Zum Erfolg von Oswald Edtstadler
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg liegt für mich (oder uns) darin, das Bestmögliche für unsere Patienten zu tun, die wir als unsere Gäste im Sinne christlicher Gastfreundschaft betrachten.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich persönlich sehe mich nicht so sehr als erfolgreich, weil unser Orden nicht in diesen Kategorien denkt. In weltlichen Verhältnissen würde ich diese Frage jedoch bejahen.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Der Grundstein meines heutigen Erfolges liegt in meiner Jugend, als an mich der Auftrag erging, den Barmherzigen Brüdern beizutreten und mehr zu tun, als ich vorher getan hatte. Dieser Erfolg wuchs in meiner Tätigkeit in all den Jahren.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Jede Verbesserung ist von langer Hand geplant und gut durchdacht, somit wurde sie zum richtigen Ziel geführt. Wir hatten beispielsweise eine Villa, die wir mit einem Zubau verbanden um sie für Fortbildungsmaßnahmen zu verwenden. In diesem Bereich werden bis zu 1.000 Menschen jährlich geschult. Eine weitere gute Lösung bestand darin, die Neurologisch-Psychiatrische Abteilung nicht als geschlossene Anstalt, sondern offen zu führen und somit zum Wohl der Patienten beizutragen, die nicht als „Insassen“ abgestempelt werden, sondern somit Patienten des Krankenhauses sind.Ist Originalität oder Imitation besser um erfolgreich zu sein? Nach meinem Dafürhalten ist Originalität der bessere Weg.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Es gab mehrere prägende Menschen für mich, die im Orden waren und sind. Sie alle haben mich gefördert und waren (vor allem in meiner Zeit in der Provinzleitung) echte Mitstreiter.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Neben der Anerkennung seitens des Ordens erhielt ich das Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark, worüber ich mich sehr gefreut habe.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Unser Problem ist die fehlende Abgangsdeckung der Krankenhäuser – der Betrieb braucht mehr, als er einnimmt, diese Abgänge kommen durch das heutige System zustande, das uns nicht mehr erlaubt, uns selbst zu erhalten. Als wir noch Direktverrechnungen mit den Krankenkassen durchführen konnten, war uns die Selbsterhaltung noch möglich, seit 1996 existiert dieses alte System nicht mehr. Wir verzeichnen auch um 75 Prozent weniger Ambulanzgebühren als 1996.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Da ich schon sehr lange in diesem Haus bin, kennen mich alle und werde von meinem Umfeld geachtet. Man kennt mich als Menschen, der großen Wert darauf legt, seine Mitarbeiter und Kollegen zur Mitsprache einzuladen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Die Mitarbeiter spielen bei den Barmherzigen Brüdern eine sehr wichtige Rolle, wir versuchen sie in unsere Entscheidungen miteinzubinden, weil sie unser Werk mittragen sollen.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Wir erwarten von unseren Mitarbeitern die Bereitschaft, ihre Tätigkeit bei uns nicht als „Job“ zu sehen, sondern als eine Berufung in den Dienst am Nächsten. Die Achtung der Würde des Menschen in allen Lebensphasen und Lebensumständen, vor allem aber eine positive Einstellung zum Dienst am kranken Menschen und der Respekt unserer christlichen Wurzeln im Dienst am hilfesuchenden Menschen sollen im Vordergrund stehen. Darüber hinaus ist uns der Wille zur Weiterbildung, wie auch die Bereitschaft, jeden Dienst, auch eines vermeintlich niedrigen, zum Wohle des uns Anvertrauten zu erfüllen, wichtig. Großen Wert legen wir auf die Bereitschaft zur Zusammenarbeit und Einordnung in unsere Hausgemeinschaft, sodaß wir alle – Ordensmitglieder wie Mitarbeiter – ein echtes Team im Dienst der Nächstenliebe sein können.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich 24 Stunden in Bereitschaft, achte aber auch darauf, mir gewisse Freiräume zu bewahren, die jeder Mensch braucht.Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Ich erfahre jeden Tag aufs Neue, daß man nie auslernt. Ich bilde mich durch Lektüre fort und nütze jede Gelegenheit, mich in Kursen und Seminaren weiterzubilden, sowohl im beruflichen als auch im geistigen und persönlichkeitsbildenden Bereich.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ich rate der jungen Generation, sich im persönlichkeitsbildenden Bereich zu engagieren, denn nur wer eins mit sich selbst ist, kann seine Aufgaben gut erfüllen. Jeder lebt in seiner Zeit – und jeder sollte versuchen, das beste daraus zu machen, gewisse Dinge bleiben aber immer die selben. Diese Grundsätze sollen weitergeführt werden, um auf ihnen aufbauen zu können.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Wir planen gerade ein Großlabor in Kooperation mit anderen Krankenhäusern, darunter auch unser zweites Haus in Graz. Mit 70 Jahren hat man aber keine allzu großen Ziele mehr, obwohl ich mich nicht aufgeben möchte. Ich werde auf jeden Fall alles daran setzen, das begonnene Werk fortzuführen und meine Aufgaben zu erfüllen; ich bin kein Mensch, der sich zur Ruhe setzen möchte. Ich war immer pflichtbewußt und möchte es weiterhin sein.