Zum Erfolg von Sigrid Bienert
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich bedeutet Erfolg, meine Ideen und Visionen so umsetzen zu können, daß sie vom Markt und der Gesellschaft angenommen und anerkannt werden. Mir ist es wichtig, anderen Menschen etwas vermitteln zu können. Mode ist Wohlgefühl und somit ein wichtiger Bestandteil des Lebens.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Wenn ich mich mit anderen vergleiche, sehe ich mich eigentlich nicht als erfolgreich. Wenn ich jedoch die Umsetzung meiner Ideen betrachte, kann ich mich durchaus als erfolgreich betrachten. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Es waren viele Faktoren ausschlaggebend. Ich hatte viele Helfer, wobei ich jedoch glaube, daß es sehr wichtig ist, seine Ideen im richtigen Moment umzusetzen. Für mich war es außerordentlich wichtig, die Umsetzung im vorhinein perfekt zu planen.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Anfänglich hatte ich Zweifel und mußte mich daher zwingen, positiv zu bleiben. Als meine Idee anfing, Gestalt anzunehmen, immer wieder Leute an mich herantraten und meinen Fortgang positiv bewerteten und das Geschäft immer besser lief, war es für mich natürlich viel leichter, positiv in die Zukunft zu blicken. Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Ich arbeite nur mit Menschen, die jeden anderen Menschen mit Respekt behandeln, daher stellt sich diese Frage nicht für mich.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Mein Weg in die Selbständigkeit war eine sehr erfolgreiche Entscheidung und da ich die Mode immer im Vorhinein bestellen muß, bin ich natürlich auch diesbezüglich ständig aufgefordert, richtige Entscheidungen zu treffen. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Ich arbeite in einer Branche, in der die Trends sehr rasch wechseln und dadurch ist der Einkauf eines der wesentlichsten Elemente, die über Erfolg oder Mißerfolg entscheiden. Es finden sehr große Veränderungen am Markt statt. Die Bedürfnisse der Kunden erfuhren einen Wertewandel, der eigentlich nicht abzusehen war. Viele sehen im Konsum nicht mehr den selben Stellenwert, wie noch vor einem Jahr. Ein sehr großes Problem unserer Branche besteht darin, daß wir neun Monate vor der Saison einkaufen müssen. Diese langen Vororderzeiten führten im Frühjahr 2002 zu dem Problem, daß wir, schon bevor wir die Ware erhielten, wußten, daß diese sehr schwer bis überhaupt nicht verkaufbar sein würde. Was solche Vorgänge für ein kleines Unternehmen bedeuten, braucht man wohl keinem zu erklären. Die Produzenten haben auf diesen Einkaufswandel überhaupt nicht oder nur sehr träge reagiert. Die Designer sind immer noch in dem Irrglauben, daß sie die Modewelt gestalten, doch die Jahrzehnte dieses jetzt irrealen Glaubens sind vorbei, heute bestimmen die Kundinnen den Weg der Mode. Frauen kaufen heutzutage spontan und kombinieren in unerwarteter Vielfalt. Mein Wunsch an meine Lieferanten (Partner) wären kurzfristige Vororder-Rhytmen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Mitarbeiter sind immer Partner am Weg zum Erfolg. Auch ich als Chefin benötige Motivation und Anerkennung. Diese erhalte ich von Mitarbeiterinnen und Kundinnen. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Die Mitarbeiter wählen mich aus. Mir sind gegenseitiges Vertrauen, eine gute Gesprächsbasis und zwischenmenschliche Chemie wichtig.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich motiviere durch Anerkennung, wobei mir völlig klar ist, daß gute Umsätze die Motivation immens beflügeln. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Mein wesentlichster Rat lautet, an die Verwirklichung des Zieles, des Wunsches oder der Idee zu glauben. Der zweite Schritt ist die Planung und das zielgerichtete Verfolgen des Weges. Es ist äußerst wesentlich, immer wieder zu überprüfen, ob man überhaupt den richtigen Weg zum Ziel eingeschlagen hat. Das kann man vor allem in der Reflexion der Außenwelt erkennen und die dadurch eventuell notwendigen Anpassungen vornehmen.