Zum Erfolg von Gerlinde Kofler
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, viele zufriedene Kunden zu betreuen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich sehe mich nicht als erfolgreich, sondern als zufrieden – ich bin nicht der erfolgreiche Frauentyp an sich. Ich freue mich, wenn meine Kunden sich wohlfühlen und habe Stammkunden, die mir seit 1980 treu geblieben sind.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich denke, daß ich gut mit Menschen umgehen kann – und diese Fähigkeit bedingt meinen Erfolg. Ich entschloß mich zu diesem Beruf, als ich mit 30 Jahren von meinem ersten Mann geschieden wurde, von dem ich bis zu diesem Zeitpunkt finanziell abhängig gewesen war. Da ich die Notwendigkeit sah, meinen Kindern eine gesicherte Zukunft zu bieten, entschloß ich mich, Kosmetikerin zu werden, da mir dieser Beruf zusagte.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich fühle mich erfolgreich, seit ich in diesem Geschäftslokal arbeite, bis dahin war es eigentlich ein permanenter Kampf. Ich hatte vorher ein sehr teures und großes Lokal gemietet, wußte oft nicht, wie ich die Miete bezahlen sollte und war in dieser Zeit einige Male knapp davor, mein Geschäft aufzugeben. Heute führe ich einen ruhigen und überschaubaren Betrieb, der nach meinen Vorstellungen funktioniert. Ich beschäftigte früher auch Mitarbeiter, arbeite heute aber allein, weil ich nur Probleme mit meinen Angestellten hatte.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Ich traf eine sehr erfolgreiche Entscheidung, als ich mit meinem Betrieb in dieses Geschäfslokal übersiedelte.
Ist Originalität oder Imitation besser um erfolgreich zu sein?
Originalität ist immer der bessere Weg – gerade in einer so kreativen Tätigkeit wie der meinen führt Imitation nicht ans Ziel. Ich habe immer wieder Eigeninitiative gezeigt und wollte niemals Mitläufer sein.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die schönste Anerkennung liegt für mich in der jahrzehntelangen Treue meiner Stammkunden.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Eines der ungelösten Probleme in unserer Branche besteht darin, daß viele unqualifizierte Kosmetikerinnen und vor allem Fußpflegerinnen am Markt existieren – man kann bereits in vielen Friseursalons solche Dienstleistungen in Anspruch nehmen, die jedoch qualitativ minderwertig sind, weil solche Betriebe kein geschultes Fachpersonal beschäftigen. Wenn es in diesem Zusammenhang zu Problemen kommt, die oft genug mit Spitalsaufenthalten verbunden sind, werden natürlich auch die betroffenen Kunden nachhaltig verunsichert und suchen auch keine Fachinstitute mehr auf. Ich bin der Meinung, daß die Kammer diesem Zustand ein Ende bereiten sollte, der letztlich nichts anderes als Pfusch ist.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Mein Umfeld kennt mich als sehr ruhige und starke Persönlichkeit.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ich hatte – bis auf eine Ausnahme – immer Pech mit meinen Mitarbeiterinnen. Die einzige, die eine gewisse Rolle bei meinem Erfolg spielte, war eine Angestellte, die mich sechs Jahre lang begleitete, selbst Fußpflegerin war und mich dazu bewog, ebenfalls diese Ausbildung zu absolvieren.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich kann die beiden Bereiche gut vereinbaren und hatte das Glück, daß meine Kinder am Beginn meiner Selbständigkeit sehr brav waren. Mein Mann ist ebenfalls sehr kooperativ, sodaß ich dahingehend nie Probleme hatte. Ich hatte selbst eine sehr schwere Kindheit und wollte immer, daß es meinen Kindern gut geht. Generell ist mir ein harmonisches Privatleben wichtiger als beruflicher Erfolg.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich bilde mich zwar durch Fachliteratur weiter, um auf dem Laufenden zu bleiben, besuche aber keine Kurse mehr; ich bin 54 Jahre alt und freue mich vor allem auf meine Pensionierung.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich denke, daß die junge Generation große Probleme hat, den Begriff Dienstleistung richtig aufzufassen. Ich hatte in letzter Zeit einige Schnupperlehrlinge, die erstaunt waren, daß dieser Beruf mehr bedeutet, als nur Make-up aufzutragen. Ich rate der jungen Generation deshalb generell dringend zu mehr Einfühlungsvermögen, besonders in dieser Branche, in der man mit Menschen zu tun hat und nicht mit leblosen Objekten.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte bis zu meiner Pensionierung wie bisher weitermachen und denke, daß ich meine Ziele erreicht habe. Mein Ziel ist es heute, mein Geschäft an eine junge Kollegin zu übertragen, der ich meinen Gewerbeschein geborgt habe. Dabei möchte ich meine Stammkunden so schonend wie möglich an sie gewöhnen und selbst stundenweise in ihrem Geschäft mitarbeiten, damit es ihnen nicht allzu schwer fällt, sich in fremde Hände zu begeben. Ich möchte auch weiterhin Heimfußpflege bieten.