Zum Erfolg von Grete Schallaböck
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet mir vor allem dann etwas, wenn es sich um eine wohltuende Tätigkeit an meinen Patienten handelt. Wenn ich nicht wüßte, daß die Anerkennung seitens meiner Patienten auf meinem Verdienst beruht, könnte ich mich nicht darüber freuen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja. Ich habe mich schon immer erfolgreich gefühlt.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich glaube, daß meine große Liebe zum Patienten ausschlaggebend für meinen Erfolg ist. Ich komme jedem Patienten mit großer Wärme, viel Zuwendung und, soweit es möglich ist, mit großem Zeitaufwand entgegen. Ich behandle alle Patienten, auch die schwerste Schizophrenie und Suizidalität bei mir, bin täglich für meine Patienten bis 22 Uhr erreichbar und arbeite eng mit den Angehörigen zusammen. Somit kann den Patienten ein Klinikaufenthalt erspart werden.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Ich habe, als ich nach Leoben kam, sehr üble Erfahrungen mit meinen männlichen Kollegen gemacht, die mir absolut keine Patienten überweisen wollten. Die Patienten sind daraufhin von selbst mit dem Facharztschein zu mir gekommen.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Die Entscheidung, in Leoben zu bleiben, obwohl ich eigentlich nach Graz wollte, war insofern erfolgreich, als ich sie nie bereut habe.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Originalität ist immer besser, um erfolgreich zu sein.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Eigentlich nicht. Mein erster Chef an der Nervenklinik war sehr engagiert, hat mich sehr geschätzt und mir viel auf meinen Weg mitgegeben.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die wichtigste Anerkennung ist jene von den Patienten, ich erhalte aber auch Anerkennung von den Kollegen, der Kammer, meinen Freunden und meiner Familie.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Was mir als Arzt zuwider ist, ist die Tendenz der Medizin in Richtung Apparatemedizin, weg von der Person. Gerade in der Psychiatrie ist die ausreichende Zeit für den Patienten schon die halbe Behandlung, was derzeit nicht immer möglich ist. Die Unpersönlichkeit in der Medizin wird immer ärger.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Meine Kinder lieben mich sehr, wir verstehen uns wunderbar. Obwohl ich mich bewußt nie in das Leben meiner Kinder einmischte, gelte ich als eine dominierende Mutter. Der entschiedene und sichere Eindruck, den ich in Gesellschaft mache, wird als Dominanz gewertet.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Ich habe erstens keine Ordinationshilfe, was die Psychiatriepatienten sehr schätzen, und zweitens keinen Computer, wodurch der persönliche Kontakt nicht durch das Gerät gestört wird, der Blickkontakt bleibt jederzeit gewahrt.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Wenn in der Familie etwas außerordentlich Wichtiges vorkommt, geht natürlich die Familie vor, nur geschieht das praktisch nie.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Mein Rat an zukünftige Ärzte lautet, unbedingt von der Apparatemedizin abzukommen und sich mehr dem Menschen zuzuwenden und Zeit aufzubringen. Meinen Kindern vermittle ich die christliche Maxime: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Zum Erfolg sind Selbstbewußtsein, Liebe und Interesse an der Sache, Zuwendung und Toleranz wichtig.
Ihr Lebensmotto?
Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott.