Zum Erfolg von Bernd Clauß
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Meine geschäftlichen Erfolge spielen eine wichtige Rolle für mein Selbstbewußtsein. Ich habe viele Dinge im Leben exzessiv betrieben, dazu gehört auch das Arbeiten. Ich arbeite sehr gerne und das Dachdecken lag mir sofort. Ich liebe diesen Beruf heute noch und bin deshalb ein glücklicher Mensch. Den finanziellen Faktor will ich nicht ausschließen - ich behaupte nicht, daß ich arbeite, um meine alten Klamotten aufzutragen. Ich habe diese Firma vor gut 30 Jahren mit 100 Mark und einer Handvoll Kleingeld gegründet, und es hat geklappt. Das war für mich Erfolg.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Meine straffe Führung hat sicher eine große Rolle bei dem Erfolg gespielt. Auch meine Fähigkeit, gut mit den Kunden umzugehen, war wesentlich. Außerdem bin ich jemand, der sein Metier absolut beherrscht und entscheide vieles aus dem Bauch. Das hat mir oft geholfen. Wichtig für meinen Erfolg war sicher auch mein sogenanntes erstes Leben als Matrose. Das war ein sehr harter Job mit rauhen Sitten, bei dem es hin und wieder mal ein blaues Auge gab. Manchen wurde übel und sie mußten sich übergeben. Ich bin mit dem Schiff über die Weltmeere gefahren und habe viele fremde Länder gesehen. Das alles hat mich geprägt. Ich denke, daß ich mein Durchsetzungsvermögen von meiner Zeit als Matrose habe.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich bin in der Lage zu improvisieren.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich empfand mich als erfolgreich, als ich alle Schulden aus meinem Konkurs bezahlt hatte, weil ich mich dadurch frei fühlte und einen besseren kaufmännischen Ruf erlangte, als wenn ich nie Konkurs anmelden mußte.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Als ich mich entschied, das Dachdecken zu meinem Beruf zu machen, traf ich eine sehr erfolgreiche Entscheidung. Das geschah durch einen Zufall, als ich in einer Gaststätte zwei Dachdecker kennenlernte, die mir einen Job offerierten. Sie meinten, wer auf einen Mast klettern könne, sei auch in der Lage, auf Dächer zu steigen. Sie boten mir fünf Mark die Stunde, und das war 1965 eine Menge Geld und ich probierte es aus, weil ich sowieso knapp bei Kasse war. Es war Sommer und sehr warm, das richtige Wetter für diesen Job. Es gibt Dinge, die liegen einem, und das Dachdecken gehört für mich dazu, und zwar von Anfang an. Ich wollte eigentlich Kapitän werden, beschloß dann aber, als Dachdecker zu arbeiten, und das war die richtige Entscheidung. Ich fühlte mich zum Chef berufen und gründete bereits mit 1968 meine eigene Firma. Dafür bezahlte ich Lehrgeld, aber ich lernte viel. 1981 Konkurs anzumelden war ein ganz entscheidender Punkt in meinem Leben. Rückblickend traf ich wieder eine gute Entscheidung, als ich mich entschloß, alle meine Schulden innerhalb relativ kurzer Zeit zurückzubezahlen, auch die, die ich nicht so rasch bezahlen hätte müssen. Ich schränkte mich dazu persönlich finanziell ein und hatte es acht Jahre später geschafft. Das war ein toller Moment, da fühlte ich mich endlich frei. Von diesem Tag an ging es nur mehr bergauf.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich habe viel Anerkennung erfahren, weil es mir gelungen ist, mich von meinen Schulden aus dem Konkurs zu befreien und heute ein erfolgreiches Unternehmen zu führen.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Es gibt Menschen, die sehen mich als Raubtier, aber auch als jemanden, der sich beizeiten etwas gönnt.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ohne Mitarbeiter würde mein Betrieb nicht in der jetzigen Form ablaufen können. Ich habe drei Dachdeckermeister, die für mich arbeiten und mich unterstützen. Ich kann zum Beispiel keinen Taupunkt ausrechnen, das machen meine Dachdeckermeister für mich. Letztendlich entscheide aber ich.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir zeichnen uns durch beste Qualität aus. Wir betrachten uns als „Mercedes“ unter den Dachdeckern. Ich sage mir, lieber sind wir einen Euro teurer, aber 1,50 Euro besser als die Konkurrenz. Ich habe Stammkunden, die uns Arbeit für 20 bis 25 Mitarbeiter liefern. Sie waren von Anfang an zufrieden mit unserer Arbeit und halten uns seitdem die Treue. Deshalb geht es uns in dieser schlechten Konjunkturphase zwar nicht so gut wie sonst, aber wir sind doch zufrieden.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Das ist nicht einfach. Ich bin überlastet und habe wenig Freizeit.