Zum Erfolg von Helga Hofmeister
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Im Privatleben ist Erfolg für mich Zufriedenheit, im Beruf bedeutet Erfolg für mich, eine vernünftige bottom line und trotzdem ein gutes Arbeitsklima zu haben.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Wenn man die Zufriedenheit der Mitarbeiter als Maßstab nimmt, dann darf ich sagen, daß ich sehr erfolgreich bin. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich selbst bin schwer zu verunsichern, bin nicht autoritätshörig, was für schnelle Entscheidungen sehr wichtig ist, und ich glaube, daß ich mit Menschen gut umgehen kann. Darüber hinaus ist es sicher richtig, daß sich mir bei McCain einige Chancen boten, die ich auch zu nutzen wußte. Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Sicherlich. Vielleicht ist das in der Lebensmittelbranche noch schwieriger, weil es umso weniger Frauen gibt, je näher an der Natur das Produkt ist. Hat man sich dann aber einmal durchgesetzt, kann es unter Umständen als Frau sogar leichter sein. Als Frau unter Männern muß man danach trachten, einfach und eindeutig zu sein. Ich darf aber sagen, daß sich die berufliche Situation der Frauen in den letzten Jahren sicher gebessert hat, und gerade in diesem Unternehmen hatte ich als Frau eigentlich nie Schwierigkeiten.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich denke, ab dem Studium und dann schon relativ bald nach meinem Berufseinstieg. Ich habe heute sehr viel mehr erreicht, als ich mir je gedacht hätte, so habe ich meine heutige Position niemals angestrebt. Aber wirklich gut läuft es seit etwa 2002.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Im Zuge meiner Laufbahn gab es zahlreiche kleine Entscheidungen, die insgesamt zum Erfolg führten. Ein konsequenter Weg erscheint mir wichtiger als eine einzige große Entscheidung. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Innerhalb der Firma gibt es schon jemanden, der schon früh - als ich noch Verkaufsleiterin für Österreich war - mein Potential erkannte und mich förderte. Er hatte gemeinsam mit Herrn McCain die Firma aufgebaut.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Das ist ein Thema, wo man als Frau vielleicht bevorzugt wird. Meine Anerkennung erhalte ich hauptsächlich von meinen Mitarbeitern. Die Übertragung einer erweiterten Verantwortung ist natürlich auch ein nachhaltiges Zeichen der Anerkennung. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Ungelöst ist das Problem der Diskonter, und die Art und Weise, wie klassische Marken damit umgehen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Sie spielen eine sehr große Rolle. Mein Tätigkeitsbereich besteht zu 70 Prozent darin, die richtigen Mitarbeiter zu suchen, zu finden und mit ihnen gemeinsam unsere Ziele umzusetzen. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Ich wähle die Menschen aus, die am besten zur Firma passen und unternehmerisch denken. Es ist auch wichtig, daß sie bereit sind, etwas zu bewegen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Am wichtigsten ist für mich, absolut ehrlich mit meinen Mitarbeitern zu sein, und ich erhalte auch die entsprechende Rückmeldung, daß dies geschätzt wird. Dadurch fühlen sie sich auch in einer sehr schnellebigen Zeit gut aufgehoben und in ihrem Arbeitsbereich geschützt. Dafür erwarte von ihnen, daß sie selbständig und unternehmerisch arbeiten. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Die Stärken des Unternehmens sind auch ein Grund, warum ich mich so wohl fühle: Solange das Resultat stimmt, redet niemand drein. Es gibt viel Respekt und wenig Eifersucht unter den Mitarbeitern, weil jeder weiß, wieviel Eigenverantwortlichkeit hinter den Positionen steckt. Eine Führungsperson wird entweder hundertprozentig anerkannt, oder sie ist nicht lange dabei. In letzter Zeit haben wir unsere Aktivität sehr stark auf die Bereiche Fingerfood und Gastronomie ausgeweitet, was sich als sehr richtige Entscheidung herausstellte. Die Firma vereint auch die Vorteile eines großen Konzerns mit jenen einer überschaubaren lokalen Größe. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Wir sind deutlich schneller im Fällen von Entscheidungen und arbeiten extrem kostengünstig. Wir wachsen jährlich zweistellig, und das mit heute 40 und demnächst 300 Mitarbeitern, wir sind also sehr effizient. Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Das ist schwer zu quantifizieren, aber ich sehe meine größte Verantwortung auch darin, immer wieder neue Dinge in den Betrieb einzubringen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Beruflich habe ich bereits mehr erreicht, als ich mir je vorgestellt habe. Jetzt gilt es auch einmal, die neuen Herausforderungen durch die Kompetenzerweiterung zu meistern.
Ihr Lebensmotto?
Langfristig würde ich nichts machen, was mir nicht Spaß macht.