Zum Erfolg von Ernst Graft
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist die Freude am Kampf um die Existenzsicherung und liegt weiters darin, die Nase immer eine Spur weiter vorne als der Mitbewerb zu haben.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, die Firma läuft erfolgreich und ich habe zwei Söhne, die schon in die Firma involviert sind, daher bleibt mir jetzt mehr Zeit, mich meinen Hobbys, dem Sport und der Wirtschaftspolitik, zu widmen. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ausschlaggebend war die Sorge um die Existenz. Ich mußte sehr viel harte Arbeit investieren. Aber die Zeiten waren damals gut, ich mußte kein aufwendiges Marketing betreiben, es genügte, die Firma zu verwalten. Als ich in die Firma kam, war ich ein Außenstehender, der überlegte, was man besser machen könnte, welches Service noch notwendig wäre und wo man günstigere Angebote machen könnte. Wir waren die ersten, die in der Stempelbranche den Fotosatz vernünftig einsetzen konnten, damit waren wir dem Mitbewerb circa zwei Jahre voraus. Wir profitierten auch von der Einführung der Postleitzahlen, da wir die einzigen waren, die in einem kurzen Zeitraum liefern konnten. Ich machte Studienreisen nach Amerika und Japan, interessierte mich für die Europäische Vereinigung der Stempelmacher und Graveure, stellte Vergleiche an und versuchte immer die Nase vorne zu haben.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich liebe Herausforderungen und habe auch schon viele sportliche Leistungen erbracht, um zu prüfen, was ich zu leisten in der Lage bin. Zuerst einmal stelle ich mir die angestrebte Lösung vor und dann das unangenehmste Szenario, das herauskommen kann. Danach entscheide ich, wie ich vorgehe. Wenn ich mit dem schlechtestmöglichen Ergebnis leben kann, stürze ich mich hinein.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Auszeichnungen, wie der Titel Kommerzialrat, das Ehrenzeichen um Verdienste um die Republik Österreich, die Ernennung zum Ehrensenator des roten Kreuzes und der sechste Dan im Judo sind wie die Altersringe eines Baumes. Man freut sich, sie zu bekommen, nicht sosehr, daß man sie hat. Meistens werden aber Leistungen, auf die man selbst besonders stolz ist, von außen nicht anerkannt.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ohne Mitarbeiter geht es nicht und nachdem ich nicht alles selbst machen kann und will, brauche ich Mitarbeiter, die ich motivieren und dazu bringen kann, in die selbe Richtung zu denken und zu gehen wie ich. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Loyalität ist für mich das wichtigste. Mir ist derjenige, der bemüht ist, das Beste zu bringen, lieber, als jemand, der nicht einmal versucht das Beste zu geben. Für mich gehören auch Fehler zur Arbeit. Meine Aufgabe ist es, Entscheidungen zu treffen und da ist es besser, falsche Entscheidungen zu treffen, als keine.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich lasse ihnen möglichst viel Freiraum und überzeuge sie davon, warum wir das jeweilige Ziel erreichen wollen oder müssen. Dabei unterstütze ich sie und gebe ihnen das Gefühl, daß der Erfolg des Unternehmens auch der ihre ist.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich hatte das Glück, die richtige Frau zu finden. Wir sind fast 40 Jahre verheiratet und ich würde sie ohne nachzudenken noch einmal heiraten. Meine Frau hat auch immer im Geschäft mitgearbeitet und mich voll unterstützt. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? „Trau dich!“ Man muß ein bißchen Unternehmer sein und nicht Unterlasser, man soll gestalten und nicht verwalten, nicht reagieren, sondern agieren. Man kann alles zumindest teilweise verändern, wenn man wirklich will. Anmerkung zum Erfolg: Leben und leben lassen und viel Spaß daran haben. Viele Dinge muß man machen, aber niemand hindert einen daran, Spaß an der Sache zu haben. Es gibt drei Grundpfeiler, auf denen meine Existenz ruht: Familie, Gesundheit und wirtschaftliche Existenz. Alles, was nicht eine dieser Säulen an- oder umsägt, ist nicht wichtig. Nur wenn ich schon die Erfolgsleiter hinaufgeklettert bin, kann ich auch wieder herunterrutschen.