreingenommenheit und konzeptionelles Vorgehen bei Entscheidungen, ich versuche, mir Alternativen offenzuhalten, das Know-how anderer einholen und viele Parameter in die Überlegungen miteinbeziehen, um für die Entscheidung besser vorbereitet zu sein. Ich entscheide nicht vorschnell, aber auch nicht zu langsam.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Auftrieb bekam ich 1999 durch das Sommerstudium in Australien, das mir internationale Perspektiven eröffnete und viel Kraft gab, von der ich noch heute zehre. Als ich von diesem Aufenthalt zurückkam, hatte sich meine Chefin zurückgezogen und mir die Position des COO anvertraut. Es gibt Schlüsselpunkte im Leben, an denen man sich trauen sollte, den entscheidenden Schritt zu setzen, da sich damit wieder etwas ganz Tolles ergeben kann. Wann und wie erkannten Sie Ihre Fähigkeiten? In meiner Karriere machte ich viele unterschiedliche Stationen durch; in einige wurde ich hineingestoßen und wußte nicht, ob ich es auch schaffen würde. Heute weiß ich, daß ich die Fähigkeiten zum Direktor habe und - das ist mir sehr wichtig - auch meine Mitarbeiter sehen das so. Generell mache ich nur etwas, das ich mir auch zutraue. Vor einem Jahr hätte ich mir diese Position noch nicht zugetraut. Der Test, ob ich fähig bin, Mitarbeiter zu führen, war für mich die Leitung der Gruppe in Australien. Nachdem ich diese Feuertaufe bestanden hatte, war ich sicher, daß ich auch die Leitung eines Hotels schaffen würde.
Haben Sie diese Tätigkeit angestrebt?
Ja, ich wollte von Anfang an mit 25 Jahren Hoteldirektor sein, auch wenn das ein sehr vermessenes Ziel war. Was ist für Erfolg hinderlich? Eigensinn, Engstirnigkeit, Egoismus, nicht zuzuhören und die Meinung anderer nicht zu respektieren sind absolute Erfolgskiller. Ich versuche immer, mich in die Situation anderer hinein zu versetzen um zu verstehen, warum und auf welche Weise jemand reagieren wird. Ist Imitation oder Originalität besser um erfolgreich zu sein? In für das Unternehmen kritischen Dingen, die nach außen wirken, muß man sich unbedingt von seinem Umfeld unterscheiden. Dort, wo es nicht um Kundenbeziehungen, sondern um Kosten und Geschwindigkeit geht, ist Imitation besser. Die Originalität soll für den Wow-Faktor, der immer wichtiger wird, sorgen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Stefan Kocsi, der Direktor des Marriott hat mich in der Hotelfachschule stark geprägt. Er geht täglich durch sein Haus, spricht mit allen 300 Mitarbeitern und man merkt, daß sich alle bei ihm wohlfühlen. Daneben hat er das Geschäft im Griff und auch die Zahlen stimmen. Auch meine ehemalige Chefin im Hotel Maté, Frau Matejovsky, hatte starken Einfluß auf mich. Früher hatte ich nicht diese grundsätzlich positive Lebenseinstellung und Sensibilität wie heute. Sie hat mich in alles mit einbezogen, ich lernte von ihr viel in puncto Mitarbeiterführung und bekam die Möglichkeit, eigene Ideen oder im Studium Gelerntes auszuprobieren und umzusetzen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Von Mitarbeitern erhalte ich viel Anerkennung, auch von Partnern und externen Kollegen.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Viele sehen, daß ich für mein Alter schon sehr weit gekommen bin, beneiden mich aber nicht um die Aufgaben und die schwierige Situation. Erfolg ist für mich, wenn auch meine Mitarbeiter Erfolg haben. Dann weiß ich, daß sie gut vorbereitet und motiviert sind.Welche Rolle spielt die Familie bei Ihrem Erfolg? Meinen Eltern bin ich für vieles dankbar, auch wenn ich nicht die ausgelassenste Kindheit hatte. Ich achte meine Eltern als extrem kompetent und lernte von ihnen viel für das Leben - insbesondere von meinem Vater, einem Unternehmensberater, bekomme ich heute noch gute Ratschläge.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Das betriebliche Umfeld ist extrem wichtig. Man braucht die Mitarbeiter um jeden Preis und umgekehrt. Würde das berufliche Umfeld nicht stimmen, würde ich das Unternehmen wechseln.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich lege Wert auf ehrliche Leistungs- und Lernbereitschaft. Die Einsicht, daß man nicht alles wissen kann, ist ebenso wichtig, wie die Bereitschaft, sich Dinge zeigen zu lassen und der Wille, sie umzusetzen. Fachliche Kompetenz setze ich voraus. Wie motivieren Sie Mitarbeiter? Indem ich sie an Erfolg und Mißerfolg teilhaben und mitentscheiden lasse und ihnen dadurch das Gefühl der Machtlosigkeit nehme. Indem ich mich ehrlich menschlich gebe, mich für die Person wirklich interessiere und ihnen alles biete, das ihnen ihre Position erleichtert, versuche ich, ihnen die Angst vor Mißerfolg, Vorgesetzten, etc. zu nehmen. Wie wichtig das ist, weiß ich aus eigener Erfahrung.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel besteht darin, das MBA-Studium in den USA abzuschließen und in einigen Jahren im internationalen Raum zu arbeiten. Mein mittelfristiges Ziel ist es, dem Hotel mit umfassenden Verbesserungen und Renovierungen einen neuen Auftritt zu verschaffen. Ich gehe immer nach einem Fünfjahresplan vor. Ohne ein Ziel vor Augen zu haben, kann man auch nicht wissen, wohin man will und nur in den Tag hineinzuleben wäre für mich unbefriedigend.