Zum Erfolg von Robert Müller
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Definierte Ziele zu erreichen und etwas Vorgenommenes zu Ende zu bringen. Viele Menschen haben Schwierigkeiten etwas zu beenden, etwas zu 95 Prozent zu vollenden, ist aber noch kein Erfolg.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Im Bezug darauf, was ich beruflich erreichte, auf jeden Fall. Erfolg kann man an den Faktoren Macht, Geld und Freiheit messen. Für mich bedeutet Erfolg in erster Linie Freiheit, die habe ich. Das Geld ist ebenfalls gewährleistet und obwohl ich in einer Führungsposition bin, ist Macht für mich sekundär.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Eine wesentliche Grundlage ist Beharrlichkeit: Erfolg hat man nur indem man an einer Sache dran bleibt und bei Rückschlägen nicht aufgibt. Weitere Punkte sind sich ständig neue Ziele zu stecken und Herausforderungen zu suchen, die ich in diesem Job habe. In diesem Beruf kommt mir meinem Hang zum Perfektionismus entgegen und da sich die Branche ständig ändert, ist Weiterbildung ein entscheidender Erfolgsfaktor. Als Basis zur Regeneration ist mir mein funktionierendes Privatleben und der Rückhalt durch meine Frau wichtig.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ein privates Schlüsselerlebnis war die HTL-Matura zu bestehen, der berufliche Knackpunkt kam aber erst 1991/92, nachdem ich genug Berufserfahrung gesammelt hatte und mich bereits in der Selbständigkeit bewährt hatte.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Der Wegbereiter für meine berufliche Karriere war meine Ferialpraxis bei IBM in der Zeit von 1980 bis 1983. Ich wollte immer schon mit Computern arbeiten, es gab damals aber noch keine adäquate Ausbildungsrichtung an der HTL. Die Programmierpraxis, für die ich auf einen Teil meiner Ferien verzichtete, war für meine weitere Laufbahn von Entscheidung.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Unsere Branche geht in die Richtung von Wiederverwendbarkeit bestehender Module und auf der Basis bestehender Lösungen eigenes weiterzuentwickeln. Gute Supportleute versuchen einen bestehenden Code zu verstehen, Entwickler hingegen würden ihn lieber neu schreiben. Im persönlichen Bereich muß man sich selbst treu bleiben und sollte nicht versuchen, jemanden zu kopieren.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
In diesem Beruf hat man es immer mit Problemen zu tun, für deren Lösung man nur einen Bruchteil an Dank bekommt. Daher braucht man ein hohes Maß an Selbstmotivation und muß sich selbst Erfolgserlebnisse bereiten. Anerkennung erhalte ich von meinen Vorgesetzten ebenso wie vom Team für die Arbeitsbedingungen und das Equipment, das ich ihnen biete.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Da einer alleine nicht alles wissen kann, ist unser Erfolg meist ein Teamerfolg.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Neben den fachlichen Grundkenntnissen, das heißt einem entwicklungsfähigem Rüstzeug, lege ich insbesondere Wert auf die persönliche Eignung, das heißt Teamfähigkeit, selbständiges Agieren und sich Entscheidungen zuzutrauen. Für die Dienstleistungsbranche ist auch der Wille zur Hilfsbereitschaft wesentliche Voraussetzung.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Von meinen Mitarbeitern wird sehr viel in puncto Arbeiten unter Termindruck, Flexibilität und Mobilität gefordert, da unsere Kunden überall auf der Welt sitzen. Ein gut motiviertes Team ist dazu unerläßlich. Um meine Mitarbeiter, die jeder für sich sowohl Individualisten als auch Teamplayer sind, motivieren zu können, versuche ich die Bedürfnisse des Einzelnen zu verstehen und gehe darauf ein. Häufige Motivation sind Herausforderungen und Lernmöglichkeiten. Im Support, wo man ständig mit Problemen konfrontiert ist, muß einem auch die Möglichkeit gegeben werden etwas anderes zu tun, Anerkennung bekommen und Kritik als Chance zur Verbesserung genützt werden können.
Wie ist Ihr hierarchischer Strukturkoeffizient?
Das Unternehmen beschäftigt weltweit 550 Mitarbeiter, davon rund 50 in Österreich, die von zwei Führungsebenen geleitet werden. Ich bin derzeit für 14, bald aber für 18 Mitarbeiter verantwortlich.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir sind ausschließlich auf Risikomanagement für Banken spezialisiert und sind durch die jahrelange Zusammenarbeit ein bestens eingespieltes Team.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Berufliche Spitzen kann ich durch Extrazeiten für Privates ausbalancieren und schaffe mir auch Rückzugsmöglichkeiten für mich ganz allein. Dieser Ausgleich ist mir wichtig um den beruflichen Herausforderungen begegnen zu können. Meine Aufgaben meiner Frau zu erklären war sehr wesentlich, damit sie versteht, was ich zu tun habe und es akzeptiert.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
In meinem Job sollte die Quote bei zehn Prozent der Zeit liegen, wegen der Unterbesetzung kann ich derzeit aber nur fünf bis sieben Prozent meiner Zeit dafür aufwenden. Derzeit besuche ich einen Französischkurs mit fünf Wochenstunden, lese wöchentlich rd. drei Stunden Fachliteratur und besuche fallweise Fachseminare. Für kommendes Jahr habe ich mir vorgenommen, das geplante Ausmaß an Weiterbildung zu erreichen und täglich vor Arbeitsbeginn eine Stunde für Fachliteratur einzuplanen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Da die Halbwertszeit des Wissens ständig kürzer wird, ist eine ständige Lernbereitschaft wichtig. Die Menschheit ist im Wandel von der Wissens- zur Informationsgesellschaft, man muß nicht alles wissen, aber wissen wo man alles findet, und lernen die richtigen Fragen zu stellen. Ich rate daher jedem, sich intensiv mit der Informationsbeschaffung mittels der neuen Medien (Internet) zu beschäftigen. Aber nicht nur ein guter Job ist wichtig, man sollte auch für ein ausgeglichenes Privatleben sorgen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Im nächsten Jahr will ich meine persönliche Weiterbildung forcieren und mich sportlich mehr betätigen, in den nächsten zwei Jahren will ich französisch sehr gut beherrschen, und innerhalb der nächsten fünf Jahren noch eine weitere Fremdsprache erlernen und mehr Zeit für die Familie aufbringen können. Mein berufliches Lebensziel habe ich im mittleren Management eigentlich erreicht und fühle mich hier sehr wohl. Mit 50 möchte ich finanziell nicht mehr von einer Erwerbstätigkeit abhängig sein und mich mehr privat mit Software im Bereich Spieletheorie und virtuelle Realität beschäftigen.
Ihr Lebensmotto?
Niemals aufgeben.