Zur Karriere von Werner Schrittesser
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich wurde im ländlichen Raum geboren, wo meine Eltern einen Gewerbebetrieb in der holzverarbeitenden Branche hatten. Da ich nach der Pflichtschule keine besondere Idee hatte, was ich beruflich machen sollte, beschritt ich den erstbesten Weg, der sich abzeichnete, nämlich, den elterlichen Betrieb zu übernehmen und absolvierte eine vierjährige Ausbildung im holztechnischen und kaufmännischen Bereich in Salzburg. Prägend war für mich, daß ich in der Hauptschule, wo ich ein relativ schlechter Schüler war, einen Klassenvorstand hatte, der mir nahelegte, immer einen guten ersten Eindruck zu machen und besonders aufmerksam und fleißig zu sein. In Salzburg machte ich die Erfahrung, daß der erste Eindruck ganz wesentlich ist. Nach der Schule kehrte ich nach Hause zurück und war zwei Jahre im elterlichen Betrieb tätig, was mich aber nicht wirklich interessierte. Schon damals begann ich mich für Computertechnik zu interessieren und interessierte mich für die EDV-Branche, die damals noch etwas ganz Besonderes war. Meine Eltern waren sehr verständnisvoll und finanzierten mir eine einjährige Ausbildung an einer EDV-Schule mit Öffentlichkeitsrecht in Wien. Diese Schule schloß ich als Bester ab. Nach der Schule war ich bei verschiedenen Unternehmen vorstellig und wurde 1971 bei Nixdorf Computer als Systemprogrammierer für Onlineterminals aufgenommen. Nachdem ich in der Programmierung sehr gut war, da ich die Fähigkeit hatte, analytisch und logisch bestimmte Dinge zu machen, wurde ich mit verschiedenen Projekten betraut und bekam als Softwareleiter die Verantwortung für alle Projekte im Bereich Banken, Handels-, Dienstleistungs- und Industrieunternehmen. In dieser Zeit erkannte ich, daß die Förderung anderer Menschen sehr wichtig ist. Anfang der Achtziger Jahre war ich einige Monate in Hongkong tätig, wo ich für die Bank of China die Programmierausbildung machte, indem ich Vorträge und Seminare hielt. Der nächste Schritt war für mich, Mitarbeiterverantwortung zu übernehmen. Meine ersten Mitarbeiter waren meine ehemaligen Kollegen, wobei ich erkannte, daß man in einer Führungsverantwortung als ehemaliger Kollege eine schwierige Position hat. 1987 bekam ich die Verantwortung über ein großes Projekt im Sparkassenbereich. Das Besondere war, daß es sehr schlecht lief und ich einer der einzigen war, der dieses Projekt von Anfang bis zum Ende durchstand. In dieser Zeit bekam Nixdorf Computer wirtschaftliche Schwierigkeiten und wurde von Siemens übernommen. Das war für mich ein besonderer Prozeß, weil meine Analysefähigkeit und -methode mit dem Paradigma der Siemens Organisation zusammenpaßte und ich dort erst wirklich Karriere gemacht habe. Ab 1990 war ich als Bereichsleiter für den Vertrieb verantwortlich und ab 1992 hatte ich die Gesamtverantwortung für alle Banken und Versicherungen in Österreich. 1998 kam es zu einer Strukturveränderung und das Hard- und Softwaregeschäfte wurden getrennt. Ich trug diese Veränderung von Anfang an mit, weil es besser ist, wenn man unangenehme Entscheidungen für sich selbst trifft. 1999 wurde ein Teil der ehemaligen Siemens Nixdorf an eine amerikanische Investorengruppe verkauft, daraus wurde die heutige Wincor Nixdorf. Damals hatte ich die Möglichkeit, in der Siemens Organisation zu bleiben oder zu Wincor Nixdorf zu gehen. Ich entschied mich für Wincor Nixdorf, weil man mir dort vermittelte: Wir brauchen dich, wir wollen dich und du bist der Richtige für uns.