Zum Erfolg von Josef Lüftinger
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, daß ich etwas mehr erreiche als andere.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich habe aus dem, was mir zur Verfügung stand, das Beste gemacht.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich war immer wieder sehr innovativ; beispielsweise war ich der Erste am Österreichischen Bausektor, der Moorraupen-Baumaschinen und spezielle Steilwandbagger (Stelzen statt Rädern) einsetzte.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Als ich 1992 die Baugesellschaft gründete und den Bereich Bauschuttrecycling aufbaute, traf ich sehr gute Entscheidungen.
Ist Originalität oder Imitation besser um erfolgreich zu sein?
Man muß immer exklusiv sein und das Unternehmen alle fünf Jahre erneuern. Durch meine Spezialmaschinen erwarb ich mir den guten Ruf: Der Lüftinger, der hat das“. Mundpropaganda ist die beste Werbung.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ein Professor der TU-Wien, der mein Chef auf einer Großbaustelle war und viel Vertrauen in mich setzte, prägte mich insofern, als ich dieses Vertrauen nicht enttäuschen wollte.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich habe einen sehr guten Ruf innerhalb der Branche und bei der Bevölkerung.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Die Probleme werden aufgrund der Gesetzeslage immer mehr. Früher hat jemand nur dann gebaut, wenn er das Geld dazu hatte, heute wird die Insolvenz schon fast fix einkalkuliert, um dem Hersteller die finanzielle Last aufzubürden. Zuerst gibt eine Bank eine Bankgarantie, dann werden die Baukosten überschritten, die Bank entzieht die Garantie, der Auftraggeber geht in Zwangsausgleich und der kleine Unternehmer muß für die Kosten aufkommen - am Schluß gehört das fertige Gebäude der Bank. Auf diese Weise habe ich in den letzten vier Jahren 18 Millionen Schilling verloren, die ich nicht investieren konnte. In den ersten 25 Bestandsjahren habe ich nie einen Anwalt gebraucht und heute komme ich ohne ihn nicht mehr aus. Wenn einer nicht zahlen will, kann er immer neue Einwände vorbringen, da nützt es auch nichts, wenn man alle Normen erfüllt. Die Beweisführung ist schwierig und ich als Unternehmer muß alles vorfinanzieren. Ich bin für viele Nichtzahler die Bank und warte oft neun Monate auf mein Geld.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Erfolg hängt zu 50 Prozent von den Mitarbeitern und zu 50 Prozent von der Firmenleitung ab.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Pünktlichkeit ist oberstes Gebot. Wesentlich ist für mich weiters ordentliches Auftreten, denn es ist wichtig, daß ein Mitarbeiter das Image der Firma hebt und nicht herabsetzt.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich motiviere meine Mitarbeiter in Gesprächen, mit Terminvorgaben und schließlich durch Prämien.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Die Mitarbeiter sehen mich kritisch, weil ich derjenige bin, der die Arbeit heranschafft. Meine Kalkulationen müssen so gestaltet sein, daß sie sie auch abwickeln können.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Unsere größte Stärke ist unsere langjährige Erfahrung auf diesem Sektor. Selbst Architekten suchen unseren Rat, wie man etwas am besten realisiert - wir haben daher die besten Referenzen. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Ich verhalte mich ganz neutral und mache beim Preisdumping nicht mit.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich habe seit 37 Jahren keinen Sommerurlaub mehr gemacht und pro Jahr höchstens eine Woche für das Schifahren verwendet.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
In erster Linie muß jemand, der erfolgreich sein will, arbeitsfreudig sein. Ein weiterer Ratschlag lautet, sich nie bei den Banken zu verschulden. Man muß zuerst Eigenkapital schaffen und sollte erst dann investieren.