Zum Erfolg von Franz Weichselbraun
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Unter Erfolg verstehe ich penible Ausführung der Arbeiten, Termintreue und Loyalität zu meinem Mitarbeitern, die auch das Gefühl haben sollen, am Unternehmenserfolg teilzuhaben.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Mein Wissen um die Materie und mein fester Glaube an das, was ich mache, sind Voraussetzungen für meinen Erfolg.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Es dauerte einige Zeit, bis sich der Erfolg einstellte, nachdem ich mit meinem Wohnzimmer als Büro begonnen hatte. Nach fünf bis sechs Jahren, als ich 1980 einen Jahresgewinn von 1,5 Millionen Schilling erwirtschaftet hatte, fühlte ich mich bestätigt.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Baumeister Schmid, der die Liegenschaften der Wiener Städtischen Versicherung verwaltete, war mir wohlgesonnen und förderte mich. Den persönlichen Kontakt mit ihm zu intensivieren und zu pflegen war eine richtige Entscheidung. Ich habe aber weder die Selbständigkeit noch die Branche von langer Hand geplant.Ist Originalität oder Imitation besser um erfolgreich zu sein? In diesem Gewerbe kann man nicht viel erfinden, man muß sich ein Grundwissen aneignen und das Ziel vor Augen haben, die Arbeit besser und schöner zu machen als der Mitbewerb.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Mein früherer Chef, Ernest Zulus, hat alles erreicht, was er sich vorgenommen hatte und diente mir als Vorbild. Mit seiner jovialen Art ist er bei vielen Menschen gut angekommen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich bekomme Anerkennung von meinen Mitarbeitern und teilweise von Kunden, allerdings nicht in finanzieller Hinsicht.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
60 bis 70 Prozent des Erfolges sind auf die Mitarbeiter zurückzuführen. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Meine ersten Mitarbeiter kannte ich schon als loyale Kollegen bei meinen früheren Arbeitgebern. Ich lege Wert auf Firmentreue, das Einhalten der Arbeitszeiten und einen guten Umgang mit den Kunden. Da die Mitarbeiter vor Ort auf den Baustellen sind, müssen sie dort mit den Kunden reden und ihnen mit Rat und Tat weiterhelfen können. Mein Stammpersonal ist schon sehr lange - zwischen 15 und 27 Jahre - bei mir.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich versuche ihnen klarzumachen, daß sie sich mit ihrer Arbeit identifizieren und ihr Bestes geben sollen, um die Kunden zufriedenzustellen. Dann kann man seinen Feierabend beruhigter genießen, als wenn man nur die acht Stunden herumbringt und sich nicht sicher ist, ob es Tags darauf nicht Beschwerden gibt.
Wie ist Ihr hierarchischer Strukturkoeffizient?
Derzeit beschäftige ich 17 Mitarbeiter, darunter vier Meister und drei Vorarbeiter.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Die Qualität unserer Arbeit ist ebenso eine Stärke wie die Tatsache, daß ich als einer der wenigen Wiener Malerbetriebe eine eigene Spritzanlage habe. Im innerstädtischen Gebiet sind die Auflagen für so eine Anlage sehr streng. Der Grund dafür waren zwei Fliegen: Für einen drängelnden Kunden sollte ich ein Dutzend Türen lackieren und als diese geliefert werden sollten, stellte ich fest, daß auf einem Türflügel zwei Fliegen kleben geblieben waren. Da die Zeit drängte, konnte ich die kleinen Fehler nur ausbessern, um die Tür neu zu lackieren fehlte die Zeit. Genau diese Abdrücke der Fliegenbeine nahm der Kunde als Anlaß zur Reklamation. In meinem Ärger schenkte ich dem Kunden die ganze Arbeit und beschloß in meinem Zorn mir eine Spritzanlage anzuschaffen. In weiterer Folge habe ich eine eigene Türwendemaschine entwickelt und übernehme heute auch viele Aufträge von Kollegen, die keine eigene Spritzanlage haben.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Zu Beginn meiner Selbständigkeit und mit einem kleinen Kind war das Privatleben sehr eingeschränkt. Mit Einverständnis meiner Frau habe ich mir dann Trialfahren als Hobby gewählt, um von den Farbtöpfen wegzukommen.Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Ich habe mein Leben lang darunter gelitten, daß ich nicht genug Schulbildung habe und fühlte mich nicht sicher im Umgang mit Architekten, Doktoren und Magistern. Deshalb habe ich nicht nur die beiden weiteren Meisterprüfungen abgelegt, sondern mich auch gemeinsam mit meinen Mitarbeitern in Hernstein weitergebildet. Pro Jahr wende ich durchschnittlich zwei Wochen für Weiterbildung, z.B. Managementkurse, Psychologieseminare, etc., auf. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Mit einer peniblen und kontinuierlichen Arbeit kann man es sehr weit bringen, dazu muß man kein Künstler sein. Um erfolgreich zu werden muß man ein Grundgerüst an Wissen und Erfahrung sammeln und bereit sein, seine Arbeitszeit flexibel an die Kundenwünsche anzupassen. Der richtige Zeitpunkt um sich selbständig zu machen ist nach einer zehnjährigen Berufserfahrung mit 30 Jahren.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein erstes Ziel - einen Betrieb mit fünf Mitarbeitern - habe ich mit Hilfe meiner Frau nicht nur erreicht, sondern übertroffen, weil ich alle Kunden zufriedenstellen wollte. Mein nächstes Ziel, ein eigenes Haus zu kaufen, habe ich 1986 verwirklicht. Nun sehe ich der Pension entgegen und bin dabei, den Betrieb sukzessive an meinen Nachfolger, Herrn Strobel, zu übergeben.