Zum Erfolg von Winfried Blum
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist im Grunde genommen zunächst einmal ein positives Erlebnis, das Freude vermittelt, stimuliert und motiviert. Ich nehme Erfolg auch nicht immer für mich alleine in Anspruch, sondern teile ihn mit meinem Team.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich würde mich durchaus als erfolgreich bezeichnen, und dies ist mir auch von außen bestätigt worden, was ganz wichtig ist, denn alleine kann man sich nicht beurteilen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Der zentrale Punkt an meinem Erfolg ist der Umgang mit den Mitmenschen. Die Frage ist, ob ich als persönliches Vorbild meine Begeisterung an andere weitergeben kann und diese positiv verändern kann. Dazu gehört natürlich, daß man den Leuten zuhört und versucht, mit ihnen zu kommunizieren. Auf diese Weise hat man einen völlig anderen Zugang zu ihnen. Zweitens müssen Probleme sofort angepackt werden, wenn dringender Handlungsbedarf besteht. Drittens waren für meine internationalen Tätigkeiten meine Sprachkenntnisse sehr hilfreich, vor allem französisch, das ich auch studiert habe, mein englisch, das ich noch etwas verbessert habe und portugiesisch und spanisch, die ich neu dazulernte. In Brasilien habe ich zum Beispiel die Diplomarbeiten meiner Studenten in portugiesisch korrigiert. Es ist wichtig, die Menschen so zu akzeptieren wie sie sind.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Für mich kommt es darauf an, Probleme relativ rasch zu lösen. Es gibt natürlich verschiedene Formen von Problemen, und es hat sich auch erwiesen, daß manche Dinge erst einmal eine Zeit lang beobachtet werden müssen. Manche Probleme lösen sich oft von alleine. Wann, wo und wie schnell greife ich ein? sind die zentralen Fragestellungen bei der Problemlösung und verlangen viel Phantasie und Einfühlungsvermögen. Ob ich Entscheidungen alleine oder im Team treffe, hängt von der Situation ab. Als Chef ist es oft gar nicht möglich, eine Entscheidung mit anderen gemeinsam zu treffen. Wenn es um Fragestellungen geht, die sich im Team beantworten lassen, zum Beispiel um Personalentscheidungen, bevorzuge ich die Teamarbeit.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Wesentlich, um überhaupt kommunizieren zu können, ist die Zuverlässigkeit und die Pünktlichkeit und natürlich auch das Können. Eine weitere Voraussetzung, damit mein Mitarbeiter als Partner glaubwürdig ist, bildet die Vertraulichkeit. Die Mitarbeiter müssen entscheidungsfreudig sein und initiativ, eigenverantwortlich agieren.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich versuche, diese beiden Bereiche so weit wie möglich zu trennen, um meine Familie nicht in Dinge hineinzuziehen, für die sie nicht geradestehen kann beziehungsweise die sie belasten würden. Man muß der Partnerin auch Freiräume überlassen und sie Entscheidungen treffen lassen, damit sie erfährt, daß sie eine Rolle spielt. Gerade im wissenschaftlichen Bereich ist das ein ganz großes Problem, weil man ja die Gedanken nicht abschalten kann. Wenn man Familie hat, dann ist sie oft der Rückzugspol und macht einen durch die absolute Verläßlichkeit stark. Sie gibt den Rückhalt, den man braucht, um im technisch-wissenschaftlichen Bereich zu bestehen. Was ganz wichtig ist: man hat jemanden, mit dem man auch die Freuden teilt.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ein junger Mensch soll sich erst mal fragen, was seine Neigungen sind und dann den entsprechenden Bereich erlernen. Dabei soll er nicht zu weit weg kommen, von seinen ursprünglichen Vorstellungen, um nicht unnötig Zeit zu verlieren. Es gibt heute allerdings vor allem in den USA ein Driften von einem in den anderen Berufsbereich, so daß man oft plötzlich dort ankommt, wo man eigentlich hinwollte. Eine fundierte Grundausbildung ist heute sicherlich notwendiger als früher, doch es geht vor allem darum, die gesammelten Informationen in operationale Tätigkeit umzusetzen. Um geistige Höchstleistungen zu vollbringen muß man physisch, körperlich fit sein. Das bringt erst die geistige Schärfe und Durchsetzungsfähigkeit. Es ist auch wichtig, in einem anderen Bereich als seinem Spezialgebiet, zum Beispiel im Rahmen eines Hobbies oder sonst in der Freizeit, etwas zu wissen beziehungsweise zu können.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Je langfristiger Ziele sind, desto besser kann man sie verfolgen. Man hat kurz- und mittelfristige Perspektiven, die man auch mal wechseln kann, das langfristige Ziel muß aber klar sein. Zum Erfolg gehört eine gewisse Persistenz. Viele meiner Ziele habe ich bereits verwirklicht. Ich habe mir für die Zukunft noch wissenschaftliche Publikationen zum Ziel gesetzt, um Wissen weiterzugeben. Was den administrativen Bereich anlangt, so will ich bestimmte Strukturen verbessern, die dann langfristig zum Erfolg führen. Ein Ziel zum Beispiel ist die Schaffung eines weltumspannenden Gremiums zum Schutz von Umwelt und Böden, ein Thema, bei dem es sehr um Verteilung von Mitteln geht. Aufgrund von aktuellen Widerständen, werde ich in den nächsten ein, zwei Jahren mit dieser Thematik nicht direkt an die Öffentlichkeit treten, sondern in Ruhe daran weiterarbeiten. Für mich persönlich möchte ich gerne herausfinden, wie ich meine nächsten Lebensjahre gezielt gestalten möchte. Ein weiteres Ziel ist es, meine Frau bei ihren Aktivitäten im sozialkritischen und künstlerischen Bereich etwas zu unterstützen und mich zu diesem Zweck aus anderen Bereichen etwas zurückzunehmen.