Zum Erfolg von Birgit Federspiel
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich habe mich im Laufe der Zeit an das hektische Arbeitsleben gewöhnt, sodaß ich es nicht mehr als Streß empfinde.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Ich habe die Erfahrung gemacht, daß man im Wirtschaftsleben eher nach der Position, die man bekleidet, beurteilt wird, weniger nach dem Geschlecht. Je höher man in der Rangordnung steht, desto mehr Respekt wird einem entgegengebracht. Es ist manchmal erschreckend, wie Menschen mich am Telefon behandeln, wenn ich sie bewußt im Glauben lasse, daß sie nicht mit der Geschäftsführerin, sondern mit einer Mitarbeiterin sprechen. Auch das Auftreten eines Menschen spielt für mich diesbezüglich eine größere Rolle als das Geschlecht. Je älter und selbstsicherer man wird, desto mehr Achtung bringt einem seine Umwelt automatisch entgegen. Es ist also eher eine Frage der Selbstsicherheit, der Position und des Verhaltens, ob man es im Berufsleben leicht oder schwer hat.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Unser Reisebüro hat sich durch Originalität durchgesetzt.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Ich bemerke schon seit längerer Zeit, daß die junge Generation vermehrt Reisen selbst über das Internet plant und bucht. Wenn sich dieser Trend durchsetzt, werden Reisebüros früher oder später aussterben.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich glaube, daß ich zielstrebig, launisch, aber im Großen und Ganzen sehr umgänglich bin.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich habe eine ganztägige Fachkraft und ein Lehrmädchen angestellt. Bei ihnen war mir wichtig, daß sie freundlich sind, ein gutes Auftreten haben und sich auch mit mir gut verstehen. Wir arbeiten den ganzen Tag auf relativ engem Raum zusammen, daher ist es von Vorteil, wenn man sich auch privat gut versteht.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Ich agiere kollegial, verlange aber auch ziemlich viel von meinen Mitarbeitern.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir heben uns von den großen Reiseunternehmen ab, indem wir Reisen ganz individuell auf unsere Kunden abstimmen. Wir bieten kein Billigangebot und warten dann auf Kunden, die darauf anspringen, sondern betreuen Kunden, die zu uns kommen und uns beschreiben, wie sie sich ihren Urlaub vorstellen. Wir versuchen dann bestmöglich auf diese Wünsche einzugehen. Das ist der große und entscheidende Unterschied zum Rest der Reiseanbieter. Solche exklusiven Angebote nehmen größtenteils Unternehmen wahr, die ihre Betriebsausflüge einmal anders gestalten möchten, aber auch Gourmetgenießer und Kulturliebhaber bevorzugen diese Art des Reisens.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Wir konzentrieren uns auf die Leistung unseres eigenen Unternehmens und versuchen nicht, andere Produkte zu imitieren.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Als zweifache Mutter und Selbständige muß man einerseits flexibel sein, andererseits aber eine strenge Zeiteinteilung einhalten. Ohne die Hilfe der Großmutter und meiner Kinderfrauen wäre diese Doppelbelastung auf Dauer nicht zu bewältigen gewesen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich beobachte bei vielen jungen Menschen, daß sie viel zu früh aufgeben. Ich denke, daß die nächste Generation mehr Durchhaltevermögen an den Tag legen sollte. Man sollte sich wieder mehr bemühen, Schwierigkeiten zu bewältigen, aus Fehlern zu lernen und an der Erreichung seiner Ziele zu arbeiten. Dieses Phänomen sehe ich im beruflichen, ebenso aber auch im privaten Bereich. Sei es der Partner, der nach einem Streit sofort verlassen wird, oder das Studium, das man nach dem ersten Semester wieder fallenläßt, weil ein Aspekt davon nicht interessant genug ist: generell geben junge Leute viel zu früh auf.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Beruflich geht es mir sehr gut, und ich möchte weiterhin so arbeiten wie bisher. In privater Hinsicht ist es mein großes Ziel, persönliche Zufriedenheit zu erlangen und zu erhalten.