Zum Erfolg von Erwin Prodinger
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Beruflicher Erfolg bedeutet für mich das Erreichen von Zielen, die in meinem Fall der Aufbau eines Fachbereiches und die Erweiterung des Kundenspektrums sind. Mit unserem dementsprechend vorhandenen Branchen-Know-how versuchen wir uns in der Nische als Gesamtanbieter für IT-Lösungen in der Prozeßindustrie zu plazieren. Dazu bedarf es neben hohen Fachwissens sozialer Kompetenz. Wenn man Verantwortung für einen Bereich trägt, ist es wesentlich, die Balance zwischen den Kunden, den Mitarbeitern und den Eigentümern des Unternehmens zu finden. Dieser Gleichklang ist eine Basis für den Erfolg. Hausverstand und Einfühlungsvermögen zählen ebenfalls dazu.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich bin zufrieden mit dem bisher Erreichten. Ich bin mir bewußt, daß ich Erfolg habe, denn sonst wäre ich sicher nicht mehr hier. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Natürlichkeit, Beharrlichkeit und Zielorientierung. Meine Persönlichkeit hat sich trotz meines Erfolges nicht verändert.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Als Freiberufler führte ich auch mein eigenes Unternehmen, doch ist es wieder etwas anderes, sein eigenes Kapital in ein Unternehmen zu investieren und selbst das Risiko zu tragen. Dies erscheint mir als der beste Weg, um den Umgang mit Risiko zu erlernen. Kein Planspiel kann das leisten, was die Realität bietet. Den Mitarbeitern tagtäglich eine Perspektive zu geben, für sie verantwortlich zu sein und die Kunden zufriedenzustellen führt zu wohlkalkulierten, aber schnelleren und wahrscheinlich besseren Entscheidungen. No risk, no fun. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Im IT-Bereich hat man es mit vielen verschiedenen Branchen zu tun (z.B. Investitionsgüter-, Stahl-, Papierindustrie), die sich vorwiegend mit Themen wie Wachstum, Qualifikation der Mitarbeiter und Investitionen für neue Lösungen auseinandersetzen müssen. Firmen, die schrumpfen, stecken natürlich bei den IT-Investitionen zurück. Je mehr Problemstellungen vorhanden, desto besser für die IT-Branche, weil sie dadurch auch stärker zur Problemlösung beitragen kann. Ein Nachteil ist der Mangel an hochqualifiziertem Personal, doch damit haben andere Branchen auch zu kämpfen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Nach dem MbO-Prinzip, also der Führung mittels Zielen. Ich bin kein Despot, sondern versuche einen sehr demokratischen Stil einzuhalten, obwohl jemand eine Entscheidung treffen muß: und das bin ich. Ich versuche dennoch, die Mitarbeiter in meinen Entscheidungsprozeß miteinzubeziehen. Auch lasse ich meinen Mitarbeitern den Freiraum, mit bestimmten Problemlösungen zu experimentieren, was ihnen über den IT-Zyklus hinaus ermöglicht, mehrere Aufgaben zu übernehmen. Training on the Job erachte ich als sehr wichtig. Die meisten Mitarbeiter, die ich an Bord hole, kommen von großen Konzernen und schätzen die schlanke Struktur und kurzen Entscheidungswege meines Unternehmens. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Das entsprechende Fachwissen unserer Mitarbeiter und deren persönlicher Einsatz. Da das Unternehmen sehr klein ist, wird es von Großunternehmen sicherlich unterschätzt. Doch alle Mitarbeiter verfügen über einen Erfahrungsschatz, der zehn bis 15 Jahre größer ist als in der Branche üblich. Man kann sagen, daß in unserem Unternehmen wohl über hundert Jahre IT-Wissen vorhanden sind. Hinzu kommt die umfassende Branchenerfahrung in der metallverarbeitenden Industrie. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? In der IT-Beratung sind wir mit den Produkten vieler Mitbewerber konfrontiert. Derzeit herrscht ein Verkäufermarkt, die Nachfrage übersteigt also das Angebot. Die Produktgeber bieten für diese Produkte zwar Schulungen im Unternehmen an, jedoch fehlt oft das entsprechende Know-how, um wirklich erfolgreich sein zu können.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Die Familie ist für mich der Ausgangspunkt für den Erfolg. Man darf sich nicht nur auf den Job konzentrieren, denn in der Familie findet man jene Ruhe und Kraft, die man für den beruflichen Alltag benötigt. Ich bin im Regelfall vier Tage pro Woche nicht zu Hause, weil meine Familie in Salzburg lebt, und genieße daher umso stärker das Privatleben am Wochenende. Die Koordination von Beruf und Familie ist mit der Gründung meines eigenen Unternehmens einfacher geworden, da ich mir die Zeit leichter einteilen kann. Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Im großen und ganzen ist dies ein permanenter Prozeß. Wichtig ist, seine Mitarbeiter dazu anzuhalten, nicht nur die Ziele innerhalb des Aufgabengebietes zu erreichen, sondern selbst großen Wert auf Aus- und Weiterbildung zu legen. Dabei darf nicht nur die fachliche Thematik im Vordergrund stehen, es geht darum, den Horizont zu erweitern und auch branchenfremde Veranstaltungen zu besuchen. Die Mobilität bei Projekten ist ebenfalls ein wesentlicher Faktor. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ich habe sehr gute Erfahrung mit der dualen Ausbildung gemacht. Man sollte sich nicht nur auf die Technik konzentrieren, sondern auch die kaufmännische Seite miteinbeziehen. Es zeigt sich immer wieder, daß die wenigsten Studenten wissen, welchen Beruf sie nach einem Studium ergreifen wollen. Somit ist eine breitere Ausbildung eindeutig besser, als sich nur auf ein Kerngebiet zu konzentrieren. Auslandserfahrung ist heute fast eine Notwendigkeit, denn sie zeigt, daß man flexibel ist, mit neuen Situationen umgehen kann und mit anderen Sprachen und Kulturen vertraut ist.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel ist, mich mit der Firma als Größe zu etablieren - in dem Sinn, daß das Unternehmen für seine Leistung respektiert und anerkannt wird. Geplant ist, die Mitarbeiterzahl auf maximal 30 zu erhöhen. Alles darüber hinaus würde einen Verlust an Lebensqualität bedeuten.